Warum der Körper überzeugt

Aphorismus zum Thema Aktuelles

von  Hamlet

Im Körper ist kein Getue, weshalb er mehr überzeugt als schöne Reden, Bücher und Theorien.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(05.02.19)
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 princess (07.02.19)
Hallo Hamlet,
Im Körper ist kein Getue
Du, ich leihe dir gerne mal einen Tag lang meinen Körper. Und dann reden wir noch mal.

LG p.

 Hamlet meinte dazu am 08.02.19:
Hallo Prinzessin,
das stimmt gewisserweise auch wieder:
Die Modells müssen vorerst lernen, unnatürlich zu laufen, ungewöhnlich reinzuschauen, gegen ihre Neigung Diäten einhalten usw.

Denneoch: Die Jury bewertet mit Scharfblick.
Erst jene, die durch Natürlichkeit überzeugen, kommen von den etwa sonst Gleichgutaussehenden weiter.

Oder Schauspieler: Die besten spielen sich selbst oder sind durch Einfühlung ihre Rolle geworden.

Zum Schluss das Pokerface: Man erkennt zwar nichts Positives, wohlaber negativ, dass etwas meisterhaft unterdrückt wird.

Kurz: Verstellung bemerkt der sensible Kenner intuitiv, wie Tiere das tun.

Oder, Prinzessin? Schreibend ist es leichter, sich zu verstellen, Effekte zu setzen, die vielleicht sogar der gegenwärtigen Stimmung widersprechen. Spräche ich dir so in die Augen, würdest du mich anders einschätzen.

Wenn du deinem Namen nur ein wenig Ehre machst, spreche ich gerne weiter mit Dir. ;)

 princess antwortete darauf am 08.02.19:
Das sind interessante Beispiele, an die ich selbst gar nicht gedacht hatte.

Denn für mein Empfinden ist im Körper selbst jede Menge Getue.

Ich erlebe meinen Körper durchaus mitunter als kleine Diva, die mich eher verwirrt als überzeugt. Auf jeden Kleinkram reagiert er. Auch auf Ereignisse, die gar nicht wirklich da sind. Er kann beispielsweise nicht differenzieren zwischen echter und gedachter Bedrohung. So stand etwa noch nie ein Mörder mit der Knarre in der Hand vor mir. Aber allein der Gedanke daran macht sich in meinem Körper bemerkbar. Das Herz klopft, die Knie werden weich, die Hände feucht.

Do yo see what I mean?

 Hamlet schrieb daraufhin am 12.02.19:
Hallo Prinzessin,
bin erst heute kurz wieder drin.
Wir haben beide Recht,
jeder aus einer Perspektive:

du aus der innenperspektive,
wenn du dich selbst zum Objekt machst,
sobald du reflektierst.
Du reflektierst über echte oder unechte Bedrohung, wobei du bemerkst, dass dein Körper in beiden Situationen ähnlich reagiert. Und wenn er sich schon in deinem Gedankeneperiment verstellt, nennst du das Getue (wenn ich dich richtig verstehe).

Das ist interessant: Wenn du starke Vorstellungskraft hast, stimmt mein Spruch wirklich nicht mehr, weil du, selbst wenn du sehr unglücklich wärst, mir beim persönlichen Treffen durch deinen Körper Freude spiegeln könntest.

Ein sensibler Dritter würde aber bald Unstimmigkeiten wahrnehmen: Warum sind z. B. deine Pupillen so klein.
Die ganze Mikro-Mimik ist kaum bewusst analysierbar, außer von Experten. Dennoch deutet sie fast jeder Sensible intuitiv richtig - zum Beispiel auch Kinder.

Freilich gibt es die Verstellungskunst, wird überall gelehrt, Geld damit verdient. Dann stimmt vielleicht: Man kann den anderen nicht am Körper erkennen oder erfühlen, aber man fühlt die Maske - zum Beispiel auch im Arbeitsleben.

Du bringst mich zum Nachdenken und ich werde unsicher und suche einen vorläufigen Schluss: Da die Wenigsten keine Maske tragen, kann man nur sehen, dass sie eine Maske tragen, welche durch künstlich eingeübte Gestik und Mimik aufrechterhalten wird. Nur in tiefer Trauer muss sie fallen.

Dennoch bleibt die Physiognomie (die Form des Körpers), welche uns dauernd zu vielen Deutungen provoziert, abstoßen oder anziehen kann.
Alles Gute :)
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