Bernd das Kaninchen

Kindergeschichte zum Thema Märchen

von  Aguaraha



Es war einmal in einer schönen Wiese am Waldesrand ein Kaninchenkind mit Namen Bernd.
Als Bernd noch ganz klein war entdeckte er das Schreien. Das war sehr bemerkenswert für ein Kaninchen, denn diese Tiere sind bekanntlich überaus leise. Vielleicht hatte er Hunger oder er langweilte sich. Was aber er an jenen Tag lernte war: Mama und Papa Kaninchen kommen sofort, wenn Baby Bernd schreit.
Das fand Bernd einfach nur schön. So war es nicht selten vorgekommen, dass Bernds Schreie durch den ganzen Bau halten, gefolgt durch das Sausen der herbeieilenden Eltern.
„Bernd sei leise, sonst kommt der Fuchs!“ – ermahnte der Vater.
„Oder der Wolf!“ – fügte besorgt Mutter Kaninchen hinzu.
Bernd hörte nicht hin. Bernd war einfach nur glücklich als Mama und Papa Kaninchen bei ihm waren.

Eines Tages durfte Bernd zum ersten Mal aus dem Bau. Das ist ein großer Tag im Leben eines Kaninchens. Bernd war begeistert und versprach auch ganz artig zu sein.
Die Wiese war wunderbar und der Himmel so weit und hell. Das frische Gras schmeckte und roch so gut, dass Bernd glaubte es sei das glücklichste Kaninchen auf der ganzen der Welt.
So wollte es mit den anderen Kaninchenkindern spielen und tollen. Doch dann passierte es.
„Mama meint, ich soll nicht mit dir Spielen,“ – sagte Anna, das kleine Kaninchenmädchen. „Mama meint, das wäre  gefährlich.“
Die Kaninchenkinder hoppelten davon. Bernd blieb traurig zurück. Bernd war wütend, es kochte in ihm, er kämpfte gegen die Tränen und dann schrie er – das Versprechen artig zu sein, hatte er vergessen.
Alle Kaninchenkinder sausten in den Kaninchenbau. Papa und Mama Kaninchen aber sausten zu Bernd.
„Bernd sei leise, sonst kommt der Fuchs!“ – ermahnte der Vater.
„Oder der Wolf!“ – fügte besorgt Mutter Kaninchen hinzu.
Bernd wollte gerade unter Tränen etwas erzählen als einer der Erwachsenen das Alarmsignal trommelte.
„Bernd!“ – rief Vater Kaninchen noch und raste mit allen anderen Kaninchen in den Bau.
Bernd aber war wütend und blieb stehen. Hatte Mama und Papa ihn nicht mehr lieb? Bernd schrie und weinte so laut er konnte.
Hoch oben auf dem Baum räkelte sich indessen müde eine große Eule.

Der Fuchs schlich in der Gegend. Er hatte Hunger und war von Bernds Rufen angelockt worden.
Als aber niemand Bernd tröstete, warf er sich auf den Boden und strampelte wie wild.
Der Fuchs, der gerade auf Bernd springen wollte erschrak. „Ist das Kaninchen vielleicht krank?“ – fragte er sich und blieb unschlüssig vor diesem stehen.
Mama und Papa Kaninchen flüsterten: „Bernd, der Fuchs ist stehen geblieben. Mach einen Sprung und eile herbei!“.
Doch Bernd hörte es nicht. Bernd hörte nur sein eigenes Schreien.
Hoch oben auf dem Baum schaute verschlafen die große Eule dem Treiben zu.

Der Wolf  schlich in der Gegend. Auch er hatte Hunger und war von Bernds Rufen angelockt worden.
Als aber noch immer niemand Bernd tröstete, strampelte und schrie er noch viel wilder.
Der Wolf, der gerade auf Bernd springen wollte erschrak. „Hat das Kaninchen vielleicht die Tollwut?“ – fragte er sich und blieb ebenfalls unschlüssig neben dem Fuchs stehen.
Mama und Papa Kaninchen flüsterten: „Bernd, der Fuchs und der Wolf sind stehen geblieben. Mach einen Sprung und eile herbei!“
Doch Bernd hörte es nicht. Bernd hörte nur sein eigenes Schreien.

Hoch oben auf dem Baum schaute jetzt richtig verärgert die große Eule. Sie landete plötzlich neben Bernd und biss entschlossen in dessen Stummelschwanz.
Das arme Kaninchen hopste voller schmerzen so hoch es konnte und landete vor dem Fuchs.
Bernd erschrak, sein Herz pochte angsterfüllt. Der Fuchs aber, wunderte sich.
Bernd hopste in der anderen Richtung und stieß hart mit dem Wolf zusammen. Bernd erschrak noch mehr, sein Herz pochte noch heftiger.
„Au!“ - sagte der Wolf sichtlich erstaunt.
Jetzt endlich rannte Bernd an der großen Eule vorbei und in den rettenden Bau hinein.
„Ich habe kein Hunger.“ – sagte die große Eule zu den verdutzten Jägern und flog wieder in ihren Baum zurück. „Ich will nur endlich Schlafen!“

Bernd aber, hat nie wieder geschrien. Er wurde sogar noch leiser als alle anderen Kaninchen. So bekam es den Beinamen: „Bernd der leise – ohne Stummel“. Und das, obwohl er seinen Stummelschwanz noch viele, viele Jahre behalten hatte.



Anmerkung von Aguaraha:

Für Julian, ...

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (03.01.08)
hihii...die ist lieb, die geschichte - so richtig für kinder,
die rotznasen-tests durchgeben, hm?
oder halt einfach die regeln, die gelten austesten und
auch durch spielerische geschichten lernen wollen oder
sollen, was sich gehört...hmhm.

;)

herzlich
kirsten

 Aguaraha meinte dazu am 03.01.08:
Kommt das so deutlich rüber, ja? der Wille zum erziehen?

 souldeep antwortete darauf am 04.01.08:
ja, für mich schon - ich bin jedoch nicht das mass...frag mal
andere...

ich meine, in der geschichte selbst geht es schon um erziehung,
deshalb wird das thema ja direkt transportiert.

:)

 Aguaraha schrieb daraufhin am 05.01.08:
Du hast recht, ... ich habe es für meinen Sohn geschrieben - genau mit dieser Absicht, ...
Widderspruch (34)
(13.04.08)
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Funkelperlenaugen (52) äußerte darauf am 25.01.11:
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Funkelperlenaugen (52)
(28.01.11)
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