Nachtseite der Erde. Version 2

Tagebuch zum Thema Melancholie

von  franky

Offene Ohren, Ungewaschen und schmutzig suchen sie mich ab,
nach was Vernehmbarem, das als geistige Speise zu verwenden wäre.
Mir hungert schon der Magen aus dem Bauch!
Lauter ungenießbares Zeug in Anmarsch.

Stopfe mich voll mit dem Rauch von abgebrannten Zigaretten.
Herzlich wenig, für so viel Herz.
Meine Schreibmaschine bellt so laut durch die Nacht des
30.8.70 2 Uhr früh, dass ich angst habe
meine Mitbewohner aus dem Schlaf zu klopfen.

Ich sing mir ein Lied, hoffe auch einen Text dazu zu finden.
Aus dem innersten Inneren will ich ihn hervorzaubern!
Es wimmert der ö3 etwas Falsches dazwischen,
ich lass ihn aber spielen, dann bin ich nicht so alleine wach.

Die Nacht hat aus mir einen Schatten geboren. Er wandert fort.
Anfangs kann ich mit den Himmelsrichtungen nichts Rechtes anfangen.
Da wirt mir klar, die offene Türe ruft mir zu, zu flüchten.
Offene Fensterbalken strecken helfend ihre Arme aus,       
einen Weg zu suchen, den ich schon längst gefunden hätte,
wenn ich mehr licht bekommen würde.

Doch für mich gibt es keine Sternschnuppe auf der Nachtseite der Erde.
Ich quäle mir eine verwunschene Hoffnung aus den Adern.
Schweige mir eine verzweifelte Hand vor die Lippen.
Ein Kreuzfeuer prasselt auf mich nieder.

Die Lüge steht Schmiere und verrät nicht eine Zungenlänge,
Warum ich trotzdem nicht schweige; Es ist der einzige Ausweg wach zu bleiben,
Der Tag wird aufwachen und zu mir Sagen:
„Nimm deine gesunde Bleibe mit auf den langen Weg .“
Mit ausgehungerten Händen werde ich dann Liebe
Auf ein Kreuz zeichnen, dass vielleicht größer geworden ist,
das aber immer noch mir gehört.

Hart schlägt die Erwartung auf mich ein.
Stütze meine Hände auf, um den Kopf nicht zu verlieren.     
Langsam greift die Müdigkeit nach meinen Körper. Werde ihn weg legen um zu schlafen.
Der Geist wird sich erfrischen an den unerlaubten Freiheiten der Träume,
sie sind zurzeit das einzige das meiner Umwelt verborgen bleibt.
So Unrecht, wie ein Fleck voll Schande gefüllt!
Aufgescheuchte Autos werden vorbei ziehen, ruhig, Einer wie der Andere.
Viel ist nicht mehr übrig,
es ist schon 3 Uhr. Es ist nur mehr ein kurzer Schritt in den neuen Tag!

© by F. J. Puschnik


Anmerkung von franky:

30.08.70

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