Im Mittelpunkt Opfer und Täter

Satire zum Thema Aktuelles

von  Moppel


 

Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zu unserem neuesten Wissenschaftstalk „Im Mittelpunkt“, wo wir uns alltagstauglich mit der Frage beschäftigen wollen: Was macht Opfer zu Opfern und Täter zu Tätern?

Zu dieser Frage, die viele Menschen beschäftigt, haben wir den namhaften Sozialwissenschaftler Dr. Himpam eingeladen. Er ist Vorsitzender des Think Tanks Berlin, der 2020 von dem Grünen Politiker Tret-in gegründet wurde.

Dr. Himpam referiert: Zu unserer Studie haben wir tausend Bürger stellvertretend für alle Bürger der Bundesrepublik Deutschland befragt. Aber wenn jetzt Bundestagswahl wäre, würden langfristige Parteienbindungen keine Rolle mehr spielen und das Ergebnis verändern. Denn die meisten Menschen haben heute selten noch eine längerfristige Bindung an irgendetwas.

70 Prozent gaben an, dass sie Angst haben, dass ihr Partner*in fremd gehen könnte und anstatt der Familien-SPD plötzlich CDU wählen. 20 Prozent gaben an, dass sie diese Angst nur bei der AfD hätten. 10 Prozent beim BSW.

Diese Ängste können Lebensmittelpunkt werden, mahnt Dr. Himpam ernst. Und verweist auf einen Artikel eines Kollegen, der einen Artikel eines Kollegen zum Milgram-Experiment gelesen hatte.

Wenn solche Ängste nämlich Fuß fassen, sagt Dr. Himpam weiter, dann werden Menschen Opfer. Opfer ihrer Angst auf Grund des Partners, der fremd geht. Verstehen Sie? Und da sie Opfer werden, müssen die Partner logischerweise zu Tätern werden.

Gesellschaftliche Verwerfungen können die Folge sein, wenn Unbeteiligte sich an die Seite des Opfers stellen und dessen Ängste übernehmen. So einfach ist Wissenschaft. Weil Wissenschaft Verschwörungsgläubiger nämlich Wissen schafft!

Dr, Himpam nickt ernst zu seinen Ausführungen. Zwei Sozialwissenschaftler nicken auch. Der Journalist des Bergischen Landboten widerspricht: Wäre denn die SPD nicht selbst schuld, wenn sie Mist baut und der Partner*in fremd geht? Der Sozialwissenschaftler Dr. Blasius lächelt sanft: Natürlich nicht! Die Frage von Schuld spielt für das Empfinden des gekränkten Opfers keine Rolle. Es geht hier um Fakten, nicht um Gefühl. Ach so, knickt der Journalist ein und schweigt.

 

Tausende Opfer-Zuschauer an den Bildschirmen nicken auch. Die anderen gehen kopfschüttelnd mit dem Hund raus und verpassen den eindrücklichen Satz des Moderators: Ja, das ist ein echtes Gesellschaftsproblem. Dr. Himpam fällt ein: Es kann zum Trauma einer ganzen Gesellschaft werden. Und dazu führen, dass Menschen sich verändern. Nur noch um sich selber kreisen.

Und was bedeutet das dann? fragt der Moderator.

Wenn wir von Fleud ausgehen, könnte es dazu führen, dass ungebildetere Menschen sich bei Wahlen isolieren, sich ins Bett legen und sich mit ihrer Gummipuppe beschäftigen. Beim gebildeteren Teil , so sagt die Studie der literarisch-psychologischen Uni Worpswede kann es passieren, dass Literaten weit unter ihr Niveau gehen und plötzlich verworrene Texte schreiben, die sie als Aphorismen ausgeben.

Um Gottes Willen, sagt der Moderator schockiert, und da kann man gar nix machen? Dr. Himpam zuckt hilflos die Schultern.

 



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Kommentare zu diesem Text


 Tula (20.10.24, 15:41)
Hallo Moppel
Auf gewisse KV-Fehden will ich hier eigentlich nicht eingehen.

