Hallo, bin gerade vom Stammtisch zurück. Das muss ich euch erzählen, denn das war echt interessant:
Der Wilhelm (82) fragte nach dem dritten Bier: "Wat is denn eigentlich dat Internet?“
Darauf Werner: "Ja, weißt du, da findest du zu allen Fragen im Leben eine Antwort. Das Internet ist sozusagen das Gehirn der Welt. Haha."
Und Wilhelm: "Aah ja, also wie so'ne Art Enzyklopädie oder wat?"
Werner: "Genau und noch viel mehr. Du findest dort Doktorarbeiten, wissenschaftliche Abhandlungen, Literatur und Musik ohne Ende und kannst mit jedem darüber diskutieren, so viel du willst."
Wilhelm: "Dat is ja wie im Paradeis, mug ich mir och mal ankieken."
Ich habe dann nur gesagt: "Na ja, Paradies ist übertrieben. Die klauen da die fremden Texte und Bilder wie die Rohrspatzen und stellen sie wieder als eigene ein. Aber dafür gibt es Gott sei Dank ein Gesetz, damit das hochwertige geistige Eigentum auch geschützt wird."
Darauf Wilhelm: "geistige Eigentum, wat is dat nu scho' wieder?"
Dann mischte sich auch Horst in das Gespräch ein: "Oh man, hochwertiges geistiges Eigentum, LOL, ihr habt ja alle total einen an der Waffel. Dieses Gesetz ist doch erstens nur dazu gemacht worden, um die Absetzung Guttenbergs zu rechtfertigen und zweitens bestimmt nicht, um hochwertige Inhalte und Dissertationen im Internet zu schützen. Das ist doch gerade dazu da, damit die ober-peinlichen Beiträge vorm Kopieren geschützt werden, weil man dir das in zehn Jahren, wenn du vernünftig geworden bist, immer noch vorhalten kann. Dieser Schwachsinn muss doch geschützt werden.“
Wilhelm: "Ach so. Dann is dat ja gar keen Paradeis."
Horst: "Nee, das ist hoch modern, das ist schon Mittelalter. Nehmen wir mal an, irgend so ein Internetvogel schreibt einen wirklich schönen und interessanten Text, und jetzt kommt da jemand, der es mit dem Schreiben nicht so hat und auch gerne so etwas Tolles hätte. Was macht der? Der kopiert sich den Text einfach und stellt ihn auf seine Seite als seinen eigenen ein, damit alle, die das lesen, denken, was er für ein toller Hecht wäre. Er ist wahrscheinlich auch noch auf Partnersuche und will einen mächtig guten Eindruck hinterlassen."
Werner: „Aber, was hat das jetzt mit dem Mittelalter zu tun?“
Ich: „Wahrscheinlich, weil du für das Klauen geteert und gefedert wirst.“
Werner: „Haha, der war gut! Im Internet, zu Hause am Computer, ich schmeiß' mich weg.“
Horst: „Ich bin ja noch nicht fertig. Wenn jetzt dieser Internetvogel, weil er total sauer ist, hingeht und wiederum die Seite des anderen Balzvogels kopiert, mit seinem schönen Text und den ganzen persönlichen Daten des Balzvogels, wie Fotos und Wohnort und wiederum auf seine Seite kopiert...“
Werner: „Hoho, also ne Kopie von der Kopie, klasse, haha...“
Horst: „...ja, genau, also er kopiert jetzt die Seite mit seinem geklauten Text und den Daten des Diebes nochmal auf seine Seite, um damit anzuzeigen, was dieser mit seinem hochwertigen geistigen Eigentum gemacht hat. Und jetzt können alle, die das lesen, ihre Meinung dazu geben.“
Ich: „Ah, ich verstehe langsam, wieso Mittelalter. Jetzt wird natürlich die Empörung groß sein und alle werden sich über diesen Dieb aufregen. Ein Sturm der Entrüstung bricht los. Oder man empört sich sogar über den Urheber und das löst noch größere Empörung aus. Da wird also jetzt quasi ein Schuldiger zum durch das Dorf Treiben gesucht.“
Horst: „Genau.“
Werner: „Haha, Sturm im Internet, haha, zu Hause, am Computer!“
Horst: „Oder am Smartphone.“
Wilhelm: „Wo is da jetzt der Unterschied? Die heft doch beide 'klaut. Und wat is jetzt mit dem Teer und die Feders?“
Horst: „Ja, jetzt stellt euch vor, dieser Sturm wird so richtig heftig und beide wehren sich und pochen auf ihre Rechte und beleidigen sich, dann kann es passieren, dass aus dem Sturm ein richtiger 'Shitstorm' wird.“
Wilhelm: „Wat, Schiiht? Dat is ja Gülle! Bäh, ein Güllesturm?“
Horst: „ROFL, das ist Teeren und Federn im Internet!“
Werner: „Hahahaha, Shitstorm, zu Hause am Smartphone und bis zu den Knien in Gülle, hohoho.“
Horst: „Oder in der Straßenbahn.“
Alle: „Hahahahohohaha“
Werner: „Aber mal im Ernst, den Leuten müsste man mal richtig die Meinung sagen. Also ich würde das tun.“
Ich: „Ach Werner, du Weichei, als wenn du schon mal jemanden die Meinung gesagt hättest. Außerdem wird man dich entweder gar nicht beachten oder dich selbst durchs Dorf jagen. Das ist halt Mittelalter.“
Wilhelm: „Nee, nee, wat ihr mir do alles vertellt, dat is weder Mittelalter noch Paradeis, dat is die Hölle! Kommt, Jungens, lass uns noch wat drinken. -Wat? Wat kiekt ihr so breiich?“
Ich: „Ach nur *gg“
Wilhelm: „Wat?“
Horst: „Wir machen *gg!“
Wilhelm: „Wohin denn? Ach wat, (laut rufend) Fritze, mog uns noch ne Runde!"
Alle: „Hahahahaha.“
mit der freundlichen Genehmigung
von C.A.Bär