Abbitte und Tanz in den Mai
9:15. Kein Kaffee. Quittenlikör. „welche Gläser nimmt man denn da? Ach, ich kenne mich da nicht aus.“ „Ganz kleine. Die da sind doch gut.“ Stolz holt sie den Likör und zeigt mir wie viel in der Flasche ist. Die ursprüngliche Flasche ziert jetzt eine weiße Rose auf der mit Kaffeekannen bestickten Decke.
„Wie geht’s Dir heute?“ „Ach, gut. Der Schwindel kommt ja immer mittags.“
Wie viel Prozent der hat, wage ich mir nicht auszumalen. Es ist ihr ein Bedürfnis, etwas anzubieten, und ihre Kaffeezeit ist schon lange vorüber. Nun denn. Für sie würde ich wohl noch ganz andere Sachen machen. „Ich muss aber noch Autofahren, bitte, einer reicht wirklich.“ Wir erzählen uns unsere Tagespläne und kommen auf die bevorstehende Konfirmation zu sprechen.
„Ich habe Küchenleinen von meinen Paten bekommen. Mehr gab’s ja nicht. Und vorher mussten wir bei den Eltern Abbitte leisten.“ „Ja?“ „Uns entschuldigen, wenn wir Unrecht getan hatten und bedanken für alles.“ „Oh.“
Ich stehe auf, um mir ein Bild von ihrer goldenen Hochzeit anzusehen. „Da siehst Du aber gut aus! Schicker Kragen!“ Sofort steigt mir der Likör in den Kopf.
Auf ihrer Terrasse präsentiert sie die eingepflanzten Blumen. „Die Eisblumen hab ich verteilt und hier in dem Topf sind die Petunien. Gut, oder?“
„Ach, und die Tulpen blühen ja! Schön, da auf dem Tisch.“
Ich verabschiede mich mit den Worten „Du kommst doch azu meinem Geburtstag, oder? Bitte.“ „Ja, darf ich?“ „Natürlich, Du gehörst doch zur Familie.“ „Hm. Ich fühle mich dann immer so…“ „Was? Ach, nein! Bitte, bitte, komm doch. Ich freue mich schon so.“ „Na, hättest Du jetzt nicht noch mal gefragt…..dann komme ich halt.“
Mein Herz tanzt Walzer.
Nun geht sie zum Arzt. Drei der elf Medikamente sind aufgebraucht.
