Das Paradoxon meiner Lebensfreude

Innerer Monolog zum Thema Abgrund

von  Epiklord

Da war dieses Schlüsselereignis, das mich rausgerissen hatte bei Orkanstärke, als einer Mutter das Baby aus dem umgestürzten Kinderwagen fiel und von einer mächtigen Windhose durch die Luft geschleudert, davongetragen wurde. Ich konnte den über die Straße trudelnden Schnuller gerade noch stoppen und gab ihn der verzweifelten Mutter. Dabei merkte ich, wie gut es mir dabei ging, obwohl ich ein sehr empathischer Typ war, oder gerade deswegen. Ich grinste die Frau ins Gesicht und sie warf mir den Schnuller in meins. Es machte mir nichts aus. Endlich war da ein Mensch, dem es total beschissen ging, genau wie mir. Ich fühlte mich immer schon permanent beschissen. Und nun war ich glücklich: War ich doch nicht mehr der einzige Unglückliche. Gestern zum Beispiel. Ich schaute mir die Fotos auf Facebook an von meinem ehemaligen Schulfreund mit seiner superblondierten Flamme, wie sie zufrieden lächelnd am Strand von Malle sich tummelten.

Jetzt durch das traurige Ereignis mit dem davon geflogenen Kind, erkenne ich meine Ambivalenz, das Paradoxon von Freude und gleichzeitiger Nicht-Freude. Die Fotos aus Malle können mich nicht mehr beeindrucken. Ich fühle, sie waren gestellt. Denn in Wahrheit muss es doch beschissen sein auf Malle. Es fängt doch schon mit der stressigen Flugabfertigung an, dann die ständige Gefahr von Parasiten in den Hotelzimmern und nun auch noch die verdreckten Strände. Ich weiß, meinem ehemaligen Schulfreund ging es beschissen mit seiner Superblondierten. Und ich empfand es als glücklich unglücklich, war ich doch nicht mehr allein in meinem Unglück.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Oggy (29.02.20)
“...die ständige Gefahr von Parasiten in den Hotelzimmern und nun auch noch die verdreckten Strände.“

Da wäre mal eine ordentliche Quarantäne nötig!

 EkkehartMittelberg (29.02.20)
Moralisten werden diesen Text nicht gerne lesen. Aber ist das ein Maßstab?
Servus
Ekki

 Epiklord meinte dazu am 29.02.20:
Maßstab? Hm. Dann müssten die Moralisten ihre
Heiligenscheine abgeben.

LG E.

 DanceWith1Life (29.02.20)
Die Moral und das Unglücklichsein, hat sonst noch jemand was zu sagen, nein, dann viel Spass, und besuchen sie die Erde so lang sie sich noch dreht,
lg das kleinste gemeinsam Vielfächer
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram