Wer ist Hagen?
Es gibt da so einen Mann, den ich zu lieben und hassen gelernt habe.
Das ist eine häufig gebrauchte Phrase, doch sie stimmt.
Zu Anfang, ich mag es nicht, wenn man in einer politischen oder kulturellen Debatte, persönlich wird, also seinen Kontrahenten so brillante Kommentare an den Kopf knallt wie seine Frau sei Fett.
Das mag ich nicht.
Das soll aber auch nicht bedeuten, das ich im Privaten über für mich unangenehme Zeitgenossen nicht das eine oder gepfefferte Wort verlieren würde. Auch bin ich nicht davor gefeit, Produkte von Künstlern, die mir nicht gefallen haben, als kompletten Schwachsinn zu bezeichnen.
Erst letztens hatte ein Film des italienischen Regisseurs Passolini meinen Weg gekreuzt, mit dem Titel, Theorema die Geometrie der Liebe.
Kurz gesagt, ich fand ihn bescheuert, also bin ich auch nicht perfekt.
Wer ist Hagen Grell?
Auf seinem Youtube-Kanal bezeichnet er sich als Journalist und Moderator. Als Intro für seine Videos, blendet er auch oft den Satz ein:
„Wenn du schläfst, darfst du nicht nur aufwachen, du musst auch aufstehen.“
Aber ich würde ihn nicht als einen Journalisten bezeichnen, der die Standarte des objektiven Journalismus hochhält. Höchstwahrscheinlich glaubt Herr Grell das von sich selbst, weil er aus seiner Sicht nur die Wahrheit sagt. Für mich ist er mehr ein Aktivist, der Polemiken verfasst und Leute interviewt, die ihm nach dem Mund reden.
Was ist Herr Grells Weltbild? Nun, er ist Rechts, aber er ist einer von den Rechten, die sich nicht als rechts so gerne bezeichnen wollen, sondern Herr Grell sieht sich als Patriot.
Als Deutscher Patriot, der seine Heimat Deutschland in Gefahr sieht. Das Spannende an den heutigen Rechten sind ja diese Gedankenspiele, die wie der Teufel das Weihwasser, den Begriff Rasse scheuen. Heutzutage, dübelt man sich fleißig eine Narration von einer Wertegemeinschaft zusammen, die von einem gierigen ethischen und kulturellen Pluralismus bedroht wird aufgefressen zu werden, ähnlich wie die blauen Punkte bei Pac Man.
Wobei Pac Man der Pluralismus wäre. Heutzutage ist es weniger ein Biologischer Gradmesser, was Volk und Nicht-Volk ist, es ist die unterschiedliche Geschichte, die die Ethnien trennt.
Vor dem großen Austausch seines Deutschen Volkes, hat er richtig Angst und das ist glaube ich die Haupttriebfeder seines Schaffens.
Hagen und der Wald
Eines meiner Lieblingsformate ist es, wenn Herr Grell in den Wald geht und dort frei seine Gedanken vom Stapel lässt. Für diese Videos verfasst er, glaube ich, keine Skripte, man sieht wie er durch den Wald geht und seine Kamera auf sein Gesicht hält.
Genau wie seine anderen Beiträge, also Interviews und Kommentare zum politischen Geschehen, bieten auch seine Waldspaziergänge ein reiches Buffet an merkwürdigen Gedanken.
Ich habe mir hier mal den für mich lustigsten heraus gefiltert.
Auf einem dieser Spaziergänge, denkt er über Emanzipation nach, also die von Frauen., nicht die von Bäumen.
Aber, er sagt zu Anfang nicht (wie man vielleicht erwarten könnte) das man Frauen wieder an den Herd ketten soll, und er glaubt auch sicher selber felsenfest, das er es nicht gesagt hat. Aber, na ja, er hat es ausgeklügelt über dreihundert Ecken versteckt zwischen den Zeilen gesagt.
Er kämpft nicht für veraltete Positionen, sondern will eine neue Weiblichkeit feiern.
Er verknüpft seine Gedanken, mit der Arbeit eines anderen Youtube-Philosophen, der seinen Kanal Orwellzeit genannt hat und Videos publiziert, die so Titel tragen wie: “Staat oder germanischer Anarchismus.“
Der hat ein Buch gelesen, was ihn sehr zum Nachdenken gebracht hat: „If you´ve forgotten the name of the Clouds, you´ve lost your name.“
Geschrieben wurde dieses Buch, mit dem zugegeben sehr poetischen Titel, von einem Mann Namens Russell Means, politischer Aktivist und Schauspieler.
Er ist auch Indianer vom Stamm der Lakota, über deren Weisheiten sich der Inhalt seines Buches dreht. So gehört es sich für einen guten Krieger, unter anderem, wenn er morgens als erster aufwacht, seiner noch schlafenden Frau die Haare zu kämmen.
