Kein Wald, kein Licht, nur du

Elegie zum Thema Einsicht

von  Hans-Jakob

Mensch, der über Hass und Ekel klagt,

als seien es nicht deine eigenen Dämonen,

die deine Eingeweide dir zertrampeln-

den Blick auf Schönheit dir versperren.

 

Nein.

Kein Baum

vermag die Seele dir zu retten.

Kein Zweig

wird je dein Päckchen für dich tragen.

Kein Meer

macht deinen Gram, dein Ohnmachtsrauschen

zu Musik.

Kein Licht, das nicht auch in dir ist,

kann dir von außen scheinen

 

Gestern in Sachsenhausen sah ich:

winzige geschnitzte Figuren

eines tschechischen Studenten

aus Brot geformte Schachfiguren

sowjetischer Gefangener

und in der Lagerküche

an die Wand gemalte Blumen

 

Das war nicht die Natur,

kein Gott!

Das haben Menschen getan.


Und was ein einziger vermag,

ist Handlungsmöglichkeit

für einen jeden Menschen.


Drum sing ich Haushofers Sonette

die er in seiner Moabiter Zelle schrieb,

freue ich mich an der Liebe

die Hans von Dohnanyi

seiner Frau ins Gesicht zeichnete.







Anmerkung von Hans-Jakob:

Hans von Dohnanyi gewidmet, der gestern vor 80 Jahren im Konzentrationslager Sachsenhausen hingerichtet wurde.fr

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Kommentare zu diesem Text


 Saudade (10.04.25, 16:52)
Das gefällt mir ausnehmend gut! Das Schöne im Grauen sehen, das ist eine große Kunst.

 IDee (15.04.25, 17:19)
Hat mir sehr gut gefallen, sehr tiefgreifend.
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