Wenn Opa Friedholm zum Handwerker wird

Oma Gisela zerrt genervt an der Besteckschublade in der Küche und ruft ins Wohnzimmer: „Friedholm, wann gedenkst du, eine praktikable Lösung für unser Problem zu finden?“

Friedholm legt verärgert sein Buch zur Seite und entgegnet: „Mensch Gisela, ich kümmere mich doch schon darum!“

Gisela: „Toll, wie du dich seit Wochen kümmerst. Du hast inzwischen drei unterschiedlich lange Kugelauszüge aus drei verschiedenen Baumärkten gekauft, und keiner passt! Hättest du nur einmal die Schublade ausgebaut und Maß genommen, wäre das Thema längst erledigt!“

Friedholm: „Das habe ich dir doch erklärt. Der Ausbau ist immer so kompliziert, und dann müsste ich sie zweimal ein- und ausbauen – einmal zum Ausmessen und später noch einmal, um das Teil einzubauen.“

Gisela: „Wo wäre das Problem gewesen, sie einmal auszubauen, ein passendes Teil zu kaufen und danach wieder einzubauen?“

Friedholm: „Und wenn ich das Teil erst hätte bestellen müssen? Dann hätte ich die Schublade zunächst wieder einbauen müssen, damit du sie benutzen kannst.“

Gisela: „Du und deine Logik! Sei froh, dass ich so ein geduldiger Mensch bin, Friedholm!“

Friedholm: „Ich bringe heute schon mal auf dem Weg nach O. einen Kugelauszug zum Hagebaumarkt zurück und schaue, dass ich einen längeren bekomme.“

Gisela: „Na, da bin ich aber gespannt!“

Opa Friedholm kommt aus O. zurück. Seine Mimik lässt nichts Gutes ahnen.

Er grummelt: „Oh man, ich hatte die falsche mit zum Hagebau und zwar die von Obi, aber ich habe jetzt wenigstens eine gekauft, die passen muss!“

Kurz darauf stellt Friedholm beim Anhalten (Pi mal Daumen) fest, dass die vierte zu lang ist.

Gisela hat die Nase voll. Sie schnaubt …

Doch da kommt ihr Friedholm schnell zuvor: „Heute werde ich die Schublade ausbauen und Maß nehmen. Die vier verkehrten Teile muss ich noch den Baumärkten zuordnen.“

Gisela geht ins Wohnzimmer und schaltet die Musikanlage laut, damit Friedholm ihren Schrei nicht hören kann.

©Sigrun Al-Badri/ 2024