Heute mach ich mal ein Türchen auf - ja, ich weiß, es ist noch zu früh – aber die Idee mit den Adventskalendern ist einfach zwingend, und das geduldige Warten, dieses Lüften eines kleinen Geheimnisses schön in der Reihenfolge, das sich bis zum 24sten steigert, das ist ja dramaturgisch schon ein Pfund, mit dem man wuchern sollte.
Warum der Deutsche Fußball-Bund seinen Kader für die WM einfach Knall auf Fall in einer plumpen Liste veröffentlicht, ist mir da absolut ein Rätsel – hier hätte Hansi Flick die Fans eigentlich wunderbar durch den Advent führen können. Jeden Tag wäre da ein neues Panini-Bild hinter dem Türchen erstrahlt, beginnend mit den Reservespielern bis hin zu … Joshua, am 24. Er hätte auch den Jüngsten im Kader auserwählen können, und die Freudenrufe hätten nach Musiala geklungen.
Wer zur Zeit auch die Lust-Potenziale eines Adventskalenders total verspielt, ist unsere Ampel-Regierung. Was hätte man da PR-mäßig draus machen können! Den wilden Wirrwarr um Entlastungspaketchen für Besser- und Geringverdiener, um Gaspreis- und Tankrabatt-Bonbons, um die Kindergeld-Geschenke und 9-Euro-Überraschungseier, den hätte ein wirkliches Team von Weihnachtsmännern doch trefflich hoch stilisiert zu einer geplanten Politik! Dieses Team hätte da eine Chronologie reingebracht, eine nachvollziehbare Logik der einzelnen Türchen, ja, und am 24. Dezember einen echten Knaller gezündet – vielleicht ein Selfie von Scholz, Habeck und Lindner … als die drei Weisen aus dem Morgen-Lande.
Fehlt in der Liste der Kalender-Vergeiger nur noch die katholische Kirche - eigentlich spirituell am nächsten dran an diesen Adventsritualen. Aber dieser Kirche ist ein bisschen die Basis verloren gegangen, ihr ursprüngliches Leitbild. Schlimm, gerade in dieser nach Sinn suchenden Vorweihnachtszeit.
Sie könnte höchstens noch einen Kalender gestalten mit tageweisen Offenbarungen, wer von ihren Amts- und Würdeträgern auch nichts gewusst haben will von all den gar nicht frommen Praktiken. Hier stünde immerhin mit unwoelkiger Klarheit schon fest, wer das alles krönende 24. Türchen besetzen darf.
Fazit: Wir werden uns wohl wieder mit den schon ausgeleierten Xmas-Papp-Attrappen der üblichen Türchen-Gestalter begnügen müssen. Bei den Discountern liegen sie schon parat, mit Billig-Schokolade gefüllt. Der übliche Bayern-München-Adventskalender, wie immer nur dahinter der BVB, dann gibt es – wie aufregend - die Kalender für Diabetiker, Marzipan-Freunde, Veganer...
Einziger Trost: Es ist ja noch ein bisschen Zeit bis hin zur rituellen Türchen-Öffnerei. Da fällt der kreativen Fraktion hier bei KV vielleicht noch etwas Erleuchtendes ein.
Wie gesagt: Dramaturgisch ist da enorm viel Potenzial drin versteckt. Die Menschheit will gekitzelt werden!