Argumente gegen Suizidalität

Dokumentation zum Thema Leben/Tod

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Tiefenpsychologie

Das sind keine Argumente gegen den Suizid! Es geht nicht darum, weshalb du den Suizid nicht begehen solltest, sondern darum, warum du den Suizid nicht wollen kannst:



Se (extravertierte Sinnlichkeit): Du willst nicht das Leben nicht, du willst bloß dieses elende Leben nicht, das du hast (Armut, Krankheit, kein Sex usf.) Dieses (Schopenhauersche) Argument klingt spöttisch und hat mich mit Anfang 20 beleidigt, da bloßgestellt. Ich kann nicht sterben wollen? Aber ich kann das Nichtwollen wollen. Und so suchte nach Wegen, mein Ich zu vernichten (Theravada-Buddhismus, Hirnforschung, Cioran-nihilistisches Autoannihilations-NLP).


Ni (introvertierte Intuition):  Weil das Leben mir seit der Kindheit als etwas Geschenktes eingegaslightet wurde, wollte ich immer wieder dieses vergiftete Geschenk wegwerfen: ich will nicht von eines Arschlochs Gnaden leben, sondern aus mir selbst heraus. Ich wollte also nie den Tod, ich wollte nur dieses "geschenkte", "gegebene" Leben nicht. Ich will nur ein Leben leben, das mir selbst gehört (lieber sterben als als Sklave leben, insofern bin ich Herr und nicht Knecht in Hegels Phänomenologie des Geistes).


Fi (introvertiertes Fühlen):  Ich bin das Leben, warum soll ich den Tod wollen? Aber ich fühle mich selbst umso intensiver, je bewusster mir das mir nicht nur konträr, sondern kontradiktorisch entgegengesetzte Nicht-Ich ist (der Tod). Du kannst durchjaus den Tod spüren wollen, angesichts des Todes leben wollen, aber das ist keine Suizidalität. Das zeigt nur, dass du dich selbst nicht wirklich fühlst, dass du von dir von dir selbst entfremdet bist.


Fe (extravertiertes Fühlen):  Ich hasse dieses Argument gegen die Suizidalität! Es ist das Argument des Films "Ist das Leben nicht schön?" von 1946. Kurz vor dem Abitur im Religionsunterricht mitgeschaut, ging ich wütend aus dem Klassenraum, und mich überkam moralischer Ekel. Aber ja, du lebst auch für andere Menschen, nur sollen sie eben nicht deine Parasiten sein! Dass der Ultraaltruist am Ende sehr wohl und noch wohler Respekt, Dankbarkeit und Hilfe in großer Not bekommt, passte mir nicht ins (menschenfeindliche) Konzept und wurde von mir damals aus wertenden, nicht perzeptiven Gründen ignoriert. Außerdem ist extravertiertes Fühlen mein blinder Fleck, meine "Trickster-Funktion", und mit autistischem Mangel an kognitiver Empathie habe ich "double Fe trickster".


Ne (extravertierte Intuition):  Der Suizid führt entweder zum Nichts nach dem Tod, das im Falle der Wahrheit des Nihilismus ohnehin unvermeidlich ist, oder er führt zu einer anderen Existenz (dharmisches Argument). Eine andere Existenz ist nicht besser als diese, aber auch nicht schlechter, nur anders. Alles, was du vom Leben erwarten kannst, kannst du schon in diesem Leben erwarten. Du kannst nicht beliebig oft auf "Reset" drücken, wenn das "Spiel des Lebens" dir vermeintlich schlechte Karten zuteilt. Dass das Leben ein Spiel sein soll, hat mich noch bis vor Kurzem in Rage versetzt, und mich zum fanatischen Anhänger des Antinatalismus gemacht. Jetzt bin ich ein lockerer und entspannter Fan von Bayer Leverkusen* Alan Watts.


Si (introvertierte Sinnlichkeit): Du wurdest verletzt, traumatisiert, missbraucht, misshandelt usw. usf. Deine Abneigung gegen das Leben ist krankhaft. Sie basiert auf echten Erfahrungen, und wer dir den Suizid ausreden will, indem er deine Erfahrungen bagatellisiert oder gar leugnet, weidet sich sadistisch an deinem Leid. Ob verdient oder unverdient, ob zielführend oder sinnlos: fürs Erste ist einfach nur festzustellen, dass du extrem gelitten hast, so viel, dass es deinen Willen zum Leben gebrochen hat. Wohlgemerkt: gebrochen, nicht zerstört. Du bist das Leben, darum kannst du den Tod gar nicht wollen. Du bist das Leben, sonst würdest du dich weder mit deiner Persönlichkeit noch mit deiner Lebensgeschichte identifizieren. 