Diese Anmerkung soll aber nur eine humoristische Randnotiz sein, die richtig schweren Geschütze des Schwachsinns folgen erst.
Der Youtube-Kollege von Hagen Grell, Orwellzeit, unterzieht das Frauenbild einer modernen emanzipatorischen Gesellschaft einer Kritik, in dem er die Weisheiten der Lakota dagegenhält.
Ein Fehler ist es, das dass Patriarchat(!) versucht, Frauen genauso viel Verantwortung tragen zu lassen wie Männer und sie damit in Rollen zwingen, die Nichts mit der Natur der Frau zu tun haben.
Also Frauen können von Natur aus besser Kindergärten managen, als Nuklearwaffenarsenale überwachen. Das hab ich mir so aus der Datenlage zusammengereimt.
Was Orwellzeit auch unter „echter“ Weiblichkeit versteht, hat er sich auch bei den Lakota abgelesen. Da wird es interessant, wie der Akt des Erwachsenwerdens, zwischen den Geschlechtern unterschieden wird. Frauen würden als Frauen angesehen, bei der ersten Regelblutung, dem ersten Geschlechtsverkehr oder wenn sie das erste Kind bekommen.
Männer sollen dagegen auf einen Berg steigen und eine Vision abwarten.
Geil oder, das die Unterjochung der Frauen mithilfe der Fokussierung auf die Fähigkeit der Reproduktion bei Naturvölkern genauso effizient funktioniert wie bei uns im Westen. Also hat Hagen Grell in einer Konklusion nicht nur durchklingen lassen, das er Frauen an den Herd ketten möchte, damit sie paarungswilligen Germanen nicht entwischen können. Anscheinend will er auch seiner Frau die Haare kämen, wenn sie noch schlummert. Klingt das gruselig?
Hagen und Gerhard
Bevor ich Hagen Grells Beziehung zu Gerhard Wisnewski genauer beschreibe, sollte ich erst einmal
beleuchten, wer dieser Mann ist.
Gerhard Wisnewski ist ein Journalist und Dokumentarfilmer, dessen Arbeit zuerst ganz witzig ist, aber sich sehr schnell abnutzt. Im Grunde basiert seine Arbeitsweise auf folgender Prämisse: „Nichts ist so wie es scheint.“
Jedes Ereignis, das von ihm einer Analyse unterzogen wurde, entpuppte sich als Komplott.
Verschwörung will ich nicht schreiben, weil das wäre fade.
Wisnewski drehte eine Dokumentation über den Unfalltod von Jörg Haider, der logischerweise ein Attentat und kein Unfall gewesen war, weswegen ich nicht hätte Unfalltod schreiben sollen.
Für das Magazin Compact verfasste er einen Beitrag über die Mondlandungslüge, und argumentierte auch, das bisher überhaupt noch kein Mensch in das All geflogen sei.
Die von Fridays for Future mit angefachten Schülerproteste, setzte er in einen Vergleich mit den Aktionen der Roten Garden in China während der Kulturevolution, weil sich ja da auch Schüler gegen Autoritäten erhoben haben und das aufgehetzt von einer politischen Elite. Also sagt er damit aus, um ein paar Ecken zwar, das Angela Merkel ähnlich politisch agieren könnte wie Mao Tse Tung. Und zu seinen seine Ansichten zum Attentat auf das World Trade Center, erspare ich mir jeden Kommentar.
Hagen und Gerhard reden ab und zu miteinander. Bei einem dieser Gespräche, hörte ich mit Abstand das dümmste, was ich jemals gehört habe in meinem Leben. Und das schreibt ein Mann, der das wissenschaftliche Hauptwerk von L.Ron Hubbard gelesen hat.
Im groben handelte sich bei diesem Gespräch um ein Interview, das Hagen mit Gerhard geführt hat, um aktuelle politische Geschehnisse zu besprechen. Eines dieser Themen, zu dem Gerhards Analyse gefragt gewesen war, behandelte die Zeremonie der Amtseinführung von Eduard Macron in Paris 2017.
Jetzt bitte anschnallen, Sauerstoffflasche und Jägermeister bereithalten.
Was war den beiden investigativen Journalisten da aufgefallen. Man muss wissen, das die Zeremonie vor den Toren des Louvre stattgefunden hat. Was existiert als ästhetisches und architektonisches Merkmal in dem Areal um das Museum herum, in einer gewissen Anzahl?
Es stehen dort einige Pyramiden in der Gegend herum.
Es gibt am Place de Caroussel sogar zwei Pyramiden, die so installiert worden sind, das sie aussehen wie eine Sanduhr. Was hat das zu bedeuten? Pyramiden und Stundengläser kommen in der Symbolik der Freimaurer vor. Und da muss ich beiden schon recht geben, denn in Paris stehen wirklich einige Pyramiden herum. In Gizeh zwar auch, aber was soll´s.
