NaturMensch

Text zum Thema Mensch und Natur

von  Milta_Svartvis

Alle Religion ist auch Ehrung. Ehrung bedeutet auch Respekt oder Achtung, einschließlich der  Grenzen, die uns Menschen gesetzt wurden.


Ob nun Religion oder Ehrfurcht, beides ist uns zusammen mit dem Respekt in Bezug auf unseren Planeten abhanden gekommen. 


In der Natur hängt alles miteinander zusammen.  Pflanzen und Tiere, Tiere und Menschen, der Mensch und die Elemente, die Elemente wieder mit den Pflanzen. Eine wirkliche Grenze zu ziehen ist nicht möglich. Alles ist Natur. Selbst wir. In der modernen Welt, zumindest hier im Westen, herrscht die Vorstellung vor, dass der Mensch von der Natur getrennt sei. Schlimmer noch, dass die Erde dem Menschen untertan sei und wir im Prinzip damit machen können was wir wollen. Jeder halbwegs geistig Gesunde sieht sofort, wie lächerlich diese Vorstellung ist. Und dennoch hat sie sich so erfolgreich durchgesetzt, dass wir mittlerweile auf eine Klimakatastrophe zusteuern, die wir mit verursachen, zum Teil, weil wir so viele sind, zum Teil, weil wir so erfolgreich ignorant für das offensichtliche sind -  den Zusammenhang aller Dinge auf dieser Welt, in unseren Leben, in unserer Gesellschaft. Dass der Mensch irgendwann dem Irrglauben anheim gefallen ist, sein Wirken hätte keine nachteiligen Effekte auf das ökologische Gleichgewicht,  hat eine Entwicklung gefördert, die unserer Spezies irgendwann den eigenen Lebensraum kosten wird. Und diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Dafür ist es längst zu spät; warum das vielleicht auch so sein soll, führe ich an anderer Stelle aus. Trotzdem, Umweltschutz ist nicht das eigentliche Thema dieses Textes (auch wenn ich ihn definitiv unterstütze). 


Das Thema lässt sich so zusammen fassen:

 
Wir sind auch Natur und darum geht die Umwelt gerade dezent in die Binsen.


Der durch uns geförderte Klimawandel ist nur eines von vielen Beispielen dafür, dass wir ein Teil der Natur sind. Nicht außerhalb, nicht jenseits, nicht darüber. Wir sind aus der Natur entstanden, wir sind Natur und wir werden alle schneller als uns recht ist eines Tages wieder zu Erde, Kompost und Futter für die Maden. Jede Generation aufs Neue.

 
Nun könntest du mich natürlich fragen:       

Wenn du das so pessimistisch siehst mit dem Klimawandel, warum trägst du dann überhaupt was zum Umweltschutz bei? Warum sparst du dir nicht das Geld und lebst wie die letzte Sau, bevor das dicke Ende für uns kommt?


Mal umgekehrt gefragt: 

Warum zerstören, was man auch lieben kann?

 
Für mich liegt kein Sinn und keine Vernunft in einem Verhalten, dass im Prinzip nur parasitär und ohne jeden Ausgleich Raubbau betreibt, nicht mal, wenn es darum geht, den eigenen Hedonismus auszuleben.                                

 
Und wir leben nicht mehr in der Antike oder im Mittelalter; im heutigen Informationszeitalter können wir den Raubbau an der Natur nicht mehr mit Unwissenheit rechtfertigen.

 
Und liegt es nicht in unser aller Interesse, dass die Natur so gut wie möglich von uns erhalten, gefördert und wiederhergestellt wird? Klar, nicht jeder hat den Sinn für die Schönheit von Wäldern, klaren Wasserfällen und Wildtieren, die unbeschwert durch die Weiden toben können.

Völlig in Ordnung.
Aber dafür liegt ihnen zum Beispiel etwas daran, atmen zu können, genug zu essen und zu trinken für sich, ihre Lieben und ihre Haustiere zu haben. Auch das hängt mit der Natur zusammen. Wir Menschen sind nicht schlecht. Aber ignorant. Wir bringen alles auf der Erde immer mehr aus dem Gleichgewicht, auch uns selbst. Gier, Konsum, maßloser Kapitalismus; wir nehmen zuviel und geben zu wenig, und das schon seit Jahrhunderten. Wir haben vergessen, was wir sind: ein winziges Zahnrad in einer eigentlich gut laufenden Uhr. Wir sind irgendwann "kaputt" gegangen, das heißt, aus dem Lot geraten. Und nun laufen wir nicht mehr richtig rund. Laufen mal rückwärts, mal vorwärts, manchmal auch gar nicht. Und weil wir mit dem ganzen Uhrwerk zusammen hängen, läuft die Uhr nicht mehr gut. Schlimmer noch, sie droht auseinander zu springen, weil die einzelnen Teilchen nun sich immer mehr anspannen, aber den Druck nicht mehr in einen gesunden Fluss ablassen können.


