Ohne Wohlstand ist alles nichts - essayistische Kurzgeschichte
Innerer Monolog
von pentz
Ohne Wohlstand ist alles nichts oder „No Future – kein Wohlstand“
Inmitten der Anti-Klimawandel-Demo in Berlin – die eigentlich Klimaerhitzungswandel-Demo heißen müsste und warum wird sie so verharmlosend genannt? [und damit fängt der eigentliche Betrug schon an!] – hält ein 16jähriges Mädchen ihr High-Tech-Smart-Phone dicht am Ohr: "Vater, kannst beruhigt sein, mir geht es gut!"
Der Vater atmete erleichtert auf.
„Alles ist reibungslos vonstatten gegangen. Die Busfahrt, der Marsch hierher zum Brandenburger Tor und nun diese herrliche Großdemonstration von Klimagegnern! Ich bin so etwas von glücklich!“
„Okay, Kind!“, dachte er und legte auf.
„Marsch!? Das klingt gut!“ Der dies sagte, war der Großvater im Rollstuhl, der daneben saß und dieses Wort herausgehört hatte.
„Ja, Vater. Das ist eine neue Bewegung, die...“
„Bewegung, das klingt gut!", schwärmte der Opa über die neue Protestwelle der Jugend. Er dachte dabei an eine andere, für ihn wichtig gewesene.
„Wenn der wüßte!", dachte er, aber es war ihm zu mühsam, den Unterschied zwischen der neuen und der ehemals in diesem Land zur Opas Jugendzeit zu erklären.
„Ich bringe Dich in Dein Zimmer!“, sagte er lieber und fuhr den Opa in sein Refugium. Man musste ihn jetzt behandeln wie ein kleines Kind, dachte er bedauernd, als er ihn zurück in sein Arbeitszimmer schob.
Apropos „Kind".
Abkürzung "Kind im neuen Deutschland", das Akronym für einen Verein, der sich nach dem Fall der Mauer gegründet hat, um die armen Brüder und Schwestern aus dem Osten auch künstlerisch zu fördern. Eine profitable Melkkuh für ihn. Viele Freiwillige, Engagierte, Kümmerer und Sich-Sorgen-Machende aus dem Umkreis, wer will nicht seinen "Verwandten" helfen, traten diesem Verein bei, auch er. Wurden Veranstaltungen durchgeführt, bekamen nicht etwa die eingeladenen Ostkünstler die aus dem gemeinnützigen Verein freiwillig durch Spenden, Vereinsmitgliedschafts-Beiträge und Sponsoreneinlagen zu erhebenden, sogar vereinbarten Gagen, oft wurde sie gar nicht ausgezahlt, mit Alkoholika, Anreisespesen und dergleichen Peanuts abgewimmelt und vertröstet, weil sie sich gut drücken konnten davor, wir die Wessis, was er jetzt mit leicht hämisch-grinsenden Gesichtes erinnerte. Besonders er, der Verwalter, er, der finanzielle Vertreter dieses Vereins nach Außen hin, er bekam am meisten von diesen gutgemeinten Geldern ab, indem er Parkplatzgebühren, meist fiktiv, es kamen so viele gar nicht, dem Topf dieses Vereines entzog, ein leichtes Spiel, als Kassenwart, der mit der Verwaltung, der Kommune und dem Landkreis in Verbindung stand, so daß sich im Laufe seiner Funktion Gelder privat einstecken ließen, die eigentlich an die Behörde zu zahlen gewesen wären, vorgeblich, so viel wie er dem Kinds-Verein in Rechnung stellte waren es eben nicht, so daß er sich eine hübsche Summe privat abzwackte.
Nach Jahren endlich hatte er erreicht, mit diesem Geld, wenn auch nicht nur mit diesem, aber löwenanteilsmäßig, wovon er stets geträumt hatte: Eigenhaus-Besitzer zu sein, sogar stolzer einer Villa, und seine Kinder haben natürlich neben der besten Ausbildung, nicht gerade eine renommierte Privatschule, aber dafür eine klassische, regionale Montessori-Schule mit besten hypertechnischen Apparaturen, die gerade in der Jugend en vogue waren.
Seine älteste Tochter war darin Vorreiterin, die sich natürlich auch in der neuen jugendlichen Protestbewegung "Friday for Future" engagierte, vorreiterisch, avantgardistisch, worauf er auch stolz war und mit den bestmöglichsten Geräten unterstützt, bestückt und ausgestattet hatte, die, wenn er recht überlegte, eigentlich das forcierte, wogegen die Klimagegner auf die Barrikaden gingen: Co2-Ausstoß, Gewinnung chemischer Substanzen im Rohstoffabbau, Planierung von freien Flächen, nachdem sie diese ausgebeutet hatten nach der Abholzung von quasi Dschungel-Gebieten undsoweiter.
Ach ja, Vernetzung der Organisation von Demonstrationen hatte eben ihren Preis, ihren Aufwand, erforderte technische Ausrüstung, die eigentlich dem Ziel der Demonstrationen kontraproduktiv gegenüberstanden, was seine Tochter letztlich vehement leugnete, abstritt und in Abrede stellte, zumindest ihm gegenüber in den langen geführten Diskussionen.
