nichts anderes werden wir sagen

Text

von  kalira

Hinterher werden wir sagen, wir hätten das Laub nicht fallen sehen. Hinterher werden wir stelzbeinig im Minirock stehen und uns über die Kühle der letzten Tage beschweren. Wie wir den Winter nicht haben kommen sehen, werden wir sagen und kopfschüttelnd, ein Bein nachziehend die Allee entlang wandern. Warten, dass ein eiliger Fahrer seinen Wagen stoppt, uns auf seine Spritztour einzuladen. Solange er zahlt, sagst du und unterbrichst mich in dem, was wir alles nicht gesehen, nicht bemerkt, nicht gewusst haben werden. Denn, dass die Zeit kommen würde, in der uns unstete Fragen gestellt werden würden, dass diese Fragezeit kommen würde, das hatten wir gewusst. Wir hatten gewusst, dass die zertretenen Füße uns in diese Fragezeit hinein und aus den normalen Zuständen hinaus katapultieren würden. Und trotzdem werden wir sagen, wir hätten das Laub nicht fallen gesehen.

Ich werde sagen, ich habe von all dem nichts gewusst. Ich werde meine Fingerknöchel aneinander schlagen und überlegen, in welche Richtung wir die Hunde loslassen sollen. Und dort, wo dann der Knochen bricht, dort wo die größere Hälfte des kaputt gegangenen Knochens sein wird, dorthin wird das Glück fallen, und dorthin wird die Größere von uns beiden treten. Wenn möglich auch mit den zerschundenen Füßen.

Und dass das Laub längst gefallen war, bevor wir uns die Füße zerschunden hatten, davon werden wir nichts gewusst haben. Über den verscharrten Kinderleib werden wir uns wundern und wiederholen, was wir alles nicht gewusst haben. Wir werden den Menschen uns gegenüber in die Augen schauen und sagen, dass das Licht uns blende, dass wir nichts wussten vom Laub, von den Füßen und, dass sich mit Laub und Füßen Leiber verscharren lassen, darüber hätten wir noch niemals etwas gehört, werden wir sagen. Und dass der Winter nach dem Herbst über uns hereinbrechen würde, das hätten wir nicht wissen können.

Dass fallendes Laub Unheil bedeutet, haben wir nicht gewusst.

In unseren Miniröcken werden wir am Straßenrand gestanden haben. Solange gestanden, bis einer uns mit auf seine Spritztour genommen hätte. So stelzbeinig und grau, als hätten wir versucht, es den Reihern im Winter gleichzutun. Das und nichts anderes werden wir sagen.

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Kommentare zu diesem Text

mannemvorne (58)
(11.12.16)
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mannemvorne (58) meinte dazu am 11.12.16:
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 kalira antwortete darauf am 23.12.16:
gerade letzteres. als geräusch - rauschkulisse. ja. :)
Sätzer (77)
(11.12.16)
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 kalira schrieb daraufhin am 12.12.16:
Dank dir! Ich freue mich über die Beschreibung: intensiv. Denn das ist mein ziel und die Konzentration.
fin (18)
(11.12.16)
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 idioma (11.12.16)
Du stehst wirklich nicht zufällig auf meiner Favoriten-Liste :
ENDLICH wieder Texte von Dir !!!
6 aus 49 - ohne jeden Kommentar
= ein trauriger Beweis von Qualität...........
- und nun dies !!!
JA, genau so werden wir auch sagen,
wenn wir regenlos reglos gelähmt in der Hitze braten
und sich alle Gletscher aufgelöst haben...........
idioma

 kalira äußerte darauf am 12.12.16:
:) da sage ich: danke!
Absinth (62)
(11.12.16)
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 kalira ergänzte dazu am 12.12.16:
Ja. Das literarische Mittel der Wiederholung liebe ich .;)
Gruß und dank für das Lesen und die Rückmeldung.

 idioma meinte dazu am 12.12.16:
>>>
DANKE Absinth
für deine treffliche Stil-Charakterisierung !

Aber zum Zitat "nichts hören - sehen - sagen"
möchte ich nur anmerken, dass es in seinem fernöstlichen Ursprung
ja eigentlich umgekehrt bzw. positiv gedacht war..........
idi
Absinth (62) meinte dazu am 12.12.16:
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 Dieter_Rotmund (12.12.16)
Sehr salbungsvoll-pathetische Ansprache. Sorry, ist nicht nach meinem Geschmack und der erzählerische Mehrwert ist minimal...

 kalira meinte dazu am 23.12.16:
:) lieber dieter_rotmund, dass du mit "meiner" schreib- und erzählart nicht so viel anfangen kannst, weiß ich bereits aus mehreren kommentaren von dir. gerade deshalb mein dank an dich, wiederholt in meine texte hineinzulesen.

beste grüße
matwildast (37)
(14.12.16)
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managarm (57)
(31.12.16)
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