Gasparde

Gedicht

von  Matthias_B

Wir schweigen nachts am Fenster, nah, und lauschen.
Vom Heil und vom Verderben wird geschrien,
Gesichter mögen sich am Zorn berauschen,
die Fackelglut will um die Häuser ziehen.

Ihr Weizenhaar wirkt dunkel, doch ich meine,
sie sieht im Düsterschein noch schöner aus;
ich bin entrückt, als wären wir alleine
auf dieser Welt. Nichts mehr von dem Gebraus.

Doch halt- durchströmt von wachem Heldenblut,
zieht sie mich an sich, eng, und bittet streng
um meine Hand, die sie als höchstes Gut
stets schütze, für sie töte - welch Gedräng

um mich und in mir! Ich verspreche es.
Ich will gefangen sein! Es stürmt indes.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (28.08.13)
Der aus/Gebraus-Reim wirkt etwas gezwungen, da könnte in S2, V4 als Ersatz vielleicht "als wütete kein Krieg vor unserm Haus" o.ä. verwendet werden. Ansonsten gefällt mir gerade diese Strophe in Bild und Wort ausgesprochen gut. Auch der Rest gefällt ob des klassischen Sprachgebrauches und des Historienfilmkopfkinos.

Gern gelesen.

Liebe Grüße

Sabine

 Matthias_B meinte dazu am 28.08.13:
Mit dem Historischen liegst du ganz richtig; inhaltliche Inspiration war das Geschehen am Ende des vierten Kapitels von Meyers "Amulett", wobei ich in der zweiten Strophe und in der letzten VZ Hans als Sprecher-Ich auch andere und intensivere Empfindungen als die in der (exzellenten) Novelle erwähnten "angedichtet" habe. Das "Gebraus" als Metapher für den Ton der fanatischen Predigt sowie die dadurch erzeugte Gereiztheit draußen sollte - auch sprachlich - in Verbindung zum "[Sturm]" stehen, mit welchem auf die damit präfigurierte Bartholomäusnacht, zu der sich das Ganze später steigert, sowie auf das Innenleben des in seiner Verliebtheit Gefangenen hingewiesen wird. Danke für die Rückmeldung, es war intendiert, damit derartige Bilder zu erwecken.
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