Aber er glaubte es besser zu wissen. Jedoch hütete er sich wohlweislich dies allzu scharf kundzutun.
Er seufzte. Ohne es zu merken.
Hauptsache seine Tochter war im Gespräch, setzte sich als Sprecherin in Szene, führte andere Menschen an, womit sie sich einen guten Ruf und viel Erfahrung aufbauen und aneignen konnte. Dieses Bestreben unterstützte er mit allen seinen Möglichkeiten, die er sich im Laufe seiner Berufslaufbahn erworben, an sich gerissen und unter dem Nagel gerissen hatte.
Wenn er an eine unangenehme Situation mit der Sache mit dem "Kind" dachte, empfand er ein komisches Gefühl.
Nach einer Dichterlesung, der Dichter aus dem Osten, dort drüben in Bautzen oder Maobit einmal eingesessen, nach dem Westen geflohen, von Sozialhilfe lebend, in einer Universitätsstadt, die sich einen "Dichter" leistete, und nach der Lesung hatte dieser noch dagesessen, auf seine Gage gewartet, aber, der Blödmann, hat er vielleicht einen Laut diesbezüglich losgelassen? Viel zu stolz. Als ein anderer intervenierte, daß man diesem Schriftsteller mit seiner tollen Lesung vor ca. 10 Leuten doch sein Geld geben sollte, hatte er es ihm gegeben, um nicht einen größeren Aufstand zu riskieren. Jener hat das Geld angeschaut, als wäre es abstoßender Kot oder sonst ein Kotzbrocken, hat gemurmelt: "Damit hat man den Osten auch gekauft!", aber schließlich wohl doch eingesteckt, in diesem Fall zurecht im Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern, die Geld für nichts und wieder nichts einheimschten, nur weil sie sich wiedervereinigen wollten, größeres Deutschland und so. Ja, die Rechten. Inzwischen werden sie richtig gefährlich.
Er schaute zum Fenster hinaus, wo ihn ein dicker Vorhang fast die Sicht nahm. Er hatte es ganz gern, wenn das Büro ein bißchen verdunkelt war. Da fühlte er sich sicherer, wohler und heimeliger.
Dieser Dichter. Hat bestimmt schließlich das Geld genommen, was er selbst zwar nicht gesehen hat, denn er wurde in ein Gespräch verwickelt, aber davon auszugehen ist es. Alle knicken sie vor dem Geld ein, selbst die Jungen werden diese Erfahrung noch machen, dass ohne nichts geht.
Er seufzte. Ohne es zu merken.
Aber davon habe ich mittlerweile genug, gelobt sei es. Sofern man denn je genug davon haben kann? Das ist die Crux. Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Jetzt hat die Corona-Welle sehr vieles über den Haufen geschissen und durcheinander gebracht, was wieder mal zeigte, daß Geld die Nerven beruhigt. Ohne ist alles Scheiße!
Und die sogenannte Wiedervereinigung war ein gutes Geschäft!
Er wandte sich vom mit Vorhängen halb zugezogenen Fenster weg zu seinem Schreibtisch, setzte sich aber nicht hin, sondern schaute stehend auf den Bearbeitungswulst der Steuererklärungen seiner Klienten, wobei sein Blick auf die eines Bekannten fiel. Wie er der Rubrik, Spenden an Vereinen ersehen konnte, war auch dieser Mitglied der neuen Initiative: „Umweltschutz für die Heimat!" Anders hätte es kaum sein können, erinnert er sich doch genau, daß dieser ehemals auch bei dem Kind-Verein gewesen war, als zwar nicht aktives, aber, worauf?s ankam, zahlendes Mitglied, den er selbst angeworben hatte und diese neue Begegnung passt wie die Faust aufs Auge: die Naiven lassen sich immer mit den selben Argumenten fangen: trage Deinen Obolus für die Allgemeinheit, für das Wohl unserer Gemeinschaft und der Zukunft unserer Kinder bei. Der Slogan '"Umweltschutz kostet!'", verfing in diesem Zusammenhang genauso wie ehemals das Postulat: unterstützt unsere benachteiligten Brüder und Schwestern aus dem Osten. Das wurde auf der Makroebene, in der Politik, auf Bundesebene mit dem sogenannten Solidaritätszuschlag, dem. „Soli", realisiert, nun ist es auf dieser Ebene die „Erneuerbare-Energie-Steuer".
Genauso wie die da oben die Bürger einlullen, verführen und mißbrauchen wird dies natürlich im Kleinen gemacht, in der Kommune, in der Gemeinschaft, in den Städten und Gemeinden, auf dem Lande, auf der unteren Ebene.
So haben sie hier in der Kleinstadt eine „Baumaufforstungs-Initiative" gegründet, die mit der gleichen Maxime in Bewegung gesetzt wird: "Umweltschutz kostet!"
