Gewort

Seltsames Gewort hört man in der deutschen TV-Landschaft. Ab und zu schaue ich mal Nachrichten oder Berichte bei Bayern, MDR, NDR um zu vergleichen. wie man was formuliert. Diesmal aber zappte ich eher zufällig auf RTL, Spiegel-TV, welches ja sicherlich auch für sich den Anspruch erhebt, ein sachliches Informationsmedium zu sein. Und ich war schockiert.

Der Bericht drehte sich um Wagenknechts Friedensdemo und wurde wie folgt angekündigt:

„Es trafen sich die Putinversteher und Hamas-Befürworter Seite an Seite…“

Da hab ich mich aber mal ganz kurz an meinem köstlichen, polnischen Eierlikörpralinchen verschluckt.

Da die Demo nicht im TV übertragen worden war, hatte ich sie life komplett bei Youtube verfolgt. Derweil ich meine leckeren Hefeschnecken mit Hack und Lauch vorbereitete. Viele Menschen waren dort, dicht gedrängt. Hamas-Anhänger habe ich keine gesehen.

Als ich nach 2 einhalb Stunden mit den Schnecken fertig war, da war auch die Demo zu Ende. Das Gelände um die Bühne herum und ums Brandenburger Tor wurde weiträumig gezeigt. Vereinzelte Menschen. Nicht ein Hamas-Anhänger.

Allerdings wurde gesagt, dass noch eine andere Demo unterwegs wäre.

Ob die Friedensdemo später wieder zusammenkam und die erstaunlichen Fernsehbilder da gemacht wurden, weiß ich nicht. Ich denke aber, hätte sich Wagenknecht in ihrer Aktion mit Hamas solidarisieren wollen, dann wären sie ja von Anfang an zusammen gelaufen.

Davon mal unabhängig:

1.

Menschen, die für Frieden in der Ukraine demonstrieren, weil all die Waffen und Toten bisher offensichtlich nicht zu dem gewünschten Ziel führten, in einem TV-Bericht als Putinversteher zu betiteln, das ist schon krass. Denn wie ich seit Jahren schreibe und wie es auch Sahra Wagenknecht sagte: Der Angriff Russlands hatte einen Vorlauf.

2.

Menschen, die für Frieden im Gazastreifen demonstrieren, weil sie die Vernichtung zehntausender Palästinenser nicht als Kollateralschaden bei der Bekämpfung von Hamas ansehen wollen – diese Menschen in einem TV-Bericht als Hamas-Anhänger zu betiteln, das ist krass. Denn auch der terroristische Angriff auf Israel hatte einen Vorlauf.

Wer die Dinge aber nur kurzsichtig betrachtet, weil es gerade besser ins angesagte politische Konzept passt, wer den Vorlauf verschweigt und die Kritiker mit Stammtischparolen bewirft, der hat den Willen längst verloren, Realität als solche wahr zu nehmen und sich sachlich darüber auszutauschen.

Scheinbar möchte man ja die Show: „Such den moralischen Superstar“  ( ohne Dieter Bohlen) auf die Spitze treiben.

Die Jury aber wird nicht im Fernsehstudio sitzen, sondern 2025  in den Wahlkabinen…