Therapieresistent

Gedicht zum Thema Humor

von  plotzn

Als Erster erhebt sich der biedere Peter
und trägt seinen neuesten Zweizeiler vor.
Die Stimme klingt etwas nach Handelsvertreter -
Beachtung erfordernd und dennoch sonor:

„Was haben im Dichterhirn Zellen gemeinsam?“
Es folgt eine kunstvolle, kleine Zäsur.
„Stirbt eine davon, ist die andere einsam!“
Er schaut in die Runde, doch diese bleibt stur.

Kein Lachen, kein Grinsen, nur eisiges Schweigen,
die Stimmung im Saal wirkt verschlossen und kühl,
als hätte er eben nur Todesanzeigen
verlesen, für Peter ein blödes Gefühl.

Als Nächster steht Ernst auf, ein schüchterner Kleiner,
mit einem Gedicht über Anglerlatein
und mittendrin  murmelt der grimmige Heiner:
„Was soll denn so lustig an ‚Partnerwal‘ sein?“

Ein jeder kommt dran und so geht es noch weiter,
die Rolle des Lesenden wechselt rundum.
Die Werke der Dichter sind größtenteils heiter,
das Publikum aber bleibt gnadenlos stumm.

Am Ende löscht einer der Truppe die Lichter,
am Boden liegt einsam ein Zettel mit Reim.
Die Selbsthilfegruppe ‚Humorlose Dichter
von lustigen Werken‘ geht stillschweigend heim.

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (23.02.13)
Böse, Klasse, grünschwarz (=in Abwandlung von schwarzem Humor), treffsicher --> Sternchen
LG
tulpenrot
P.S. --- > noch'n Sternchen
(Kommentar korrigiert am 23.02.2013)

 plotzn meinte dazu am 24.02.13:
Besten Dank für das Lob und die Sternchen, tulpenrot! Grünschwarz gefällt mir

lg Stefan
chichi† (80)
(23.02.13)
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 plotzn antwortete darauf am 24.02.13:
Vielen Dank, Gerda und Grüße vom Rest der Selbsthilfegruppe!

lg Stefan

 Didi.Costaire (24.02.13)
Hallo Stefan,
das klassische Motiv des Clowns, der mitunter ein sehr ernster, wenn nicht gar trauriger Mensch ist, bringst du hier in völlig neuem Gewand gekonnt rüber, inhaltlich wie rhythmisch. Ein absolut druckreifes Gedicht.
Liebe Grüße, Dirk

 plotzn schrieb daraufhin am 24.02.13:
Besten Dank, Dirk! Ja, druckreif - du kennst das Gedicht ja schon aus der neuesten BGL Ausgabe.

Bei Buchhaltern oder Werbetextern scheint es größere Parallelen zwischen Beruf und Wesenszügen zu geben. Die sind wohl Voraussetzung, um den Beruf gut ausüben zu können.

Clowns dagegen sollen das Publikum erheitern, nicht sich selbst. Und ich muss jetzt mein Gedicht für die nächste Sitzung vorbereiten

lg Stefan
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