Er selbst, sofort die Zeichen der Zeit erkannt, hat sie mitbegründet und ins Leben gerufen, basierend auf dem selben Prinzip wie ehemals das "Kind": auf privater Initiative hin einen sogenannten gemeinnützigen Verein. Für einen guten Zweck zahlten viele in eine Kasse und er und andere bedienten sich davon mit Gründen, die vorgeschoben waren: Unterstützung einer Wiederaufforstungsinitiative von idealistischen Bürgern, die in ihrer Freizeit Zeit und Energie investierten, um einen Bereich des heimischen Waldes aufzuzuforsten.
Sicherlich, er als Kassenwart gab den Vertretern dieser Blauäuigen Vereinsgeld dafür, um die notwendigen Mittel hierzu zu beschaffen, aber zum einen nicht in diesem Umfange, wie es die finanziellen Möglichkeiten hätten erlauben können. Zum anderen verwaltete er natürlich die Belege selbst, ließ sie teilweise unterzeichnen, sofern nicht vermeidbar, zwar meist selbst, nachdem vergewissert, daß unter den naiven Bioaktivisten keine Verwaltungsangestellten und Bekannte waren, die näher mit einer Steuer- und Abrechnungsbehörde verbunden gewesen wären - hätte er sonst befürchten müssen, daß evtl. Nachfragen, nachprüfungen und -forschungen stattfanden, was wohl auch nicht entlarvend gewesen wäre, da er die Buchhaltung dieses Bürgervereins nahezu allein und autonom tätigte und verwaltete und daß die Eintragungen in deren Büchern mit denen gegenüber der Behörde auf Stimmigkeit verglichen werden bzw. überprüft werden würde, war höchst unwahrscheinlich, verbaten sich doch die meisten dieser Vereinsmitglieder von den mitunter "feindlich" wahrgenommenen Staatsvertretern ins Handwerk gepfuscht zu bekommen - streiten sich zwei, freut sich der Dritte, der er war? Voilá.
"Mit dem Gesetz kann man reicher werden als gegen das Gesetz", hieß ein chinesisches Sprichwort, das so viel mehr süße Wahrheit enthielt, seitdem er sich daran hielt und das war, nachdem er sich am Anfang seiner beruflichen Karriere auf diesem Sektor mit illegalen, unlauteren und regelwidrigen Handlungen gehörig die Hände verbrannt hatte. Nee, denn lieber mit den Wölfen heulen und dabei Beute machen, die fetter waren als diejenigen, die er erhaschte, wenn alle gegen ihn anbellten und anknurrten.
Wieder dachte er an seine Tochter. Sie sind jetzt in Berlin, vorm Brandenburger Tor unter der Quadriga, auf dem Hauptstandort der Demonstration. Da alles gut gegangen ist mit der Kommunikation. Aber da dürfte nichts gefehlt haben. Beste Smart-Phones und beste Softeware, alles mit seinem Geld finanziert, was die diesbezügliche Ausstattung seiner Tochter anbelangt. Wüßte sie, wie dies zustandegekommen ist, was würde sie sagen oder tun?
Tja, Widerstand braucht auch Geld. Widerstand kostet Geld, auch der.
Leicht verschwommen erinnerte er sich an eine Auseinandersetzung in dieser Hinsicht mit ihr. War schon länger her. Hatte aber zu keiner ernsthaften Disput, Konflikt und Zerwürfnis mit ihr geführt.
Berlin! Tja, dort können sie ruhig demonstrieren, diese jungen Menschen. Können sich blenden lassen von der großen Stadt, von diesem monumentalen Bauwerk aus Stelen, auf dem ein beeindruckende Plastik stand, die Quadrika, und alles das mit goldendurchfluoresziertem Licht bestrahlt, damit der Eindruck um so erhabener ist.
Nur der Schein ist rein! Und der trügt meist!
Denn kaum 60 Kilometer von der Hauptstadt wurde ein zighektagroßer Wald abgerodet und eine neue, hochtechnisierte Elektro-Auto-Werkstatt aufgebaut, das das Grundwassereservoir würde in „Mitleidenschaft“ ziehen.
Aber die Jungen demonstrierten weit weit weg davon. Berauschten sich an ihrer hochtechnisierten Umwelt... bundfarben alles, bernsteinfarben die Dioden der Smart Phones, goldfarben die Neonbestrahlung des Bauwerkes, aber es ist nicht alles Gold was glänzt.
Wenn die Tochter bei ihrer Auseinandersetzung über die Geldfrage gewußt hätte, daß ihr Väterchen Aktien von Tesla, so die amerikanische Firma, die das neue Hightech-Werk aufbaute, besaß, sprich daß ihr Vater ein Investestor, ein Anleger, ein Teil dieser Firma sei, von der er sich Dividende, Rückzahlung und damnit Geldmittel erhoffte, von der schließlich auch sie selbst, die Tochter würde profitieren können, dann...
Tja, ein Glück, dass die Jungen doch nicht alles wußten, verstanden, überblickten...
Schließlich, was dachte sie denn? Von Nichts kommt nun mal nichts. Und? Wiederstand ist auch teuer, zumal gegen so mächtige Gegner, die mit Geld alles haben und kaufen konnten. Die Industrie! Ha, wer war stärker, mächtiger, geldgieriger und-gesättigter als diese?
