Episode 3: Ich kann doch auch nichts dafür, dass Montag ist.

Anekdote zum Thema Arbeit und Beruf

von  volpe

Auch das schönste Wochenende mit viel Spaß und Alkohol geht einmal zuende und unweigerlich erwachte ich am Montag mit einem beklemmenden Gefühl von Hoffnungslosigkeit. Hello Darkness my old friend. Lust auf Arbeit: null. Aber was muss das muss, also: Dusche, Dailies, Doping (Kaffeeeeeee) und auf in die Schlacht!

An der Arbeit angekommen höre ich, wie sich von hinten die Kollegin mit dem laut scheppernden Zeitungswagen nähert und denke mir in einem Anflug von Nettigkeit: Hälste mal die Tür auf. Als Erwiderung auf meine freundliche Begrüßung erhalte ich einen Blick, als würde die Kollegin mir am liebsten den Hals umdrehen. Ich vergaß: manche Menschen sollte man nicht vor 10.30 Uhr ansprechen. Der Putzmann ist auch nach seinem zweiwöchigen Urlaub zurückgekehrt und hat mindestens genauso schlechte Laune. Ein wenig vermisse ich seine Vertretung - die hat zwar die Hälfte der Mülleimer nicht geleert, aber war wenigstens immer freundlich.

10 Minuten später beginne ich mal wieder allein die Glasfront des Geschäfts zu öffnen. Kollegin 2, die in der Zwischenzeit auch eingetroffen ist, hat wie so oft besseres zu tun als zu helfen. Macht nichts. Die erste Kundin wartet auch ganz geduldig, während ich nach und nach die einzelnen Glasscheiben zur Seite schiebe. Kunde zwei ebenso. Dann passiert das unweigerliche und Kundin Nummer drei stellt sich mitten in die Schneise. Kein Problem, einmal kurz angesprochen, alles entspannt - oder?
"Entschuldigung, würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten, damit ich mit der letzten Scheibe vorbeikann? - Super, Dankeschön. Nach dieser Scheibe dürfen Sie das Geschäft betreten."
In dem Moment wo ich verkünde, dass die Kunden nun eintreten dürfen, kippt die Stimmung. Plötzlich stampft Kundin 3 davon, als hätte ich sie gerade auf's Übelste beleidigt. Ich bin verwirrt. Die anderen Kunden verharren in der Bewegung als ich irritiert mit den Schultern zucke und gucken mich fragend an. "Nein, wirklich, Sie dürfen gerne das Geschäft betreten." Nervöses Lachen. Where did I go wrong?

Es folgt ein Kunde, der es irgendwie geschafft hat, den Code auf der Rückseite seines Wunschgutscheins freizurubbeln, aber die Anweisung zur Aktivierung unmittelbar darüber gekonnt zu ignorieren. Eigentlich echt kein Hexenwerk, aber erschreckender Weise können scheinbar ganz viele Kunden nicht lesen. Was die wohl mit den ganzen Büchern machen, die sie kaufen?

15 Minuten nach Ladenöffnung und einige miesgelaunte Kunden, die offenbar denken, ich allein wäre Schuld daran, dass heute Montag ist, verabschiede ich mich von der Illusion, dass dieser Tag noch irgendwie gut werden könnte. Ab diesem Punkt fehlt mir die Kraft, meine Mundwinkel weiterhin in eine lächelnde Position zu zwingen. Vielleicht inspiriert meine Trauermiene die Menschen ja dazu, netter zu sein. Das wird eine anstrengende Woche.


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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (05.08.23, 21:24)
Dusche, Dailies, Doping (Kaffeeeeeee) und auf in die Schlacht!
<3 


Ist das Dein Slogan? "Dusche, Dailies, Doping" Falls ja, empfehle ich Dir wärmstens ein Texterpraktikum in einer möglichst guten Werbeagentur, die spezifisch intelligente Slogans verbreitet und einen Hang zu guten Werbetexten zeigt.

Kundenkontakte im täglichen Einerlei, in dem die schönsten Details versteckt sind, scheint nicht Dein Ding zu sein, nach der Trilogie zu urteilen.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.08.23 um 09:38:
Was ist den eine Dailie?

 volpe antwortete darauf am 06.08.23 um 12:34:
Eine Daily ist eine tägliche Aufgabe, in diesem Fall in einem Onlinespiel. Die meisten würden wohl Quest dazu sagen. Ursprünglich habe ich diese Anekdote in einem Discord gepostet, wo jeder mit diesem Begriff etwas anfangen kann. Vermutlich sollte ich den Text irgendwann noch einmal überarbeiten, damit jeder versteht, was gemeint ist

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 06.08.23 um 12:39:
Hatte den Begriff naiv mit Zeitungen übersetzt und mich gewundert, dass er sich nicht als jugendsprachlich finden lässt. :D Da kam ich auf den Gedanken, es könnte ein Neologismus sein.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 06.08.23 um 14:15:
Nun ja, das ist ein Begriff aus einen anderen Welt als der der Buchhändlerm, den würde ich also streichen/ersetzen.
(Discord, ist das alte Strickpullover auflösen, um mit der Wolle was anderes zu machen?)

Antwort geändert am 06.08.2023 um 14:15 Uhr

 Dieter_Rotmund (06.08.23, 09:38)
 denkenKOMMA ich

 volpe ergänzte dazu am 06.08.23 um 12:39:
Danke, Komma wurde ergänzt.
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