Begegnungen im Park

Szene zum Thema Aufmerksamkeit

von  Citronella

 

An diesem Freitagnachmittag im sonnigen September ist relativ viel los im Park. Spaziergänger mit und ohne Hund und Radfahrer verteilen sich aber gut auf den breiten Wegen.

Da ich relativ zügig gehe, habe ich die vor mir schlendernde Frau mit einem krisseligen Haarmob schnell eingeholt. Schon von weitem höre ich sie vor sich hin brabbeln, in einer Sprache, die ich nicht einordnen kann. Mir hoher Stimme spricht sie sehr schnell in ihr Handy, wie ich dann im Vorbeigehen sehe. Als ich ihr etwa zwanzig Minuten später auf dem Rückweg wieder begegne, spricht sie noch immer.

Zwei etwas müde wirkende, nicht mehr ganz junge Radfahrer sitzen auf einer Bank  in der Sonne, die relativ hochwertigen Fahrräder an die Seite gestellt. Als ich wieder vorbeikomme, sind sie auf eine andere Bank im Schatten ausgewichen und hören laute Musik. Der Eine tanzt dazu.

Ein kleines Flüsschen schlängelt sich durch diesen Park. Es wurde vor einigen Jahren renaturiert, plätschert und mäandert jetzt wunderschon durch die Parklandschaft. Drei kleine Mädchen, so etwa 10 bis 12 Jahre alt, stehen aufgeregt schnatternd am Ufer und filmen mit ihren Smartphones zwei Schwäne, einer weiß und einer eher mittelbraun. Der weiße macht plötzlich eine Rolle im Wasser, während der braune majestätisch weiterschwimmt.

Am Rande des Parks unter hohen schattigen Bäumen liegt ein menschliches Wesen auf dem Rücken und beschäftigt sich im Liegen mit seinem Smartphone.

Auf einer anderen Bank sitzt regungslos ein alter Mann, seinen Hund an der Seite, der nur kurz aufschaut, als ich mich nähere, und dann wieder genauso regungslos wie sein Herrchen bleibt.

Auch ich suche mir eine Sitzgelegenheit an dem kleinen Teich in der Mitte des Parks und schaue aufs Wasser. Die mittelalte Frau auf der nächsten Bank wirkt sehr verhärmt und trägt ärmlich wirkende Kleidung. Eine durchsichtige Flasche steht neben ihr, und ich bin nicht sicher, ob es eine Wasserflasche ist. Sie starrt ausdruckslos auf den Teich, in dem die Seerosen mittlerweile verblüht sind.

Am Ende des Spaziergangs kommt mir forschen Schrittes ein junges Mädchen entgegen, das sehr heiter in ihr Smartphone plappert. Und ich frage mich, wie viele dieser Menschen, die ich heute traf, haben diese wunderschöne Natur wirklich wahrgenommen, ohne durch irgendetwas abgelenkt zu sein?



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