Er sah sich seinen Computer an, einer der schnellsten, inzwischen längst schillernsten und funktionstüchtigsten, den es jemals gegeben hat.
Und diese neue Bewegung des „Friday for Future“?
Auch hier die beste Technologie. Nur damit ließe sich dieser Widerstand gegen die Klimaerwärmung realisieren. Wissen die Aktivisten nicht, was in diesen Maschinen steckt, die sie für die Organisation des Widerstands, der Kommunikation untereinander, des Sich-Verständigens über Zusammenkünfte benutzen und brauchen? Seltene Erden, Silizium, Lithium, dieses und jenes Erz, das erst einmal abgebaut werden muss, bevor es verarbeitet werden kann? Und welcher immense Co2-Ausstoß beim Abbau freigesetzt wird? Gar nicht zu reden schließlich von den Umweltschäden, -belastungen und -verschandelungen bei der Entsorgung dieser Geräte. Wobei es schon beim Aufbau der Infrastruktur zum funktionierenden Einsatz dieser Geräte angefangen hat?
Nein, ein Band ohne Ende. Man kann nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Letztlich hilft nur Verzicht, Einschränkung, Herunterfahren des Konsumbedarfs, global denken, lokal handeln, aber die Frage steht da und bleibt: ist die Menschheit dazu bereit; kann sie es noch? Möchte sie es überhaupt?
Selbst diese Fragen, diese wirklich essentiellen, relevanten werden gar nicht mehr gestellt, stattdessen wird umgebaut, ein Teufel mit dem anderen ausgetrieben: AKW - weg, Windkraft her - und damit Verschandelung der Umwelt; digitale Technologie her - Schönheit der Umwelt zum Teufel, weil an allen Ecken und Ende diese häßlichen Bauelemente oder auf vielen Dächern Antennen angebracht sind, daß man sich selbst in organisch gewachsenen Altstädten wie in einer Fabrik vorkommt.
Hm,.
Ist eine signifikante Konsumeinschränkung möglich?
Denn nur ein solcher Konsumverzicht half - aber ob die junge Generation Digitalausrüstung wie Smart-Phone, ihr Lieblingslutscher, auf höchstschnellem Vernetzungsgeschwindigkeiten verzichten wollte, konnte? Fraglich!
Aber nur das ist der Ausweg, die Lösung.
Wengleich...
Klar, viele häßliche Windkraftwerke zerstören die schöne Umwelt, unschöne Solarpaneelen auf Häuserdächern verunzieren die Heimeligkeit, aber machen sie nicht kaputt. Damit, letztlich nur damit, und so sah er es auch, mit der erneuerbaren Energieherstellungsgewinnung ist der Schadstoffausstieg, die Energiewende, der Klimawandel zu bewerkstelligen! Nur für den Preis einer volltechnisierten Umwelt.
Dabei hatte die Familie noch großes Glück, daß dieser Kelch an ihnen bislang vorbeigegangen war. Ihre Villa befand sich in einem Stadtteil, wo sich nicht schon an jeder Ecke diese grauen Digital-Breitbandkästen befanden. Leider waren die Asphaltstraßen aufgerissen und behelfsmäßig und schlecht, weil schnell, schnell gemacht wieder zugekittet worden. Das konnte man nicht übersehen. Sie selbst, seine Familie, befand sich jedoch in einem Bezirk, wo dies einigermaßen reibungslos vonstatten gegangen war oder besser ging, denn es schien ein Band ohne Ende zu sein, der Fortschritt eben, und sein Engagement diesbezüglich im Stadtrat, bei ihnen hier drumherum sorgfältiger mit Baumaßnahmen bezüglich digitaler Infrastruktur vorzugehen, war von Erfolg gekrönt worden, sofern er dies mit anderen Stadtbereichen verglich.
Er seufzte. Ohne es zu merken.
Er schaute auf die Uhr: nunmehr ist der Höhepunkt der Veranstaltung. Und seine Tochter würde ihre Stimme durch ein Mikrofon weit übers Feld, übers weite Feld vor dem Brandenburger Tor erheben.
Der Vater, der es dieser ermöglichte, dies tun zu können, also dies ermöglicht hatte, indem er den Wohlstand der Familie auf dem Unglück anderer Menschen aufgebaut hatte, spürte seine Brust vor Stolz sich weiden.
Würde man ihm jedoch diese Redewendung vorgeworfen haben, daß er sein Glück, sprich seinen Wohlstand auf dem Unglück anderer, sprich deren Armut aufgebaut hatte, hätte er entschieden widersprochen. Diejenigen, mit denen er es zu tun hatte, waren zufrieden und annähernd glücklich, denn sie bildeten sich ein, daß sie bekämen, was sie mochten. In gewisser Weise stimmte dies auch, nur nicht im gerechten Umfange, im annähernd angemessenen und zuträglichen Maße. Aber? und das sind sie nun einmal seine Mitbürger - was bedeutet schon das getrogene Glück der Satten, Zufriedenen und scheinbar Wohlständigen?
Insgesamt sind sie keine radikalen Dichter, die Jungen, das steht nun mal fest. Hoffentlich bleibt es dabei.
