Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 21. Juni 2023, 15:13
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Mal einen Blick auf das - oder ein - französische Kino riskieren

von  Dieter_Rotmund


Gastkolumne von  Eiskimo

Man muss nicht „Die Kinder des Monsieur Matthieu“ kennen, um zu wissen, dass das französische „cinéma“ einen anderen Stellenwert hat als bei uns das deutsche – einen höheren.
Selbst in der Provinz, irgendwo in Burgund auf dem Dorf, gibt es ein gut ausgestattetes Kino. Und das Programm im Juni lautete „Showing Up“ von Kelly Reichardt, „Der Lauf des Lebens“ von Frédéric Sojcher, „Der Schulleiter“ von Chad Chenouga, „Der Geruch des Windes“ von Hadi Mohaghegh und „Omar, die Erdbeere“ von Elias Bekkedar – die Filme sind jeweils freitags und samstags zu sehen, 6 Euro das Ticket, und die Hälfte, wenn man das Abo hat.
Zusätzlich gibt es jetzt im Sommer „Filmnächte“ zu bestimmten Themen. Jüngstes Beispiel ist „Die Nacht der Zeichentrickfilme“ (La nuit des films d´animation), Beginn 19.30 Uhr mit Kurzfilmen von Remy Follis:

- Verrückte Tiere
- 20 Jahre im Schatten
- Der Gesang der Superfrachter
- Shamanic Trip


Nach der Getränke-Pause mit Imbiss folgt um 20.30 Uhr "Für Italiener und Hunde verboten", von Alain Ughetto (1.10 Uhr), Preis der Jury beim „Festival du Film d´Animation d´Annécy 2022.
Der Film spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in Ughettera, der Wiege der Familie Ughetto. Da das Leben dort unerträglich wird, will Luigi Ughetto sein Glück im Ausland suchen. Er überquert die Alpen und macht einen Neuanfang in Frankreich, weit weg von der geliebten Heimat....

Um 21.50 Uhr folgt „Ich habe meinen Restkörper verloren“, ein Zeichentrickfilm von Jérémy Clapin:
1.Preis beim „Festival du Film d´Animation d´Annécy 2020“

In Paris verliebt sich Naoufel in Gabrielle. Etwas weiter weg entkommt eiune abgetrennte Hand aus einem Krankenhaus-Labor. Sie ist fest entschlossen, den zu ihr gehörenden Körper auszumachen. Es folgt eine schwindelerregende Jagd durch die Stadt. Die Hand, aber auch Naoufel und Gabrielle, werden am Ende auf poetische Weise ihr Glück finden.
Um 23.35 Uhr wäre „Nayola“ anzuschauen, ein portugiesischer Zeichentrickfilm von José Miguel Ribeiro, der Angola im Bürgerkrieg zeigt, im Spiegel von zwei Frauen. Wer dann noch fit ist, der sieht um 1.45 Uhr „Blinde Trauerweiden und eine Frau, die schläft“ von Pierre Foldes (1.49 Uhr), um danach zu wissen, wie Tokyo vor einem schlimmen Erdbeben bewahrt wird.

So weit der Blick in die französische „Provinz“, die erstaunlich weltoffen und animierend ist. Die Gemeinde der regelmäßigen Kino-Gänger ist entsprechend groß, ebenso groß wie das Engagement der Ehrenamtlichen, die dieses Kino am Laufen halten – das wäre glatt mal einen kleinen Dokumentarfilm wert!

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Graeculus (22.06.23, 14:54)
Ein schöner Einblick in das Kinoleben der französischen Provinz; ich fürchte, dergleichen gibt es in Deutschland nicht.

 eiskimo meinte dazu am 22.06.23 um 18:35:
Sehr d´accord! Hier leistet Kino das, was m. E. seine genuine Aufgabe ist: Den Blick öffnen für "das Andere". Dann geht man nach einer Vorstellung wirklich beschwingt und inspiriert nach Hause.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 01.07.23 um 15:47:
Schön ist, dass dort das Kino einen festen Platz im gesellschaftlichen Leben hat. Wohingegen hier man fremdelt und mit reichlich doofen Argumenten dagegen agiert. 
Der franz. Kinofilm ist in Deutschland vor allem mit Rentnerkomödien präsent. Kann mal sich angucken, muss man aber nicht.
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