Ti (introvertiertes Denken): Was willst du denn mit dem Suizid erreichen? Wenn es das Nichtsein ist, woher weißt du, dass dein Ich/Selbst nach deinem Tod automatisch aufhört zu existieren? Vor deiner Geburt hast du nicht existiert, das stimmt. Das könnte bedeuten, dass es genauso möglich ist, dass du nach deinem Tod einfach aufhörst zu existieren. Aber da du schon einmal aus dem vermeintlichen Nichts entstanden bist, warum nicht ein zweites (drittes, viertes) Mal? Willst du nicht mehr sein, ist Suizid womöglich nicht der richtige Weg. Vielleicht ist der Weg des Hinayana/Theravada besser. 


Te (extravertiertes Denken): Was auch immer du furch deinen Suizid bewirken willst, versuch es, auf andere Weise zu tun: der Suizid ist unumkehrbar. Du willst außerdem niemals den Suizid um seiner selbst willen, sondern durch den Suizid etwas anderes. Such nach anderen Wegen, es zu erreichen.



* Bin ich seit Januar 1999, tut aber nichts zur Sache.



Anmerkung von Jack:

Mit "moralischen" Argumenten dem Todeswilligen zu widersprechen, ist ein Kategorienfehler. Warum der Protosuizident den Suizid nicht begehen sollte, ist irrelevant, wenn es darum geht, dass kein Lebewesen den Suizid wollen kann...

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Moppel.

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Kommentare zu diesem Text


 Saudade (21.02.25, 01:51)
Weißt du was ich glaube? Es ist viel schwerer über den Lebenswillen zu schreiben. Mach es dir mal schwer.

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 01:57:
Es gäbe nichts Leichteres. Doch wenn ich "über den Lebenswillen" veröffentliche, gibt es immer wieder unterstellungs- und verdachtorgasmischen Aufschrei.

Zwangslos "kitschige" Lyrik, kreative verspielte Prosa: das drückt den Lebenswillen aus. Eine Philosophie, eine Erklärung braucht der Lebenswille nicht. Sei wieder Mondscheinsonate, nicht Saudade. Wo ist dein Lebenswille?

 Saudade antwortete darauf am 21.02.25 um 02:15:
Die Welt dreht sich weiter und wir uns auch. Ich denke, du kannst über das Sterben philosophieren, aber das Leben wäre fast interessanter. Ich unterstelle nichts, meine nur.
P.s. Das Leben ist alles, nur nicht kitschig.

Antwort geändert am 21.02.2025 um 02:15 Uhr

 Jack schrieb daraufhin am 21.02.25 um 03:00:
Die ultrakitschigen Miezengedichte waren der Ausdruck purer Lebensfreude, die Unschuld schlechthin, und mir wurde das kontradiktorische Gegenteil davon unterstellt (erste Hälfte Februar). Aus Rücksicht auf die Möglichkeit tatsächlicher Missverständnisse seitens der Leser mit Missbrauchserfahrungen in der Kindheit (wer über 50 ist, wird sich noch an die linksgrünen Propheten "freier Liebe" mit Kindern erinnern) habe ich die explizitesten Darstellungen der Erfahrungen meiner Seele in der Hochphase der Kokainsucht (Kuscheln mit elfen-/feen-/engelartigen Wesen) wieder gesperrt.

Das Leben braucht keine Verteidigung und keine Rechtfertigung. Und dem hier
Das Leben ist alles, nur nicht kitschig.
pflichte ich gern dergestalt bei: Alles, was das Leben braucht, ist Mut zur Liebe.

 Saudade äußerte darauf am 21.02.25 um 03:17:
Nun ja, ich find's halt nicht kitschig, auch nicht fad, wenn man's normal formuliert,. Nun ja, Muehl-Anlehnungen treffen den Geschmack nicht, im Normalfall, auch hat's wenig mit Liebe zu tun. Klar, für Schreiber ja, für Leser nicht - für die meisten.

Antwort geändert am 21.02.2025 um 03:18 Uhr

 Jack ergänzte dazu am 21.02.25 um 03:37:
Dieser  Muehl? Das Problem ist Konvergenz: warum sieht der Wal wie ein Fisch aus? Weil er im Meer lebt. Warum sehen schönste vorstellbare menschenähnliche Wesen kindlich aus? 

