So ging er fort

Text

von  Cathleen

So ging er fort


Als endlich wieder Frieden war,
da zog ich sehnsuchtskrank
tatsächlich noch ein Strümpfepaar
aus meinem Kleiderschrank.

Ich trat aus dem zerstörten Haus,
lief durch die Trümmerstadt
und sah bestimmt wie eine aus,
die’s ziemlich nötig hat.

Erschöpft sank ich auf eine Bank,
die letzte, halbwegs heil.
Da kam ein Mensch den Weg entlang,
sein Blick traf wie ein Pfeil.

Die Uniform hätt gestern noch
dem Feind ich zugezählt.
Ich wollte zögernd sein, jedoch,
ich fühlte mich erwählt.

Es folgten Monate voll Glück;
Tom hatte mich so lieb!
Nur selten dachte ich zurück,
wo denn der Gatte blieb?

Mein nagelneuer Lippenstift
war aus Amerika.
Ich malte mir in Sonntagsschrift
das schönste Lippenpaar.

Dann kam ein Brief, kaum noch erhofft,
und meine Scham war groß.
Um mir zu helfen, sagte Tom
sich zärtlich von mir los.

Den nächsten Kuss, sprach sein Gesicht,
kriegst du von deinem Mann!
So ging er fort. Ich winkte nicht.
Die Zuversicht gewann.



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