natur belassen

Gedicht

von  W-M

vor der stadt lagern monde
und bögen aus papier
wellen sich felder
über deine mondmilchhände
ergießen sich stimmen
in ein langgedicht im fluss
verwandeln sich die kurzen atempausen
in den weidenruten
zu flusskrebssalat im amselgelächter
in schnittmusterbögen am sternenhimmel
schneiden schnitter wellengebirge
aus deinem mund

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Kommentare zu diesem Text


 juttavon (01.05.20)
Mich spricht hier das Ineinander von Natur- und Kulturbildern an.

Das Szenario liegt "vor der stadt", also in der Natur, doch erlebt aus der Sicht eines stadtnahen Lyrischen Ichs. Hände und Mund eines "Du" tauchen auf, einer schreibenden / sprechenden Person, ein reales Gegenüber oder eine Form des Lyrischen Ichs.

Es beginnt mit dem verlässlich Abrufbaren ("lagern") in Natur und Kultur: "monde" und "bögen aus papier".

Schön die Doppeldeutigkeit von "im fluss", als Teil der Landschaft und geistiger Flow.

Die letzten Zeilen zeigen ein heftiges Vorgehen, - verstärkt durch die Alliterationen des Lautes "sch" in schnittmuster - sternenhimmel - schneiden - schnitter.
Dies wirft die offene Frage auf, ob das Sprechen / Schreiben über Natur ewas Gewaltsames hat?


HG Jutta

 W-M meinte dazu am 01.05.20:
Danke wieder für die schönen, detaillierten und fundierten Anmerkungen! Es scheint eines meiner Hauptthemen zu sein; der Verlust von Natur, vielleicht Verlust/e allgemein, das Entstehen von Kunst, von Sprache, von Literatur, die bei mir fast ausschließlich Lyrik heißt. Ein Lyrisches Ich, ein Gegenüber, ein Du, die sich zu einem Wir fügen. Der Fluss als Symbol für die Veränderlichkeit, den zeitlichen und räumlichen Wandel der Dinge, allen Lebens, taucht immer wieder auf, sowohl als physikalisches Etwas als auch metaphorisch, als ein wichtiges Motiv. Leben an einem Fluss, mit dem Wasser, dem Ufer, die Möglichkeit fortzutreiben, aber auch zu sterben. Es ist gefährlich, an einem Fluss zu leben, überhaupt am Wasser, wenn man nicht schwimmen kann. Vor dem Leben sollte man das Schwimmen beherrschen. Eines meiner Motti ist: Immer den Kopf über Wasser halten! Anders können wir ohnehin nicht überleben. Danke. Herzlichst, werner
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