Meine "Miezen" sind keine Kinder, sie sind nur das Schönste, Niedlichste, Zarteste, Unschuldigste, was ich mir vorstellen kann. Aber was kann der Leser mit diesen unbekannten Wesen anfangen? 

Selbst der unvoreingenommene Leser würde zunächst an Kinder denken. Redlicherweise würde er aber keine Hexenjagd starten, sondern dem Autor zur Klärung eine PN schreiben (oder aber öffentlich in fragender, nicht verurteilender Weise kommentieren).

 Saudade meinte dazu am 21.02.25 um 03:45:
Nun ja, das Problem ist, immer, wenn jemand Autoren, die verehrt werden, kopiert, passiert wenig Glück. Die Anlehnung an Lolita war wohl ein saurer Drops, Jack. Das funktioniert 2025 nicht mehr. Mir ist schon klar, was du mitteilen willst, das Reine ist das Jungfräuliche, usw. aber heutzutage Mann, über 40 und 2025 ist das nicht mehr schicklich.

Antwort geändert am 21.02.2025 um 03:46 Uhr

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 04:17:
Ich habe mit Lolita nichts zu tun. Pädosexualität ist abartig, Punkt.

Die angemessene Erscheinungsform meiner Seele ist zu schön für diese Welt, und angemessen, um mit "Ultracuties" in meiner Welt (schönsten denk- und vorstellbaren Mädchen) innigst zu kuscheln. Nur vor dem über-göttlichen Schönen selbst kann ich das verwirken. Kein Mensch (und kein Gott) kann mich richten.

Dieser Körper, den ich bewohne, ist ein Avatar, der mir in dieser Welt, meinem Prüfungs-Purgatorium zur Verfügung steht. Ich kann über seine Funktionalität (Gesundheit, Leistungsfähigkeit) nicht meckern. Mein autistisches Gehirn liebe ich und bin dafür sehr dankbar. 

Sollte mein Erschriebenes fürderhin Fehlassoziationen auslösen, bitte sofort (auch öffentlich, auch mit Kraftausdrücken) darauf hinweisen! Ich werde die betreffenden Texte sperren. Nur auf böswillige Unterstellungen bin ich verpflichtet, scharf zu reagieren (mein Wille ist absolut gut (das Gute ist die erste Ableitung des Schönen) und hat daher die Vernichtung des Bösen zum Ziel). Meine affektive Empathie kennt keine Grenzen, während meine kognitive Empathie auf dem Niveau der Imbezillität (im EQ-Maßstab) entwickelt ist.

 Saudade meinte dazu am 21.02.25 um 04:24:
Nun, dein großes Glück ist, dass du kein Deutsch schreibst, sondern eine Kunstsprache.
Junge, schreib über das Leben, das ist schön, wenngleich nicht leicht. Gute Nacht oder Guten Morgen.

Ad Lolita: Ich schrieb nicht über deine (NICHT) Reizauslöser, sondern über Geschriebenes. Jack... 2025 - geht nicht mehr, ist einfach ein Fakt.

Antwort geändert am 21.02.2025 um 04:28 Uhr

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 04:33:
Ad Lolita: Ich schrieb nicht über deine (NICHT) Reizauslöser, sondern über Geschriebenes. Jack... 2025 - geht nicht mehr, ist einfach ein Fakt.
Hier triffst du meinen blinden Fleck: nach Lolita kann man nicht mehr unschuldig über kindliche/ kindheitliche/ kindlichkeitliche Liebe schreiben. Egal, was du mit unschuldiger Liebe zu einem kindlichen Wesen meinst, es kann nunmehr nur noch pädosexuell verstanden werden. Das muss ich lernen.

 Saudade meinte dazu am 21.02.25 um 04:41:
Als Mann...ja. Und... Hand auf's Herz, so viel Penetrationen schenkt man (n) weniger Kindern unschuldig. 
Jetzt hast eine Aufgabe - über unschuldige Liebe schreiben - anders.

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 04:42:
Hand auf's Herz, so viel Penetrationen schenkt man (n) weniger Kindern unschuldig. 
Verstehe ich nicht.

 Saudade meinte dazu am 21.02.25 um 04:48:
Nun, in den alten Texten war recht wenig von Unschuld zu spüren, auch keine Liebe, nur Begehren.

