Über die Liebe

Essay

von  HerzDenker

Über die Liebe

Schauen wir heute auf eine der Grundfragen der Philosophie seit Urzeiten: Vom Erkenne dich selbst kam man doch irgendwann als logischen Schlussfolgerung zu der Frage: „Was ergibt sich denn daraus , wie ich mein Leben gestalten soll?“ Dem möchte ich in kurzer Form nachgehen und werde zu einem für manche verblüffenden Fazit gelangen! Es soll ohne jede Romantisierung um Liebe gehen, aber nicht um das oft von Hormonen angefeuerte  Verliebt-Sein, sondern eher um das, was  Hermann Hesse gemeint haben könnte: „Liebe ist Begehren in weiser Form.“

Was sollen wir begehren bzw. lieben lernen? Unser Gegenüber und uns selbst, indem wir ihn so betrachten, wie die göttliche Ordnung ihn/sie sich vorgestellt hat! Wir werden dann erkennen, dass Liebe das in allem wohnende Grundmotiv ist! Wie ein Leuchtturm steht am Ende der Reise Endzieles die Erkenntnis von Willigis Jaeger: „Es gibt in diesem Universum letztendlich nur das zeitlose Jetzt. Dort angekommen sehen wir, dass es vollumfänglich aus Liebe besteht!“ Das Ewige zieht also offenbar alle seine Kräfte und seine Weisheit aus nichts anderem als der Liebe! Sie ist es, die unser Universum im Innersten zusammenhält!

Wir sollten uns an die Liebe als höchstes Ideal erinnern, die ja sogar ein Paulus auf Nummer eins gesetzt hat, weil sie das wirksamste Mittel ist, um Hass zu beenden, um Verständnis zu fördern, um Menschen zusammenzubringen und das Fernziel Alles(s) ist/sind eins im Auge zu behalten!

Was ist aber nun Liebe eigentlich? Woher kommt sie?
Liebe hat als Grundlage, dass wir sie meist schon in sehr konkreter Form sehr früh erfahren durften. Sie ist meist mit Dankbarkeit verbunden, denn als Kleinkinder wurde sie uns meist geschenkt, ohne dass wir eine „Vorleistung“ erbringen mussten. Weil wir da waren, wurden wir geliebt, fertig. 

Mit diesem meist guten Start ins Leben sollten wir den roten Faden der Liebe im Auge behalten. Johann Wolfgang von Goethe drückte es für die Zeit der ersten Liebe in der ihm eigenen  Poesie so aus: „Wenn dir's im Kopf und Herzen schwirrt, / was willst du Bessres haben! / Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, / der lasse sich begraben.“ Natürlich hat der große Meister hier zunächst die persönliche Liebe zu einem Menschen im Blick, ist sie doch die schönste Konkretisierung dieses Lebensaspektes! Der Dichter mahnt uns aber auch: „Lieben ist menschlich, daher solltet ihr menschlich lieben!“ Dann aber geht Goethe entscheidend weiter: „Denn das Leben ist die Liebe / und des Lebens Leben Geist. ... Welch` Glück, geliebt zu werden, / und lieben, Götter, welch ein Glück!“ (Hesse meinte sogar, dass das Lieben-Dürfen uns für die hohen Ziele im Leben weiterbringt als das Geliebt-Werden.) Goethe und er weisen hier praktisch auf die Agape hin, auf die Menschenliebe im höheren, vom Ego losgelösten Sinne. An dieser Stelle fühle ich mich auch an den großen Erich Fromm erinnert, der uns klargemacht hat, dass Lieben eben eine Kunst ist und der möglicherweise wichtigste Lerninhalt in der von uns allen angestrebten wahren Lebenskunst ist.

So ins Leben hineingenommen wird Augustinus` großartiger Satz auch lebendig: Liebe- und dann tue, was du willst“. Hier spüren wir, dass Liebe mit Freiheit verbunden ist und moralinsaures Pharisäertum ausgedient haben sollte. Immer, wenn wir uns von Liebe bestimmen lassen, kann das Ergebnis unseres Handelns nicht gänzlich scheitern. Wir können davon ausgehen, dass der Heilige Geist letztlich auch in der Liebe aufgeht: Ein heilender Liebe-Geist (oder eine Geistin?) dürfte er sein.

Bringen wir es nochmal hymnisch auf den Punkt: Das Leben soll eines Tages mit der Liebe verschmelzen, sie soll alles durchstrahlen. Alles Dunkle, Verkehrte, Peinliche wird der Liebe weichen. Liebe und ein Licht der Wahrheit wird das Bestimmende im Leben der Menschen sein. 

Nur eines kann uns von dieser Philosophie der Liebe abbringen. Die Angst, die Alltags-Einflüsterungen von Konsum-Ersatzgöttern und anderen, auch geistigen Neben-Idealen vermitteln können. Die hier aufgezeigte Sicht der Dinge führt in die Weite und in eine hohe Toleranz. Die Angst hinter Ersatzbefriedigungen würde uns wieder verengen, was sich schon im Wort ausdrückt. Fassen wir den Mut, gehen heute als Ritual auf eine bergige Anhöhe in unserer Umgebung und manifestieren wir in unserem Innern die Ethik der Liebe als amor fati –wie Nietzsche sie nannte- als die unangefochtene Nummer eins in unserem Leben, eben die LIEBE!


 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Terminator (25.11.21, 23:23)
Die meisten Menschen sind zu dumm für Liebe; Liebe scheint intellektuell anspruchsvoll zu sein, nicht nur was emotionale Intelligenz betrifft. Hass ist einfacher, da womöglich gar kein Mindest-IQ erforderlich.

Liebe erfordert Mut, Hass erfordert Wut.

 HerzDenker meinte dazu am 26.11.21 um 06:24:
Ich glaube, dass Intelligenz oft hilfreich ist, Bildung auch, aber vor allem eine des Herzens. Und diese hat oft mit der Frage zu tun, wieviel Geborgenheit und Liebe einem Menschen zuteil wurde. Diese ist  nun nicht nur vom "Schicksal" abhängig sondern nach m.E. auch etwas, das erarbeitet werden muss: Lieben-Können, dankbar sein können als Aufgabe der Lebenskunst.

 Augustus antwortete darauf am 26.11.21 um 10:14:
Im Umkehrschluss bedeutet dies die der Pandorabox entflohenen und nun herumgeisternden Übel einzufangen und sie in die Pandorabox erneut zu verschließen. 

Allein die Vorstellung, dass der menschliche Körper eine solche Büchse der Pandora ist, eröffnet dem Betrachter das Paradoxon, dass alle Übel und Liebe von ihm ausgehen und weder das eine noch das andere nie der endgültigen Vernichtung unterliegen kann. 

Das Einfangen der Übel und das Freilassen der Liebe, zeigt, dass in der Büchse dann der Übel verbleibt. Lässt man aber den Übel frei, so bleibt die Liebe zurück. Lässt man besser beide frei oder belässt man lieber beide zurück? 

Es ist also kritisch zu untersuchen, wenn wir die Liebe in der Büchse der Pandora zurück lassen, wer das dafür freigelassene Übel empfängt.

 HerzDenker schrieb daraufhin am 26.11.21 um 10:38:
Diese Metapher mit der Pandora ist mir irgendwie fremd; wieviel bejahender und wohl auch näher am Thema dran sind Sätze wie: "Liebe und Freundlichkeit sind das einzige, das sich vermehrt, wenn man es ausgibt."
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram