Lachen lernen - ein Versuch

Innerer Monolog zum Thema Wahnsinn

von  pentz

Lachen lernen

Gerade, vorhin in einem Gespräch mit einem Freund, konnte ich doch lachen. Ich lachte, und mein Freund machte mich darauf aufmerksam: „Siehst, Du lachst doch!“, nachdem ich ihm zuvor erzählt habe, dass ich feststellen musste, dass ich so gut wie überhaupt nicht lachte. Ich sei ein zu ernster Mensch.
Gut, ich hatte gelacht. Als es mir gesagt wurde, merkte ich es sofort, es war kaum eine Sekunde vergangen. Ich will aber auch spontan lachen. Dazu will ich mir das Thema hervorrufen, worüber ich vorhin gelacht hatte. Es sind eine halbe Stunde vergangen. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, worüber ich gelacht habe.
Es ist zu blöd, du bist zu blöd, das angestrengte Suchen danach, was dich zum Lachen verführte, bringt dich in einen ernsten Zustand und verleitet dir nur das spontane Lachen. Das genau willst du doch: grundlos lachen können.
Warum nur fällt es mir so schwer?
Nein, nicht nach dem Warum fragen, das vergällt dir nur die Möglichkeit sofort im Ansatz, erstickt es, rohrkrepiert das Lachen.
Lach!!!
Lach doch mal!
Schweigen.
Lach, lach, lach, lach!
Nein, mit verkrampften Befehlen geht es erst recht nicht.
Hm.
Schwierig.
Am besten ich denke jetzt nicht darüber nach, wende mich anderem zu, vielleicht merke ich, dass ich lache, während ich lache; vielleicht lache ich öfter, ohne, dass ich es merke.
Aber beim Lesen? Wohl kaum.
Ja, beim Gespräch, so wie gerade bei meinem Bekannten, da eher.
Aber, was bleibt mir schon übrig, schließlich ist kein Gesprächspartner zur Hand gerade.
Beobachte dich einmal. Vielleicht lachst du ja auch dann, wenn du alleine bist?
Möglicherweise ansatzweise und wenn du es aufspürst, kannst du es verstärken, und dann wird es dir so wie einem Schauspieler möglich sein, der grundlos einfach lachen kann. Das wär’s.
Okay, zum Lesen! Oder lieber Instrumentspielen?
Gute Frage, welche Tätigkeit könnte dich am ehesten dazu verführen zu lachen?
Buch und Instrument – Knopf wie Hopf. Nein, was anderes.
Fernsehschauen – das hat mir noch gefehlt. Lieber nicht lachen und noch alle Tassen im Schrank haben, als umgekehrt. Nein – dann verzichte ich lieber aufs spontane Lachen – was wiederum zeigt, dass dir die nötige Konsequenz fehlt. Stimmt, stimmt auffallend.
Hör auf mich solchen Gedanken.
Genau!
Also Lesen!
Seufz.
Lachen sollst du statt Stöhnen. Das sage ich mir! Ach, ist das zum Verzweifeln.
Sollst nicht daran denken, an so was: Verzweifeln.
Also, Schluss: Übergehen zum Lesen!

(wenige Minuten später).
Halt, ich hab’s vielleicht.
Ich muss mich in eine Situation hineinversetzen, wo ich gelacht habe. Worüber – natürlich über mich. Das stimuliert am meisten.
Kannst du das?
Grübel.
Mir fällt nichts ein.
Siehste!
Les lieber jetzt wieder.
Aber eigentlich wäre das schon der Grund zu lachen – oder zu weinen? Für beides guter Grund dafür.
Geht nicht. Geb’s auf!

Aber du musst innehalten, genau.
Versuche dir ein Situation herauszubeschwören, streng dich an, in deinem Namen!
-
Nichts, einfach nichts.
-
Aber immerhin kannst du über dich deswegen schmunzeln. Ja, das kann ich. Über meine Unfähigkeit. Na, welch ein Anfang, aber immerhin einer. Genau.
Schmunzel Schmunzel. Schmunzel
Und tschüs!

Titel dieser Aufzeichnung müsste eigentlich lauten: Misslungene Anleitung zum grundlosen Lachen.
Schmunzel.

Übrigens. Wie sieht es bei Dir aus? Ja, bei Dir, Leser! Kannst Du grundlos lachen? Einfach so?

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