Aber wenn wir so zerstörerisch handeln, sind wir Menschen dann nicht eher unnatürlich?


Es gibt keine Unnatur. Nochmal: alles ist natürlich. Wir leben in einem geschlossenen Ökosystem. Alles, was sich auf der Erde, im Himmel usw. findet, ist daher natürlich. Und was aus der Natur entsteht, ist Natur. Selbst künstlich hergestellte Dinge wie Autos, Chemikalien oder Möbel werden aus Materialien gemacht, die man in der Natur findet oder aus solchen herstellt. Der vermeintliche Unterschied , den man landläufig zieht, besteht in der künstlichen Verfertigung. Aber was sind dann zum Beispiel ein Vogelnest, ein Dachsbau oder eine Ameisen Kolonie? Die wachsen ja nicht so aus der Erde, oder? Die werden künstlich von diesen Tieren erschaffen, so wie wir beispielsweise Häuser erschaffen. Bereits ein simpler Stein oder ein Ast wird in den Händen eines Affen zum Werkzeug. Aus Holz und Stein sind auch die meisten herkömmlichen Hämmer hergestellt. Trotzdem behaupten wir, etwas anderes als Tiere und daher unnatürlich zu sein, während wir den Affen als wildes Tier der ungezähmte Natur kategorisieren.


Wahrscheinlich schämen wir uns unserer Nähe zum Tier aufgrund unserer Verpflichtung, gewisse gesellschaftliche Konventionen aufrecht zu erhalten, die wir brauchen, um miteinander zu überleben. Das Tier, welches wir als vom Menschen getrennt erleben, sehen wir als unsozial, selbstsüchtig und nur auf seinen Vorteil aus an. Wir könnten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Und offen gesagt, diese Zuschreibung sagt mehr über den Menschen aus als über die Kreaturen, denen er dies vorwirft. Wir sind absurd widersprüchliche Wesen. Ich meine, würde ich im Zuhause irgendwelcher Leute einen vollen Mülleimer auskippen, würden sie vermutlich ausflippen und die Polizei rufen. Aber dieselben Menschen haben kein Problem damit, ihren Müll in die Wälder, Seen und Flüsse zu schmeißen, und damit in unser aller Zuhause.


Alles ist natürlich. Nicht alles, was natürlich ist, müssen wir unbedingt als gut erachten. Aber es ist da und die Tatsache, dass etwas da ist, bedeutet, dass es irgendeinen Grund oder Zweck hat. Es taugt was, jedenfalls vorübergehend.
Alles auf dieser Welt hat schöpferische und zerstörerische Qualitäten. Selbst der Mensch. Aber wir sind scheinbar sehr extrem. Während die einen Menschen unbekümmert Regenwälder für Geld abholzen, organisieren andere in Vereinen Maßnahmen, um Wälder wieder aufzuforsten und Bewusstsein für diesen Missstand zu schaffen. Während die einen Menschen zerstören, helfen andere, wieder aufzubauen. Die einen Menschen rotten ganze Tierarten aus, während andere sich schützend vor diese Tiere stellen.

 
In unserer Spezies verbinden sich die kreative und die zerstörerische Seite der Natur im Extrem. Maßlose Gier und Vernichtungswut und maßloser Schaffensdrang. Man kann jetzt argumentieren, der Mensch sei entartet und hätte sich von seinen natürlichen Wurzeln entfernt, weil sein selbst - zerstörerisches Verhalten auf diesem Planeten einmalig ist. Aber da fallen mir zur Antwort wieder nur  Gegenfragen ein: 


1) Wie genau definiert man nun Natur und Unnatur?

Das muss jeder für sich selbst beantworten, meine Auffassung habe ich hier bereits kundgetan.

 
2) Wer sagt, dass dieses selbstzerstörerische Verhalten nicht letztlich genau unsere Natur ist?
Das mag für manche recht provokant klingen, und bevor mir irgendwelche Bomben von der PETA ins Haus geworfen werden: anzunehmen, dass wir von Natur aus ein umweltschädlicher Parasit sind soll kein Freifahrtschein sein um wichtige Dinge wie Artenschutz und Klimawandel zu missachten. Schließlich liegt das auch in unser aller Interesse zu überleben und wir haben schließlich den Vorteil, zu reflektieren, zu lernen unf die eigene Evolution gezielt voranzutreiben. Meine Äußerung ist außerdem, wie alles hier, nur ein Gedanke, eine Idee und Theorie. Aber mal angenommen, ich habe Recht damit, dass wir einfach Parasiten oder Raubtiere sind, dann sind wir von der Natur auch so konzipiert. Warum? Ich weiß es nicht. Aber alles, was als Art längerfristig in der Natur existiert - so wie der Mensch -, hat dies geschafft aufgrund bestimmter Stärken; so sind wir beispielsweise  seit jeher sehr erfinderisch und anpassungsfähig.

