Fern ab von unserer Zeit, da lebte einmal eine junge Elsterdame. Und wie man es den Elstern so nachsagt, so stahl auch unsere Elsterdame gern einmal Dinge.
Besonders hatten es ihr die glitzernden Gegenstände angetan, wie Armbanduhren, Ringe oder anderer Schmuck.
Doch auch vor Wurst, Käse und Brot, machten die diebischen Elstern keinen Halt. Sie waren habsüchtig und egoistisch und ihnen war keine Frechheit zu groß...
Doch eines Tages kehrte die Elsterdame in sich und beschloss, nie wieder zu stehlen. Sie sorgte von nun an auf eine andere Art und Weise für ihr Lebenswohl - indem sie viel über das Land flog, sammelte und suchte, aber den anderen Tieren und auch den Menschen nichts mehr wegnahm.
Sie lebte viel zufriedener als zuvor und einige Elstern taten ihr gleich.
Eines Tages lernte die Elsterdame einen Elsterherren kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebte.
Die beiden unternahmen sehr viel, flogen über Baumwipfel und Häuser und hielten sich an ihre Prinzipien, nicht mehr zu stehlen. Sie flogen Loopings, hüpften an flachen Bachläufen herum und schnatterten vergnügt in den Rosenhecken. Ein schöneres Leben konnten sich die zwei Vögel nicht ausmalen.
Doch die Wolken der Dunkelheit zogen schneller über ihr gemeinsames Glück, als ihnen lieb war.
Herr Elster verlor einen Flügel durch einen Schuss und konnte von nun an nur noch hüpfen und etwas flattern. Er lebte in einer hohlen Baumwurzel und die Elsterdame suchte jeden Tag Nahrung für ihn, denn die Liebe war stärker als Krankheit und Not und die Behinderung änderte nichts an ihren Gefühlen.
Doch als der Winter hineinbrach und die Nahrung nun knapp wurde, da begann die Elsterdame sich den Elsterkopf zu zerbrechen, wie sie ihren liebsten Gatten durchbekommen würde. Sie schaffte es ja kaum, sich selbst zu ernähren.
Dem Elstermann entging die traurige Miene seiner Liebsten nicht und er bat sie, fortzufliegen und nie mehr wiederzukommen. Er wollte, dass sie woanders ihr Glück finden sollte.
Die Elsterdame aber sträubte sich und kam immer wieder zurück.
Inzwischen war es sehr kalt geworden und eine eisige weiße Schneedecke lag über dem Land. Traurig und aufgeplustert hockte die Elsterdame auf einem kahlen Ast und starrte in die Richtung eines Bauernhofes. Wenn sie jeden Tag nur ein ganz kleines bisschen aus den Futtertrögen der Tiere stehlen würde, dann würden sie es vielleicht über den Winter schaffen.
Die Elster fackelte nicht lange und stahl das Essen und brachte es zu ihrem Liebsten. Die Uhr des Bauern brachte sie auch gleich mit, da diese durch ihr Glitzern und den reflektierenden Schnee die dunkle Baumwurzel liebevoll in Licht hüllte. So gelang es dem Elsterpaar, dass sie den nächsten Frühling erlebten.
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann stiehlt die Elsterdame auch heute noch. Aber nicht, weil sie diebisch ist, sondern liebisch. Und so wurde diese Elsterdame seitdem auch genannt: Die liebische Elster - denn sie stahl aus Liebe und nicht aus Habgier.
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eine schöne geschichte. In so einem fall kann man auch stehlen, es ist ja dann nicht aus habgier, sondern nur um über die runden zu kommen und um anderen zu helfen. So wie Robin Hood es auch gemacht hat.