‚Hoffentlich wird meine Tochter auch nicht eine’, dachte er...
© Werner Pentz
Inmitten der Anti-Klimawandel-Demo in Berlin – die eigentlich Klimaerhitzungswandel-Demo heißen müsste und warum wird sie so verharmlosend genannt? [und damit fängt der eigentliche Betrug schon an!] – hält ein 16jähriges Mädchen ihr High-Tech-Smart-Phone dicht am Ohr: "Vater, kannst beruhigt sein, mir geht es gut!"
Der Vater atmete erleichtert auf.
„Alles ist reibungslos vonstatten gegangen. Die Busfahrt, der Marsch hierher zum Brandenburger Tor und nun diese herrliche Großdemonstration von Klimagegnern! Ich bin so etwas von glücklich!“
„Okay, Kind!“, dachte er und legte auf.
„Marsch!? Das klingt gut!“ Der dies sagte, war der Großvater im Rollstuhl, der daneben saß und dieses Wort herausgehört hatte.
„Ja, Vater. Das ist eine neue Bewegung, die...“
„Bewegung, das klingt gut!", schwärmte der Opa über die neue Protestwelle der Jugend. Er dachte dabei an eine andere, für ihn wichtig gewesene.
„Wenn der wüßte!", dachte er, aber es war ihm zu mühsam, den Unterschied zwischen der neuen und der ehemals in diesem Land zur Opas Jugendzeit zu erklären.
„Ich bringe Dich in Dein Zimmer!“, sagte er lieber und fuhr den Opa in sein Refugium. Man musste ihn jetzt behandeln wie ein kleines Kind, dachte er bedauernd, als er ihn zurück in sein Arbeitszimmer schob.
Apropos „Kind".
Abkürzung "Kind im neuen Deutschland", das Akronym für einen Verein, der sich nach dem Fall der Mauer gegründet hat, um die armen Brüder und Schwestern aus dem Osten auch künstlerisch zu fördern. Eine profitable Melkkuh für ihn. Viele Freiwillige, Engagierte, Kümmerer und Sich-Sorgen-Machende aus dem Umkreis, wer will nicht seinen "Verwandten" helfen, traten diesem Verein bei, auch er. Wurden Veranstaltungen durchgeführt, bekamen nicht etwa die eingeladenen Ostkünstler die aus dem gemeinnützigen Verein freiwillig durch Spenden, Vereinsmitgliedschafts-Beiträge und Sponsoreneinlagen zu erhebenden, sogar vereinbarten Gagen, oft wurde sie gar nicht ausgezahlt, mit Alkoholika, Anreisespesen und dergleichen Peanuts abgewimmelt und vertröstet, weil sie sich gut drücken konnten davor, wir die Wessis, was er jetzt mit leicht hämisch-grinsenden Gesichtes erinnerte. Besonders er, der Verwalter, er, der finanzielle Vertreter dieses Vereins nach Außen hin, er bekam am meisten von diesen gutgemeinten Geldern ab, indem er Parkplatzgebühren, meist fiktiv, es kamen so viele gar nicht, dem Topf dieses Vereines entzog, ein leichtes Spiel, als Kassenwart, der mit der Verwaltung, der Kommune und dem Landkreis in Verbindung stand, so daß sich im Laufe seiner Funktion Gelder privat einstecken ließen, die eigentlich an die Behörde zu zahlen gewesen wären, vorgeblich, so viel wie er dem Kinds-Verein in Rechnung stellte waren es eben nicht, so daß er sich eine hübsche Summe privat abzwackte.
Nach Jahren endlich hatte er erreicht, mit diesem Geld, wenn auch nicht nur mit diesem, aber löwenanteilsmäßig, wovon er stets geträumt hatte: Eigenhaus-Besitzer zu sein, sogar stolzer einer Villa, und seine Kinder haben natürlich neben der besten Ausbildung, nicht gerade eine renommierte Privatschule, aber dafür eine klassische, regionale Montessori-Schule mit besten hypertechnischen Apparaturen, die gerade in der Jugend en vogue waren.
Seine älteste Tochter war darin Vorreiterin, die sich natürlich auch in der neuen jugendlichen Protestbewegung "Friday for Future" engagierte, vorreiterisch, avantgardistisch, worauf er auch stolz war und mit den bestmöglichsten Geräten unterstützt, bestückt und ausgestattet hatte, die, wenn er recht überlegte, eigentlich das forcierte, wogegen die Klimagegner auf die Barrikaden gingen: Co2-Ausstoß, Gewinnung chemischer Substanzen im Rohstoffabbau, Planierung von freien Flächen, nachdem sie diese ausgebeutet hatten nach der Abholzung von quasi Dschungel-Gebieten undsoweiter.
Ach ja, Vernetzung der Organisation von Demonstrationen hatte eben ihren Preis, ihren Aufwand, erforderte technische Ausrüstung, die eigentlich dem Ziel der Demonstrationen kontraproduktiv gegenüberstanden, was seine Tochter letztlich vehement leugnete, abstritt und in Abrede stellte, zumindest ihm gegenüber in den langen geführten Diskussionen.
