Leichenschmaus

Innerer Monolog zum Thema Allzu Menschliches

von  Epiklord

Miriam hatte mich eingeladen, spätabends spiegelte sich in ihren dunklen Augen die Glut des Grauens. Überall lodert sie wieder. Einmal sah ich auf dem Grill des Nachbarn einen Schweinekopf, dessen Augen wie Tränen zerflossen. Miriam leckte sich die Finger ab vom noch blutigem Lamm. Ich konnte da nicht weiter dran teilhaben, verließ die Party für Zwei.

Es gibt Tierarten, die haben so viele Nachkommen, da fressen die Eltern ihre frisch geschlüpften Kinder. Würde ich zu  dieser Art gehören, würde es mir wahrscheinlich nichts ausmachen, die Kinder zu fressen. Der Mensch tut es nicht, weil es ihm angeboren ist, er es dem Umstand zu verdanken hat, über wenig Nachkommen zu verfügen, die er nur deswegen nicht frisst, weil der Bestand seiner Art sonst gefährdet wäre, und nicht weil er so herzensgut ist, wofür er sich gerne hält.

Ein paar Tage später starb Miriams Vater. Sie hatte mich eingeladen zum Leichenschmaus; man wollte dem alten Herrn eine letzte Ehre erweisen. Es gibt Tierarten, die fressen ihre Toten, welch herrlich direkte Ehrerweisung ohne große Worte.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

gobio (30)
(01.08.21)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Epiklord meinte dazu am 03.08.21:
Ja, schön dass es dich gibt. Aber ich muss dir trotzdem die Frage stellen: “Hast du Kinder?” Wenn du es verneinst, wäre die folgerichtige Frage: “Hast se aufgefressen?!”

LG E.
gobio (30) antwortete darauf am 03.08.21:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram