Böses Erwachen (06.08.2024)

Erlebnisgedicht

von  Hamlet

Oft schon erwacht’ er im Bett,

verkatert bemerkend Verluste:

die Brille, das Handy und mehr.

Er schämte sich letzter Erinnerung,

bevor sich sein Film dann zerriss

und er nicht mehr wusste, wann

und wie er nach Hause noch kam.


Er erwachte auch einmal in Windeln,

winters in Brüssel betrunken,

bewusstlos vor Tanzbar gerettet.

Der Sprache fast gar nicht mehr mächtig,

dämmerte ihm durchs Gepiepse,

verkotzte Klamotten und Stimmen,

dass er erwachte im Krankenhaus.


Er erwachte als Erstklässler noch

im flüssigen Brande, der klebte

und bald sich abkühlte und roch.

Genervtes Gestöhn’ durch die Pflege,

es verwusch die Maschine die Spuren.

Kein Wunder, dass er verlor

sein Ur-Vertrau’n, statt es zu steigern.


Er erwachte als Säugling im Chaos

und wurde zeitlebens verdüstert,

bevor er schon sah und nur fühlt’.

Nach Beben der streitenden Eltern

übergab man ihn wechselnder Pflege,

und außer der einzigen Schwester

verschloss er fast allen sein Herz.


Die Erfahrung des bösen Erwachens

macht mir wahrscheinlich ein Werden:

durch Karma in endlose Leben.

Doch scheinet mir besser das Nichts,

da außer im Luxus bei Stars

(oder den seligen Göttern)

alles recht böse erwacht.


Die Vernunft zerhackt mir den Glauben.

Wie könnte ich glauben an Gott

und Gleichheit und Freiheit des Willens?

Und dennoch fleh’ ich zu Kräften

und bete für gutes Erwachen,

welches ich nie mehr verliere,

in Heilung, in Schönheit und Licht.




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