Aber er glaubte es besser zu wissen. Jedoch hütete er sich wohlweislich dies allzu scharf kundzutun.
Er seufzte. Ohne es zu merken.
Hauptsache seine Tochter war im Gespräch, setzte sich als Sprecherin in Szene, führte andere Menschen an, womit sie sich einen guten Ruf und viel Erfahrung aufbauen und aneignen konnte. Dieses Bestreben unterstützte er mit allen seinen Möglichkeiten, die er sich im Laufe seiner Berufslaufbahn erworben, an sich gerissen und unter dem Nagel gerissen hatte.
Wenn er an eine unangenehme Situation mit der Sache mit dem "Kind" dachte, empfand er ein komisches Gefühl.
Nach einer Dichterlesung, der Dichter aus dem Osten, dort drüben in Bautzen oder Maobit einmal eingesessen, nach dem Westen geflohen, von Sozialhilfe lebend, in einer Universitätsstadt, die sich einen "Dichter" leistete, und nach der Lesung hatte dieser noch dagesessen, auf seine Gage gewartet, aber, der Blödmann, hat er vielleicht einen Laut diesbezüglich losgelassen? Viel zu stolz. Als ein anderer intervenierte, daß man diesem Schriftsteller mit seiner tollen Lesung vor ca. 10 Leuten doch sein Geld geben sollte, hatte er es ihm gegeben, um nicht einen größeren Aufstand zu riskieren. Jener hat das Geld angeschaut, als wäre es abstoßender Kot oder sonst ein Kotzbrocken, hat gemurmelt: "Damit hat man den Osten auch gekauft!", aber schließlich wohl doch eingesteckt, in diesem Fall zurecht im Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern, die Geld für nichts und wieder nichts einheimschten, nur weil sie sich wiedervereinigen wollten, größeres Deutschland und so. Ja, die Rechten. Inzwischen werden sie richtig gefährlich.
Er schaute zum Fenster hinaus, wo ihn ein dicker Vorhang fast die Sicht nahm. Er hatte es ganz gern, wenn das Büro ein bißchen verdunkelt war. Da fühlte er sich sicherer, wohler und heimeliger.
Dieser Dichter. Hat bestimmt schließlich das Geld genommen, was er selbst zwar nicht gesehen hat, denn er wurde in ein Gespräch verwickelt, aber davon auszugehen ist es. Alle knicken sie vor dem Geld ein, selbst die Jungen werden diese Erfahrung noch machen, dass ohne nichts geht.
Er seufzte. Ohne es zu merken.
Aber davon habe ich mittlerweile genug, gelobt sei es. Sofern man denn je genug davon haben kann? Das ist die Crux. Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Jetzt hat die Corona-Welle sehr vieles über den Haufen geschissen und durcheinander gebracht, was wieder mal zeigte, daß Geld die Nerven beruhigt. Ohne ist alles Scheiße!
Und die sogenannte Wiedervereinigung war ein gutes Geschäft!
Er wandte sich vom mit Vorhängen halb zugezogenen Fenster weg zu seinem Schreibtisch, setzte sich aber nicht hin, sondern schaute stehend auf den Bearbeitungswulst der Steuererklärungen seiner Klienten, wobei sein Blick auf die eines Bekannten fiel. Wie er der Rubrik, Spenden an Vereinen ersehen konnte, war auch dieser Mitglied der neuen Initiative: „Umweltschutz für die Heimat!" Anders hätte es kaum sein können, erinnert er sich doch genau, daß dieser ehemals auch bei dem Kind-Verein gewesen war, als zwar nicht aktives, aber, worauf?s ankam, zahlendes Mitglied, den er selbst angeworben hatte und diese neue Begegnung passt wie die Faust aufs Auge: die Naiven lassen sich immer mit den selben Argumenten fangen: trage Deinen Obolus für die Allgemeinheit, für das Wohl unserer Gemeinschaft und der Zukunft unserer Kinder bei. Der Slogan '"Umweltschutz kostet!'", verfing in diesem Zusammenhang genauso wie ehemals das Postulat: unterstützt unsere benachteiligten Brüder und Schwestern aus dem Osten. Das wurde auf der Makroebene, in der Politik, auf Bundesebene mit dem sogenannten Solidaritätszuschlag, dem. „Soli", realisiert, nun ist es auf dieser Ebene die „Erneuerbare-Energie-Steuer".
Genauso wie die da oben die Bürger einlullen, verführen und mißbrauchen wird dies natürlich im Kleinen gemacht, in der Kommune, in der Gemeinschaft, in den Städten und Gemeinden, auf dem Lande, auf der unteren Ebene.
So haben sie hier in der Kleinstadt eine „Baumaufforstungs-Initiative" gegründet, die mit der gleichen Maxime in Bewegung gesetzt wird: "Umweltschutz kostet!"
Er selbst, sofort die Zeichen der Zeit erkannt, hat sie mitbegründet und ins Leben gerufen, basierend auf dem selben Prinzip wie ehemals das "Kind": auf privater Initiative hin einen sogenannten gemeinnützigen Verein. Für einen guten Zweck zahlten viele in eine Kasse und er und andere bedienten sich davon mit Gründen, die vorgeschoben waren: Unterstützung einer Wiederaufforstungsinitiative von idealistischen Bürgern, die in ihrer Freizeit Zeit und Energie investierten, um einen Bereich des heimischen Waldes aufzuzuforsten.