 
In den Mythologien steht die Welt irgendwann am Abgrund, gewöhnlich durch die Maßlosigkeit und ein Übermaß an moralischer Entartung; die Menschen brechen nach und nach sämtliche Bande und Verträge, nicht nur miteinander, sondern auch mit Gott oder den Göttern (hier die personifizierten Ethik - und Naturgesetze). Diese Geschichten können natürlich vielfach interpretiert werden; Ragnarök, die nordische Sage vom Untergang von Göttern und Menschen, wurde vielfach als Naturmythos interpretiert, als Allegorie des Jahreswechsels, als Metapher für den Sieg des Christentums über das Heidentum und als vorchristliche Idee des Weltuntergangs.

 
Und manchmal frage ich mich, ob wir Menschen nur dazu da sind, im ewigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt der Natur die Rolle des Zerstörers einzunehmen. Die ordnenden Götter, welche selbst von den Chaos - Riesen abstammen, gaben den Menschen bei ihrer Erschaffung etwas von sich mit - Odem, Atem, Spirit, Lebenskraft, nennt es wie ihr wollt. Der Mensch vereint das göttlich - ordnende der Olympier und Asen und das destruktive Chaos der Titanen und Riesen in sich. Der Monotheist könnte an dieser Stelle auch sagen, es steckt etwas von Gott und Satan in uns allen. Es passt, in welche Worte man es auch kleiden mag.

 
Wenn unsere Einzigartigkeit als Spezies wirklich darauf beruht, beispiellos umweltschädlich, ignorant und ausbeuterisch zu sein,  muss man davon ausgehen, dass es in unserer  Natur liegt. Jedenfalls, wenn man das Gejammer der zahllosen Misanthropen in sozialen Netzwerken verfolgt (was nicht nur mich daran zweifeln lässt, wie ernst deren Menschenfeindlichkeit zu nehmen ist, aber sei's drum...). Ein Virus ist ebenso ein Teil unseres Ökosystems wie ein Parasit oder Elon Musk, denn sie sind alle genau aus diesem System entstanden wie das Kind aus der Mutter. Etwas anderes wäre es, wenn es sich um außerirdische Organismen handeln würde (Critters, irgendjemand?). Wer sich mit Däniken befasst, könnte jetzt für sich den Faden weiterspinnen und sagen, das passt, der Mensch wurde von Aliens hierher gebracht und ist deshalb nicht mit dem irdischen Ökosystem kompatibel. Aber ich zumindest glaube da eher nicht dran, auch wenn es eine interessante Theorie ist, daher werde ich das hier nicht weiter verfolgen. 


Aber vielleicht sind wir auch einfach nur inkompetent. Wer weiß? 


Zumindest muss man den negativen Eigenschaften des Homo Sapiens zugestehen:    sie funktionieren 1 A und dienen dem Überleben unserer Spezies bis hierher ganz gut. Doch mittlerweile passiert genau das, was in der Natur zwangsläufig passieren muss: Die Auswirkungen sind so bedrohlich geworden, dass der Mensch vor die selbe Wahl gestellt wird wie alle anderen Lebensformen auch: anpassen oder aussterben.

 
Unsere destruktiven Aspekte überwiegen auf globaler Ebene mittlerweile das Schöpferische bei weitem, sind oft sogar die negativen Langzeit-
Folgen unserer kreativen Seite. Wir sind auf vielen Ebenen aus dem Gleichgewicht geraten und das hat, wie gesagt, Auswirkungen auf alles andere. Schneide in einem Spinnennetz genug Fäden durch und das ganze bricht in sich zusammen. Das Gleichgewicht der Natur wird sich irgendwann von selbst regulieren. Ob wir dann noch da sind, steht auf einem anderen Blatt.

 
3) Wer sagt, dass wir als Parasiten wirklich so einzigartig sind?
Wir sind zuviele und zuviel von allem. Maßlos. Das kann ja nicht gut gehen. Aber wer sagt, dass wir in der Hinsicht jemals die Einzigen sein werden? Die Ersten vielleicht, ja. 


Aber mal rein hypothetisch gesponnen:

 
Der Mensch stirbt aus. Die Tintenfische lernen, an Land zu leben und durchlaufen eine vergleichbare Evolutionsgeschichte wie wir. Sie entwickeln Technik, Sprache, Zivilisation, Militär, errichten Hochkulturen und entwickeln ähnliche Disziplinen der Geisteswissenschaften wie wir.
Wer sagt, dass sie der Erde nicht den Rest geben werden? Nur weil es keine Menschen sind? Wer sagt, dass hochtechnisierte, gefleckte Lebewesen, die sich einmal aus Kühen entwickeln, keine Massenvernichtungswaffen einsetzen oder den Planeten in eine tote Wüste verwandeln? Nur, weil ihre Vorfahren jetzt noch friedlich auf der Weide grasen? Der ein oder andere mag jetzt über diese Vorstellung lachen, sollte aber bedenken, wie harmlos und unschuldig unsere Primaten - Vorfahren mal gewesen sind.

 
Will jemand 'ne Banane?



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram