KAFKA ALS SCHULLEKTÜRE
NUR MIT EINSCHRÄNKUNGEN
UND BEDINGT GEEIGNET
(zum 100 Jubiläumsjahr seines Todes )
Das Schloß verkörpert die Unzugänglichkeit
und tabuisierte nicht hinterfragbare
Unnahbarkeit der absoluten Autorität
und Souveränität
die sich der dienende Mensch und die Gesellschaft
selbst erwählt hat
und der man sich bedingungslos unterwirft
als einer transzendentalen überweltlichen Macht
Das Schloß ist:
Gott , Dämon, Religion, Glaube, Fluch, Segen,
Erlösung , Verdammnis , Heil , Fatum , Gral …
alles projiziert
auf die Spitze eines Hügels hoch über der Stadt,
der Gesellschaft , der Menschheit
und zum Schloß verdichtet und konkretisiert
weil die selbstgewollte und selbstverschuldete
Unfreiheit und das Bedürfnis nach Obhut
den Menschen in seiner genetischen Entwicklung
begleitet
und er aufgrund diese „ psychischen Defektes „
die Welt als ein Jammertal sieht, beherrscht von
einer divinen Macht
Die Zutritts – Annäherungs – und Kommuni-
kationsversuche des abhängigen Landver-
messers K sind sinnlos :
Es gibt keinen Himmel, keinen Gott
und kein Schloß
Keine divine Allmacht,
die der Teufel dem Menschen eingegeben haben muß
Wenn diese Rezension halbwegs schlüssig ist
und dem Roman DAS SCHLOSS einigermaßen
gerecht wird , so ist es klar, warum man im Lit-
eraturunterricht der Schulen das Schloß ausspart
Der duchschnittliche Leser wird sich mit dem Schloß
weniger anfreunden, mit dem PROZESS schon eher
und mit der VERWANDLUNG auf jeden Fall
Die Qualität Kafkas als Autor besteht darin,
daß er ohne Gesinnung ist und ohne Gesinnung
schreibt, was natürlich den meisten Deutsch-
lehrern und vielen deutschen Lesern nicht so
recht schmeckt
Die VERWANDLUNG und vor allem der PROZESS
haben den Vorteil , daß man eine „ Gesinnung „
unterschieben kann, was im Schloss nicht funktioniert
Es hat weder relgiöse , noch atheistische,nihilistisch
noch gesellschaftpolitische Anklänge ...
Vielleicht könnte man es als Gleichnis für
Unfreiheit , ungerechtfertigte Abhängigkeit
und fehlende Emanzipation oder einfach
als Fatum auffassen