Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 06. April 2022, 09:18
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Winterschinken

von  Dieter_Rotmund


Dass man Anfang April nochmals so einen Wintereinbruch erlebt, das ist selten. Im Schneegestöber belud ich einen Anhänger, am nächsten Tag fuhren wir am schneebedeckten Schwarzwald vorbei und an schwäbischen Weinbergen entlang. Es wurde ein schöner Wintertag am Neckar.

Passend dazu derzeit im Kino: Abteil Nr.6 (Originaltitel Hytti nro 6, Finnland, Russland, Estland, Deutschland 2021), den ich einen Tag zuvor im Kino sah. Volles Haus, denn draußen ja Schneegestöber. Ein Film über eine sich anbahnende Freundschaft zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können: Laura (Sedi Haarla), die Intellektuelle und Ljoha (Yuriy Borisov), der Spacko, ums mal überspitzt zu formulieren. Sie kommen in Abteil Nr. 6 eines Zuges zusammen. Die Fahrt ist lang, es geht tagelang von Moskau nach Murmansk, der Zug verweilt lange an den Bahnhöfen. Handwerklich einfach gemacht (erinnert an den Dogma-Stil) überzeugen in diesem Film Darsteller und Handlung. Eigentlich passiert nichts allzu Aufregendes, gerade das macht Abteil Nr. 6 so schön anzuschauen. Er ist wie das Leben, wenn man sich aufmacht in die Ferne. Hier sogar bis ans Ende der Welt. 

Der Winter spielt in Zeit zu leben und Zeit zu sterben (Originaltitel A Time to Love and a Time to Die, USA 1958) auch eine gewisse Rolle - sinnbildlich steht er offenbar für eine immer stärker werdende Gefühlskälte in einem untergehenden Nazi-Deutschland des Jahres 1944: Die Gesellschaft beginnt in diesem Film an den Rändern auszufransen. Diesen Film zeigte arte am Abend des 4. April 2022 im linearen Fernsehen (und vermutlich steht er in deren Mediathek). Er wirkt altmodisch, hat aber dennoch Charme. Die orchestrale Filmmusik wirkt oft überzogen, aber man verzeiht es, denn: Es ist Krieg. Die Filme von Regisseur Douglas Sirk wirken wie aus der Zeit gefallen, es sind die Blockbuster der späten 1950er und die der 1960er Jahre. Alle etwas melodramatisch. Diese Remarque-Verfilmung gehört zu seinen besseren Werken. Und ein stattliches deutsch-amerikanisches Staraufgebot hat der Film. Darunter die Schweizerin Liselotte Pulver in eine der Hauptrollen. Die lebt sogar noch. Was für ein Leben!

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