Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 05. Oktober 2011, 18:22
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Comics & Filme - oder das Leben als Daumenkino

von  Lala


I.

Die Anfänge

Seit ich lesen kann, lese ich Comics. Angefangen mit den Rolf Kauka Versionen von Spirou und Fantasio, die bei Kauka Pit und Pikkolo hießen und statt des Marsupilami hieß es Kokomiko. Samt Kaukas Eigengschöpfen wie Fix und Foxi, Lupo und Professor Knox. Deren aberwitzigste Geschichte mir mit dem OHO in Erinnerung ist. Natürlich auch die ersten fünfzig lustigen Taschenbücher von Walt Disney und die damaligen Donald Duck Sonderbände. Dann kamen Asterix und Obelix, bzw. schleppte mein Vater sechs, sieben oder acht von den Alben nach Hause. Wir lasen es gemeinsam, wir lernten es auswendig und wir werfen uns noch heute Stichwörter aus diesem Leseerlebnis an den Kopf.

Das ist nicht ungewöhnlich und zeugt von den spritzigen Dialogen und dem Slapstick Genie Goscinnys, weniger vom Genie Uderzos – dessen Zeichentechnik sich aber klugerweise auch nicht zwischen oder vor die Dialoge drängelte, sondern sich eindeutig dem Diktat Goscinnys unterordnete.
Eine Asterix und Obelix war zwar die erste Comic Verfilmung (Sieg über Cäsar) als Zeichentrick, die ich irgendwann zwischen sechs und acht Jahren im Kino gesehen habe, aber schon damals, war das Kinoerlebnis beeindruckender, nachhaltiger als der Film selbst. Bis auf eine Ausnahme der Asterix und Obelix Verfilmungen - und das hat nichts mit dem zu tun was Comic kann – waren und sind alle Adaptionen der Asterix und Obelix Comics für mich äußerst schlappe Vorlagen, um das Medium Comic und dessen Faszination für mich zu erklären.

Obwohl es sicherlich die erfolgreichste Comic Reihe ist und diejenige war, die in Deutschland am Stärksten für einen besseren Ruf der Comics gesorgt hat, so ist sie ausgerechnet die Reihe, dessen Verfilmungen – ich wette mal jeden Comic Enthusiasten – relativ kalt lasssen. Zumindest so lange kostümierte Schauspieler, Witze nacherzählen müssen, können sie nicht brillieren oder den Zauber wiedergeben, den ein Comic für mich birgt.
Die Faszination, die Asterix und Obelix verströmen, liegt zu neunzig Prozent im Text, nicht in den Bildern. Der Text, die Dialoge überstrahlen alles – das ist so bei Umpapah, Isnogud und Lucky Luke – wobei ich Morris, den Zeichner und Erfinder Lucky Luke, noch als den stärksten Widerpart zu Goscinny erachte. Anders gesagt: Wer etwas über Tempo und Timing lernen will, wer wissen will, wie Geschichten und Pointen funktionieren, der ist bei Goscinny herrvorragend aufgehoben, aber das ist unabhängig vom Medium dessen er sich bediente.

Wer wissen will, was Comic kann, sollte sich vom Dramaturgen, Hauptdarsteller und Regisseur Goscinny lösen. Wenn es Comics gibt, die nicht annähernd in der Qualität wie das Original in ein anderes Medium transponiert werden können, dann die Funnys von Goscinny. Versuchen Sie mal einen Film z. B. der Marx Brothers äquivalent aufs Papier zu bringen?

Die Exkursion über Goscinny musste sein. Denn Asterix und Obelix haben in Deutschland einen sakrosankten Rang für Comics erreicht, wie ihn z. B. Loriot für Humor hat. Das ist – wie in diesem Fall - leider hinderlich, weil mühsam erklärt werden muss, warum eine tiefere Beschäftigung mit ihnen für das Thema Comic (und Film) nicht zielführend sind.

Meine Fixierung auf Goscinny-Comics brach erstmals auf, als ich Alben der Reihe Tim und Struppi in die Finger bekam. Flug 747 nach Sydney. Das war kein Funny. Captain Haddock ist lustig, aber auch nicht so lustig wie Obelix. Obelix säuft auch, aber Haddock krankhaft. Kohlen an Bord? Das war kein Funny. Tim läuft mit Maschinengewehr durch die Einstellungen und es wird scharf geschossen. Tim und Struppi? Das ist James Bond und das in einer Qualität, die mir heute nur die besten Bond Filme in Blue Ray liefern können, aber Tim und Struppi las ich schon mit zehn Jahren. Herge öffnete meinen Blick und verschaffte mir ein nachhaltigeres Kopfkinocomicerlebnis als mein erster Zeichentrickfilm (Sieg über Cäsar). Nebenbei und obendrein konsumierte ich die amerikanischen Superhelden Superman, Batman und gelegentlich Spiderman. Deren Heftchen empfand ich aber meist als schlecht und abgeschmackt. Batman und Spiderman gefielen mir als Figuren zwar ganz gut, aber das DC oder Marvel Universum blieb im Trashtresor. Mit diesen Figuren konnte ich nicht viel anfangen. Noch.

Im zweiten Zeil geht es dann über Politik, Pubertät und Philosophie oder Spiegelman, Crumb und Eisner.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (06.10.11)
Art Spiegelman? Hu, hartes Brot und sicherlich was ganz anderes als Fix und Foxi (um mal bei Mäusen zu bleiben, oder sind/waren Fix und Foxi Eichhörnchen?).

