Karen & Wolf

Grotesk-Zeitkritisches Drama zum Thema Allzu Menschliches

von  lugarex

Karen kam gerade vom grossen Wolf, der ziemlich unrühmlich badete in dem Dorfbach. Der Wolf badete nicht begeistert und gar nicht freiwillig. Karen hat den Wolf  so lange in den Bach im Bewusstsein geschubst, dass er mit seinem vollen Bauch nicht so schnell herausklettern kann. Das Wasser war in diesem hitzigen Sommer zwar sehr seicht, aber es gibt viele Beispiele, wenn man auch in einer Wasserlache ertrunken ist, besonders wenn man  unmobil, betrunken, verletzt oder eben verfressen wie der Wolf da in diesem Falle war.


"Geschieht ihm recht”, sagte Karen. Er hätte doch eine etwas sozialere Einstellung, oder wenigstens Ehrfurcht vor dem Alter zeigen können und nicht der Reihe nach alle Alten im Dorf fressen müssen. Er wehrte sich zwar, dass er dies im Dienste der Gesellschaft und für die Verjüngung der Dorfgemeinschaft tut, für die progressive Entwicklung des Dorfes, damit es mehr Platz für die Jugend bleibt und die kuscheligen Häuschen der Alten für die jungen Familien frei bleiben, da diese sich keine Luxusvillen leisten könnten, ja nicht einmal eine bezahlbare Wohnung, dass sie eben nicht unisono und relativ überstürzt das Dorf verlassen müssten, wie es zunehmend die Realität ist.


 “Wäre er wenigstens aufrichtig gewesen, nicht so eine populistische Ausrede!”, dachte Karen unterwegs ins Rathaus. Im Rathaus wartete auf Karen eine unangenehme Sitzung,  Haupttraktandum sollte das Budget sein. Wie gerufen fiel Karen ihr leeres Körbchen, dankbar erinnerte sich an ihre Grossmutter, die noch vom Wolf eine Art Henkersmahl bekommen hatte, bevor er sie verschlingen hat und brav alle Delikatessen verspeiste, bevor sie dann sebst verspeist wurde. Der Korb war die Eingebung! An der Sitzung pflegte man, über die Themen durch Abgabe der Zettel abzustimmen. Man spielt halt Demokratie…


Karen folgte der zugeflossenen Idee und entlang des fast ausgetrockneten Bächlein fing sie munter an die Stimmen für ihr eigenes Vorhaben zu sammeln und sorgfältig alle in den Korb zu deponieren.


Karen Projekt stellte den Gedanken dar, neue frische Wölfe aus südlichen Länder aussetzen, ähnlich wie es zum Beispiel bei einer Besetzung des Teiches mit Laichablage macht, die dann auf der Suche nach Nahrung alle unerwünschten Leute ausser Dorfe liefern würden.


Das Projekt barg manches Hindernis. Das wäre, u.a., das Problem des Verkehrs.

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Tief in Gedanken traf Karen den jungen Förster, der sich sofort mit ihr in tiefe Diskussion über dieses partielle Problem – trotz tiefem Wasserspiegel des Bachs – getaucht hat… 



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