Sicherlich, er als Kassenwart gab den Vertretern dieser Blauäuigen Vereinsgeld dafür, um die notwendigen Mittel hierzu zu beschaffen, aber zum einen nicht in diesem Umfange, wie es die finanziellen Möglichkeiten hätten erlauben können. Zum anderen verwaltete er natürlich die Belege selbst, ließ sie teilweise unterzeichnen, sofern nicht vermeidbar, zwar meist selbst, nachdem vergewissert, daß unter den naiven Bioaktivisten keine Verwaltungsangestellten und Bekannte waren, die näher mit einer Steuer- und Abrechnungsbehörde verbunden gewesen wären - hätte er sonst befürchten müssen, daß evtl. Nachfragen, nachprüfungen und -forschungen stattfanden, was wohl auch nicht entlarvend gewesen wäre, da er die Buchhaltung dieses Bürgervereins nahezu allein und autonom tätigte und verwaltete und daß die Eintragungen in deren Büchern mit denen gegenüber der Behörde auf Stimmigkeit verglichen werden bzw. überprüft werden würde, war höchst unwahrscheinlich, verbaten sich doch die meisten dieser Vereinsmitglieder von den mitunter "feindlich" wahrgenommenen Staatsvertretern ins Handwerk gepfuscht zu bekommen - streiten sich zwei, freut sich der Dritte, der er war? Voilá.
"Mit dem Gesetz kann man reicher werden als gegen das Gesetz", hieß ein chinesisches Sprichwort, das so viel mehr süße Wahrheit enthielt, seitdem er sich daran hielt und das war, nachdem er sich am Anfang seiner beruflichen Karriere auf diesem Sektor mit illegalen, unlauteren und regelwidrigen Handlungen gehörig die Hände verbrannt hatte. Nee, denn lieber mit den Wölfen heulen und dabei Beute machen, die fetter waren als diejenigen, die er erhaschte, wenn alle gegen ihn anbellten und anknurrten.
Wieder dachte er an seine Tochter. Sie sind jetzt in Berlin, vorm Brandenburger Tor unter der Quadriga, auf dem Hauptstandort der Demonstration. Da alles gut gegangen ist mit der Kommunikation. Aber da dürfte nichts gefehlt haben. Beste Smart-Phones und beste Softeware, alles mit seinem Geld finanziert, was die diesbezügliche Ausstattung seiner Tochter anbelangt. Wüßte sie, wie dies zustandegekommen ist, was würde sie sagen oder tun?
Tja, Widerstand braucht auch Geld. Widerstand kostet Geld, auch der.
Leicht verschwommen erinnerte er sich an eine Auseinandersetzung in dieser Hinsicht mit ihr. War schon länger her. Hatte aber zu keiner ernsthaften Disput, Konflikt und Zerwürfnis mit ihr geführt.
Berlin! Tja, dort können sie ruhig demonstrieren, diese jungen Menschen. Können sich blenden lassen von der großen Stadt, von diesem monumentalen Bauwerk aus Stelen, auf dem ein beeindruckende Plastik stand, die Quadrika, und alles das mit goldendurchfluoresziertem Licht bestrahlt, damit der Eindruck um so erhabener ist.
Nur der Schein ist rein! Und der trügt meist!
Denn kaum 60 Kilometer von der Hauptstadt wurde ein zighektagroßer Wald abgerodet und eine neue, hochtechnisierte Elektro-Auto-Werkstatt aufgebaut, das das Grundwassereservoir würde in „Mitleidenschaft“ ziehen.
Aber die Jungen demonstrierten weit weit weg davon. Berauschten sich an ihrer hochtechnisierten Umwelt... bundfarben alles, bernsteinfarben die Dioden der Smart Phones, goldfarben die Neonbestrahlung des Bauwerkes, aber es ist nicht alles Gold was glänzt.
Wenn die Tochter bei ihrer Auseinandersetzung über die Geldfrage gewußt hätte, daß ihr Väterchen Aktien von Tesla, so die amerikanische Firma, die das neue Hightech-Werk aufbaute, besaß, sprich daß ihr Vater ein Investestor, ein Anleger, ein Teil dieser Firma sei, von der er sich Dividende, Rückzahlung und damnit Geldmittel erhoffte, von der schließlich auch sie selbst, die Tochter würde profitieren können, dann...
Tja, ein Glück, dass die Jungen doch nicht alles wußten, verstanden, überblickten...
Schließlich, was dachte sie denn? Von Nichts kommt nun mal nichts. Und? Wiederstand ist auch teuer, zumal gegen so mächtige Gegner, die mit Geld alles haben und kaufen konnten. Die Industrie! Ha, wer war stärker, mächtiger, geldgieriger und-gesättigter als diese?
Er sah sich seinen Computer an, einer der schnellsten, inzwischen längst schillernsten und funktionstüchtigsten, den es jemals gegeben hat.