In meiner Jugend las ich überwiegend Asterix&Obelix und Tim&Struppi. Ich finde sie auch heute klasse, bin mir aber unsicher, ob mich das überhaupt in irgendeiner Weise geprägt hat. Prägen Comics überhaupt? Nur eines fällt mir ein: Ich war früh anspruchsvoll, die Konkurrenz von LTB, Clever&Smart u.ä. habe ich kaum wahrgenommen, kam mir immer leicht dämlich vor.
Kurios damals: Die Digedags (nur in der Bibliothek zu bekommen), Prinz Eisenherz (ohne Sprechblasen) und die Peanuts (irgendwie immer etwas traurig).

 Didi.Costaire (06.10.11)
Ja, die lustigen Taschenbücher von Walt Disney...
Eine selbstbewusste Bezeichnung, die dennoch nicht peinlich war.
Bei verfilmten Comics geht es mir heute meistens auf den Sack, dass man offenbar meint, nervige und quakige Stimmen wären besonders lustig. Trotzdem waren Schweinchen Dick und Bugs Bunny in meiner Kindheit die absoluten Knüller im Fernsehen. Asterix kam später.
Gruß, Dirk

 Lala (12.10.11)
Hallo Dieter_Rotmund,

Nimbus scheint sich ja an die Comicwelt Kaukas hervorragend zu erinnern und daher hoffe ich, dass ich jetzt nix falsches sage: Fix und Foxi sind Füchse. Damals war da neben Asterix und Obelix und den anderen Goscinny Klassikern auch nicht die Auswahl in deutschen Zeitungskiosken (gabs in den Siebzigern schon Comic-Läden?) Die gingen natürlich auf Nummer sicher. Clever und Smart ist auch so eine Reihe, die (ich erinnere mich an ein Album mit „Arturo Attentato“) damals erfolgreich lief. Klassischer Slapstick-Funny und vom Tempo und Irrwitz durchaus als Vorlage für heutige Action-Comedy Filme zu sehen, oder nicht? Was es noch gab waren diese Zack Box Comic Alben (da gab es Blueberry und Michel Vaillant (auch Lucky Luke), leider konnte ich mit ersterem damals nichts anfangen, ich Trottel). Comics prägen. Klar. Ich hatte keine Knete fürs Kino, und war auch zu klein und Comics boten erstklassige Filme. Wenn Filme prägen können, dann Comics auch. Spannend Dein Hinweis auf die Digedags. Meine Frau war so verrückt mir die ersten Digedags im Jubiläums Reprint zu schenken. Hegen ist spannend, weil er zum einen nicht völlig frei in der Themenwahl war oder besser gesagt: seine Geschichten haben - vielleicht auch selbst gewünscht? – einen klar betonten Lehrcharakter. Zum anderen ist Hegen ein großartiger Zeichner, der eigentlich nur bei den DigeDag Figuren, die auch durchweg kleiner, kindlicher als die anderen Figuren sind, den Knollenasenwunsch befriedigt, bei allen anderen Figuren aber eher realistischer zeichnet, bzw. deren Simplifizierung eher der Enge eines Panels geschuldet ist.

Hallo Didi,

heute würde ich auch sagen, dass Lustig ein Euphemismus bei den Dingern ist. Aber ich habe die ersten 50 und die sind gut. Selbst die Micky Bände, die ich eigentlich nicht mag, gehen da. Das mag auch eine Altersfrage sein. Aber ich erinnere mich auch sehr gern daran, dass die Dinger farbig, s/w waren. Farbfernsehen, s/w. ;)
Ja, die Pieps oder Fiep Stimmen sind schrecklich. Auch Donald hat und schnattert auch heute nicht. Im Gegenteil.

Hallo Nimbus,

Du hast ja lexikalisches Erinnerungsvermögen an die Kauka Welt! Hut ab. Und ich merke gerade, dass die Kommentare eigentlich Dieters Frage „Können Comics prägen?“ schon beantwortet haben. Danke für die Erinnerung an Oma Eusebia, die hatte ich nicht mehr im Plan gehabt. Und stimmt: immer mit dem Nudelholz hinter Lupo her. Kannst ja mal mit Koka (Kauka?) nachspielen :))

Hallo schronzdorf,

klasse, dass ich bei Dir den Nerv mit Tim und Struppi getroffen habe. Die Alben waren für mich auch Gold und Kinokarte. Leider hatten wir damals nicht alle Alben so komplett wie die Asterix Bände. Ich meine mich zu erinnern, dass mein ältester Bruder auf den Dingern saß. Aber wenn ich die in den Fingern hatte, dann war das ein Riesenspaß und was besonders. Bei Verknappung der Rohstoffe wird der Besitz umso wertvoller ;) Als ich dann, ab ca. 8. 9. Klasse, Crumb, Eisner, Freak Brothers, Seyfried, Spiegelman las, habe ich Herge aus den Augen verloren, aber ich weiß noch genau, wie geil ich das fand, als ich ein büschen mehr verdiente, dass ich mir endlich Tim und Struppi selber kaufen konnte, und die Reihe komplettieren konnte. Gut, dass Herge keinen Nachfolger hat. Die Serie bleibt erhalten. Bei z. B. Spirou und Fantasio, Asterix und Obelix wird leider die Cash Kuh so gemolken, dass darunter die prägende Kraft verloren geht. Freue mich über Dein Gefallen und hoffe, den nächsten Part nicht zu versemmeln, denn „A Contract with God“ ist auch eines der Comics wo ich ganz große Augen beim Lesen gemacht habe.
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