Träume

Drabble

von  tigujo

Am selben Tag noch, ab vier, hängt aus, wer aufgenommen.

Ich warte im Cafe gegenüber. Am Nebentisch ein Sperling. Die Bedienung vertreibt ihn, blickt zu mir: "Noch ein Wunsch?"

Mein Wunsch sitzt im Gebäude gegenüber.

Vier Uhr.
Ich bleibe sitzen.
Der Sperling kommt wieder.

Um sechs fuhr ich hinauf, der Gang bereits leer. Jemand wischte schon den Boden.

Sah die Liste durch.

Suchte erneut. Langsam nochmals.

Hinunter nahm ich das Treppenhaus. Der Bodenwischer zwinkerte mir zu:
"Ich schaffte dereinst die Prüfung auf Anhieb. Ein Traum."
Er grinste: "Was daraus wurde? Sieh her."

Draußen sah ich den Sperling es wieder versuchen.

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Kommentare zu diesem Text

Cora (29)
(30.04.19)
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 tigujo meinte dazu am 30.04.19:
Danke für deine Sicht - der Sinn entsteht im Leser, nicht im Schreiber, war mein erster Versuch, ein Drabble zu schreiben. Deshalb wichtig für mich, wie du es empfindest - danke merci.

Was ich wollte: Das LitIch fiel durch eine Aufnahmeprüfung - zu Träumen gehören auch geplatzte. Aus des Bodenwischers Reaktion scheint durch, auch wenn Träume gelingen, können sie letztendlich nicht dorthin führen wie erträumt, Art Trost, und die (tägliche) Reaktion des Sperling kann man als "bloß nicht aufgeben" deuten, neuerlich versuchen - sind die zwei bekannten Reaktionsmuster der Umgebung in einem solchen Fall. Das LitIch steht damit vor einer neuen Entscheidung.

Ob ich das verständlich ausdrücken konnte? Ich verbrate gleich was von oben: "Was daraus wurde? Sieh her."

lg tigujo
Cora (29) antwortete darauf am 30.04.19:
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 tigujo schrieb daraufhin am 04.05.19:
Frische Gänsefüßchen angebracht :)

 monalisa (30.04.19)
Hallo Tiguio,
zunächst gratuliere, dein Drabble hat genau 100 Wörter und auch eine Pointe am Ende, die zum Nachdenken anregt.
Weniger einleuchtend finde ich den Tempuswechsel in dieser Sequenz:
Ich bleibe sitzen. Der Sperling kommt wieder. Um sechs fuhr ich hinauf, der Gang bereits leer. Jemand wischte schon den Boden.
Warum beginnst du im Präsens und endest im Pärteritum?

Bedauerlich finde ich auch, dass der erste Satz durch das fehlende 'wird'
..., wer aufgenommen (wird)
am Ende so in der Luft hängt. Auch bei
..., der Gang(war) bereits leer.
vermisse ich das Hilfverb war und bei
(Ich)Sah die Liste durch.
das Personalpronomen 'ich' am Beginn. Die Worte hätten sich doch bestimmt auch anders einsparen lassen!? Also frage ich mich, was du damit ausdrucken wolltest. *Kopfkratz*.

Den Übergang von der Frage der Bedienung
Noch ein Wunsch?
zu
Mein Wunsch sitzt im Gebäude gegenüber.
finde ich sehr gelungen😊.

Den Sperling, der es wieder versucht am Ende halte ich für ein gutes Omen, vielleicht auch ein Vorbild?

Eine Geschichte, die aufgreift, dass es im Leben nicht immer glatt läuft, dass 'Teilsiege' wie bestandene Prüfungen nicht immer auf die Gewinnerstraße führen, manche Schlappe, mancher Umweg sich hinterher oft als Gewinn herausstellen.
Krumme und schiefe Lebenwege führen manchmal an Ziele, die man nicht einmal im Traum erdacht hätte, vielleicht sogar zu einem erfüllten Leben. Was will man mehr?

Liebe Grüße
mona

Kommentar geändert am 30.04.2019 um 17:57 Uhr

 tigujo äußerte darauf am 04.05.19:
Hallo mona,

danke dir für deine präzisen Anmerkungen, dein Kopfkratzen - hilft mir.

- Tempuswechsel: Wollte alles so nach Art Drehbuch mit Filmeinstellungen schreiben:

Präsens, wenn ausgewalzte Szene,
Präteritum, wenn bloß (unwichtig erscheinende) weiterführende Handlungsverfolgung - außerdem wollte ich das Augenmerk nicht auf den Bodenwischer lenken, damit er dadurch später stärker "hervor"tritt.

Werde den Tempuswechsel mit einer Neuzeile absetzen, stört dann hoffentlich weniger.

- "..., wer aufgenommen (wird)"
Idee war, es in Anlehnung an sakrale Sprüche zu verwenden, a la "Gesegnet, wer aufgenommen"

- "Der Gang (war) bereits leer."
Hier eher Telegrammstil, auch um es nebensächlich erscheinen zu lassen.

- "(Ich)Sah die Liste durch."
Sollte das Ungeduldige und somit Schnelle ausdrücken im Kontrast zum späteren "Langsam..."

Deine Schlußbemerkungen zu den Lebenswegen, oh ja. Erinnert mich an die Geschichte vom Zen-Meister  Man wird sehen.

Es freut mich, deine Gedanken dazu so detailliert bekommen zu haben - hilft mir beim Besserwerden, auf zum nächsten Drabble...

Lieben Gruß
tigujo

Antwort geändert am 04.05.2019 um 01:09 Uhr

 Isaban (05.05.19)
Drabbles sind eine tolle Sache, tigujo,

allerdings lohnt es sich selten, die Minimierung auf hundert Worte durch Weglassen von Pronomen und Hilfsverben zu erreichen.

Auch mir stößt der Tempus-Wechsel unangenehm auf - so, wie du es geplant hast, funktioniert er nicht, ob nun mit oder ohne Leerzeile.

Wie wäre es, du baust ihn einfach aus, vervollständigst die von mona angeführten Sätze und lässt zwecks Erreichung der glorreichen 100 am Schluss alles zwischen "Anhieb." und "Draußen" weg?

Und ja, ja, ich bin eine Meckertante.

Liebe Grüße
Isaban

 Regina (05.05.19)
Leider sagt der Zähler jetzt, dass es nur 93 Wörter sind. Also müsste noch ein Satz rein. Außerdem finde ich, dass du ruhig die vielen Abstände weglassen kannst. Das läse sich flüssiger. Übrigens gibt es ein Drabbleprojekt in "Projekte". Schönen Sonntag noch. LG Gina

Kommentar geändert am 05.05.2019 um 19:04 Uhr
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