Was mit Hinsicht auf das durchaus interessante Thema dennoch stimmt, ist dass sich verunsicherte bzw. verängstigte Menschen leichter manipulieren lassen. 'Angst schüren' hat emotional gesehen eine stärkere Wirkung als das 'Hoffnung machen'. Destruktiv/negativ anstatt konstruktiv/positiv ist das propgandistische Erfolgsrezept gewisser Demagogen. Wobei es natürlich auch das Gegenteil der süßen Versprechungen gibt. Denken wir mal kurz an blühende Landschaften oder die inhaltliche  Reduzierung von Wahlkampf-Debatten auf irgendwelche Steuersenkungen.

Interessant ist jedenfalls, dass bundesweit-statistisch gesehen jene Länder kaum die Hälfte an Menschen mit Migrationshintergrund unter sich haben, in denen die AfD jüngst die beachtlichen Wahlerfolge erzielte. Das ist gewiss keine ausreichende Erklärung des Phänomens, aber durchaus ein nur auf den ersten Blick widersprüchlich erscheindender Aspekt. 

Im anderswo zitierten Experiment spielt Angst ganz gewiss eine Rolle (und weniger Symphatie für die Täter, das entsprächer eher einer durch Angst induzierten Anpassung). Ich denke noch an einen Clip der letzten Wochen aus dem Libanon. In irgendeinem Shop explodiert der Pager eines Mannes, der sich dann schreiend auf dem Boden wälzt. Die Umstehenden eilen ihm zunächst nicht zu Hilfe, wenden sich in ihrer Verwirrung und Angst sogar ab.

Soweit mein Wort zum Sonntag
LG Tula

 Moppel meinte dazu am 20.10.24 um 19:17:
Die Aussage der Satire und dein Kommi widersprechen sich nicht, Tula.
Eine Analyse der Ossi-Verfasstheit aber möchte ich mir ersparen. Mir reichen schon die Wessis ;)
Im Moment bestimmt Angst das Verhalten aller:

Angst, die Bundestagswahl zu verlieren
Angst Wohlstand zu verlieren
Angst vor einem Weltkrieg.

Das wird sich irgendwann gesellschaftspolitisch rächen...
Danke für dem Mut, hier zu kommentieren. 
lG von M.

PS. Angst ist gar nicht so unbegründet, wenn man sieht, wie abstrus die Welt mit unserem Land umgeht:
1. Jetzt warnt schon der ukrainische Botschafter Deutschland vor dem BSW, kritisiert CDU und SPD.
Unglaublich.
2. Europas Gericht verklagt Deutschland auf Zahlung von 8000 E an einen Syrer, der nach Griechenland abgeschoben wurde und dort nicht gut behandelt wurde.
Unglaublich.
Wer da keine Angst kriegt, ist selbst schuld... :(

Antwort geändert am 20.10.2024 um 19:32 Uhr

 niemand antwortete darauf am 20.10.24 um 23:02:

Beim gebildeteren Teil , so sagt die Studie der literarisch-psychologischen Uni Worpswede kann es passieren, dass Literaten weit unter ihr Niveau gehen und plötzlich verworrene Texte schreiben, die sie als Aphorismen ausgeben.
:D   :D   :woot:        LG Irene

Antwort geändert am 20.10.2024 um 23:03 Uhr

 Moppel schrieb daraufhin am 21.10.24 um 13:35:
immer wieder gerne, liebe Irene :D lG von M.

 uwesch (20.10.24, 20:44)
"Was macht Opfer zu Opfern und Täter zu Tätern?"
Eine vielschichtige Frage, die Du in Deiner Satire auf interessante Weise aufgegriffen hast. Da kann man natürlich stundenlang drüber diskutieren.  LG Uwe

 Moppel äußerte darauf am 21.10.24 um 13:36:
ja, dieses Stück hat viele Facetten, lieber Uwe. Und im Grunde beantwortet es durch das Zusammenspiel der Protagonisten die Frage selbst... ;)
Danke dir und lG von M.
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