Und diese neue Bewegung des „Friday for Future“?
Auch hier die beste Technologie. Nur damit ließe sich dieser Widerstand gegen die Klimaerwärmung realisieren. Wissen die Aktivisten nicht, was in diesen Maschinen steckt, die sie für die Organisation des Widerstands, der Kommunikation untereinander, des Sich-Verständigens über Zusammenkünfte benutzen und brauchen? Seltene Erden, Silizium, Lithium, dieses und jenes Erz, das erst einmal abgebaut werden muss, bevor es verarbeitet werden kann? Und welcher immense Co2-Ausstoß beim Abbau freigesetzt wird? Gar nicht zu reden schließlich von den Umweltschäden, -belastungen und -verschandelungen bei der Entsorgung dieser Geräte. Wobei es schon beim Aufbau der Infrastruktur zum funktionierenden Einsatz dieser Geräte angefangen hat?
Nein, ein Band ohne Ende. Man kann nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Letztlich hilft nur Verzicht, Einschränkung, Herunterfahren des Konsumbedarfs, global denken, lokal handeln, aber die Frage steht da und bleibt: ist die Menschheit dazu bereit; kann sie es noch? Möchte sie es überhaupt?
Selbst diese Fragen, diese wirklich essentiellen, relevanten werden gar nicht mehr gestellt, stattdessen wird umgebaut, ein Teufel mit dem anderen ausgetrieben: AKW - weg, Windkraft her - und damit Verschandelung der Umwelt; digitale Technologie her - Schönheit der Umwelt zum Teufel, weil an allen Ecken und Ende diese häßlichen Bauelemente oder auf vielen Dächern Antennen angebracht sind, daß man sich selbst in organisch gewachsenen Altstädten wie in einer Fabrik vorkommt.
Hm,.
Ist eine signifikante Konsumeinschränkung möglich?
Denn nur ein solcher Konsumverzicht half - aber ob die junge Generation Digitalausrüstung wie Smart-Phone, ihr Lieblingslutscher, auf höchstschnellem Vernetzungsgeschwindigkeiten verzichten wollte, konnte? Fraglich!
Aber nur das ist der Ausweg, die Lösung.
Wengleich...
Klar, viele häßliche Windkraftwerke zerstören die schöne Umwelt, unschöne Solarpaneelen auf Häuserdächern verunzieren die Heimeligkeit, aber machen sie nicht kaputt. Damit, letztlich nur damit, und so sah er es auch, mit der erneuerbaren Energieherstellungsgewinnung ist der Schadstoffausstieg, die Energiewende, der Klimawandel zu bewerkstelligen! Nur für den Preis einer volltechnisierten Umwelt.
Dabei hatte die Familie noch großes Glück, daß dieser Kelch an ihnen bislang vorbeigegangen war. Ihre Villa befand sich in einem Stadtteil, wo sich nicht schon an jeder Ecke diese grauen Digital-Breitbandkästen befanden. Leider waren die Asphaltstraßen aufgerissen und behelfsmäßig und schlecht, weil schnell, schnell gemacht wieder zugekittet worden. Das konnte man nicht übersehen. Sie selbst, seine Familie, befand sich jedoch in einem Bezirk, wo dies einigermaßen reibungslos vonstatten gegangen war oder besser ging, denn es schien ein Band ohne Ende zu sein, der Fortschritt eben, und sein Engagement diesbezüglich im Stadtrat, bei ihnen hier drumherum sorgfältiger mit Baumaßnahmen bezüglich digitaler Infrastruktur vorzugehen, war von Erfolg gekrönt worden, sofern er dies mit anderen Stadtbereichen verglich.
Er seufzte. Ohne es zu merken.
Er schaute auf die Uhr: nunmehr ist der Höhepunkt der Veranstaltung. Und seine Tochter würde ihre Stimme durch ein Mikrofon weit übers Feld, übers weite Feld vor dem Brandenburger Tor erheben.
Der Vater, der es dieser ermöglichte, dies tun zu können, also dies ermöglicht hatte, indem er den Wohlstand der Familie auf dem Unglück anderer Menschen aufgebaut hatte, spürte seine Brust vor Stolz sich weiden.
Würde man ihm jedoch diese Redewendung vorgeworfen haben, daß er sein Glück, sprich seinen Wohlstand auf dem Unglück anderer, sprich deren Armut aufgebaut hatte, hätte er entschieden widersprochen. Diejenigen, mit denen er es zu tun hatte, waren zufrieden und annähernd glücklich, denn sie bildeten sich ein, daß sie bekämen, was sie mochten. In gewisser Weise stimmte dies auch, nur nicht im gerechten Umfange, im annähernd angemessenen und zuträglichen Maße. Aber? und das sind sie nun einmal seine Mitbürger - was bedeutet schon das getrogene Glück der Satten, Zufriedenen und scheinbar Wohlständigen?
Insgesamt sind sie keine radikalen Dichter, die Jungen, das steht nun mal fest. Hoffentlich bleibt es dabei.
‚Hoffentlich wird meine Tochter auch nicht eine’, dachte er...
© Werner Pentz