So und dort lässt sich Macron in Amt und Würden weihen, das muss doch verdächtig sein.
Aber, es kommt noch besser. In schneller Folge erklärt Wisnewski wo es noch eine verdächtige
Pyramide gibt, in Pjöngjang nämlich.
Ja, da gibt es so eine, als Hotel geplante Pyramide, die das größte Gebäude der Stadt sein soll, wenn es denn mal fertiggestellt ist. Streckenweise war der Bau abgebrochen worden, wegen Mangel an Mitteln. Wisnewski sagt auch an einer Stelle, das Gebäude sei deswegen verdächtig, weil man im Internet nur schwer Fotos dazu findet. Dem möchte ich entgegen halten, das ich mal als Kind eine GEO-Ausgabe in den Pfoten hatte, wo das Hotel abgebildet worden war, zwecks einer Reportage über Nordkorea. Man kann ruhig auf Google nach dem Hotel suchen, es gibt massig Bilder dazu. Also ein riesiges Staatsgeheimnis kann es darum nicht so wirklich handeln.
Aber, halten wir dennoch fest; Pyramiden in Paris und Pyramiden in Pjöngjang.
Dazu kommen die Tatsachen hinzu, das Macron und die Freimaurer auch existieren.
Nicht zu vergessen, der ehemalige Präsident François Mitterrand, war auch ein Freimaurer.
Was kommt unter dem Strich dabei heraus?
Ehrlich gesagt nichts, denn Hagen und Gerhard servieren zwar diese „Fakten,“ schön geordnet nach einander und spekulieren herum. Aber niemals fällt die Analyse, Macron und Kim Yong Un sind Herrscher im Dienste der Freimaurer. Mann kommt zwar selber darauf, das sie das meinen könnten, aber sie lassen einen mit diesen Gedanken in der Luft hängen.
Was kann man dazu noch sagen, Oh Mann!
Hagen Oh Hagen
Was bleibt als großes analytisches Fazit übrig. Eine Tatsache, eine für mich erschreckende, ist das Hagen Grell kein (Wortwitz!) Einzelfall ist. Und nicht einmal der gruseligste.
Das Youtube auch ein Sammelbecken für Spinner werden könnte, war glaube ich schon in der Woche der Gründung abzusehen gewesen.
Das betrifft aber weder alleine politisch Rechte, sondern auch die Linke kommt nicht besonders gut weg. Überhaupt streift diese Thematik ein Phänomen an, was sich auf Youtube finden lässt und überhaupt keine Grenzen kennt.
Es ist nicht nur auf die Kommentierung von Politik alleine beschränkt und es geht auch nicht um Dummheit im Allgemeinen.
Es existieren Bereiche von Youtube, wo man glauben kann Vlogs aus einer Irrenanstalt beobachten zu können. Leute, Menschen, Individuen mit Hirnen, besprechen Themen wie Freimaurerpyramiden
und meinen das Tod Ernst. Ein anderer Kommentator, dessen Namen hier ich nicht erwähnen möchte, kippt regelmäßig Schweineblut über ein Exemplar des Korans,das er vorher auf den Grill gelegt hat,weil er den Islam kritisieren will. Was er auch tun könnte, ohne auf Splattereffekte zurückgreifen zu müssen. Dieser Typ hat, nach meiner Schätzung, eine Reichweite, die die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihren Youtube-Angeboten niemals hinbekommen.
Was mich an Youtube stört, ist das es noch nie irgendwelche Standards für Diskurse gegeben hat.
Wozu denn auch, ich sitze in meiner Unterhose am Feierabend vor meinen Laptop, programmiere mir einen Avatar und dann kann schön munter los geschimpft werden.
Youtube gleicht für mich wie ein Postapokalyptisches Ödland der Etikette, wo jeder gegen jeden einen Guerillakampf führt, beseelt von der Vision, er hat Recht. Ich frage mich, ob die Ungezwungenheit und Freiheit, die Youtube jeden Benutzer suggeriert, nicht doch ein hoher Preis ist, für diesen Wahnsinn, der nicht nur da, sondern auch in anderen sozialen Kanälen zum Alltag geworden ist. Versteht mich nicht falsch, ich verwende diese Plattform auch gerne.
Eine Zeit lang, hatte ich einen Kanal für Filmkritiken, den ich mit einem Freund betrieben habe.
Geht es mir um einen Wunsch nach Regulierung?
Nein, hier geht es darum, solchen Menschen wir Hagen Grell zu sagen, was sie für dumme und gefährliche Sachen sagen. Aber, auf eine höfliche Weise.