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 04:54:
In den Sommertexten wurde Likis Spiel mit Lilith (Göttin dieser Welt) verarbeitet. Fast nur noch auf Koks, war mir die Wahrnehmung der Leser scheyßegal. 

Liki ist 18-22, Mieze durch und durch. Sie kann von sich aus Lilith nicht erreichen, diese Welt ist von Liki aus gesehen die Hölle. Also benutzte sie mein Bewusstsein, um Lesbian BDSM der Extraklasse durchzuphantasieren, ohne sich der Sünde auszusetzen. Was dann als Gedichte von Terminator das Unlicht der Öffentlichkeit fand, war meine Sehnsucht, dass eine zufriedengestellte Liki mich endlich von mir anvergewaltigter Sexualität erlöst und ins Reich reiner Liebe hochzieht.

Was sie später auch tat (aber nicht nur sie).

 Teichhüpfer (21.02.25, 04:40)
Den Suizid nicht wollen kannst, einfach mal laut sagen, ich bring mich um Den eigenen Tod wollen, das geht nicht so ohne Weiteres. Es ist eine Definition Frage, was ein Suizid ist. Du schädigst dein Umfeld damit, genau da liegen die Gründe. Du meinst dein Umfeld ist der Schuldige. Das stimmt so nicht. Es gibt keinen Grund zum Suizid, das ist die ganze Definition davon.

lg Teichi

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 04:43:
Ich beleuchte den Willen zum Suizid von 8 Seiten. Danke für den Fokus auf eine Seite, die der kognitiven Empathie. Sie ist mein blinder Fleck.

 Teichhüpfer meinte dazu am 21.02.25 um 08:37:
Den Flecken habe ich auch erkannt. Ich bin ein total Verweigerer im täglichen K(r)ampf.

lg Teichi

 AndreasGüntherThieme (21.02.25, 05:45)
Alan Watts: Ihm selbst fällt ein Leben nach seiner Lehre jedoch immer schwerer. Sein großes Arbeitspensum schafft er schließlich nur noch mit Alkohol. Er stirbt am 16. November 1973 mit 58 Jahren.
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/:~:text=Ihm%20selbst%20fällt%20ein%20Leben,November%201973%20mit%2058%20Jahren.

Hört sich nach keinem schönen Leben an.

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 05:50:
Ich bin erst 42, und schaffe womöglich den Rest nur mit Kokain (hoffentlich halte ich koksfreie Zeiträume immer wieder ein, wie gegenwärtig seit dem 26.12.)

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 21.02.25 um 06:13:
Dann hab ich wohl die dickeren Eier, Jack.

Seit 1992 keinen Alkohol. 

Seit 2000 keine Zigaretten.

Koffein hatte ich das letzte Mal als Jugendlicher.

Niemals Drogen. Wurde immer mal wieder eingeladen, aber mit Alkohol hatte ich genug.

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 07:07:
Da kann ich nicht mithalten.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 21.02.25 um 07:56:
Alan Watts wurde von C. G. Jung beeinflußt, inspiriert.

Nachdem ich Jung verinnerlicht hatte (jeder hat seine eigenen Psychologie), hatte ich keinen Alkohol-Rückfall mehr.

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 08:20:
Die 8 kognitiven Funktionen wurden von Jung entdeckt. Ich habe mich tief in Jungs Tiefenpsychologie vertieft, und habe trotzdem wieder Bock, Kokainhydrochlorid zu verinnerlichen.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 21.02.25 um 08:27:
Jack, lieber Koks als keine Freunde im Leben.

Ich wünsche einen super Trip!

Antwort geändert am 21.02.2025 um 11:24 Uhr

 Jack meinte dazu am 21.02.25 um 08:29:
Jack, liebe Koks als keine Freunde im Leben.
Freunde kommen heute zu Besuch, ich werde den Geburtstag nachfeiern. An jenem Tag selbst hatte ich eine 12-Stunden-Schicht.


Es wird keinen Kokainkonsum im Rahmen der Sucht mehr geben, nur noch sporadisch zur Steigerung des Bruttoemotionalprodukts.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 21.02.25 um 11:36:
Jack:

Ich habe mich tief in Jungs Tiefenpsychologie vertieft ...
Ich habe ihn wahrgenommen wie Wind auf der Haut, nicht wie Wind, der ein Thermometer umstreift.

Vielleicht kann für dich, was für Jung mich war, nur eine Mieze sein: sie fühlt, was du brauchst, und gibt es dir.

Dann wird sie zu deinem Kokain.
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