Exhumierung (Gedicht)

Tagebuch

von  Epiklord

Jan kauerte in seinem
emotionalen Schützengraben,
wenn der Vater von ihm
den gleichen Kadavergehorsam
forderte wie von sich selbst, für Pflichten
die Jans Wesen widerstrebten;
und seine Mutter schaute ihn an
mit traurigen Augen, als er
den Bauernhof verließ,
weit weg sein Glück suchte.

Einmal im Jahr kehrte er heim,
an Weihnachten, ein Fremder mit
dem inneren Ringen nach Annäherung,
vergeblich, wenn die Mutter sich wünschte,
er möge doch in ihre Nähe umziehen; und
als der Vater starb war er weit fort.

Um die Mutter kümmerte sich
sein jüngerer Bruder bis zu ihrem Tode.
Jan kam immer noch auf Besuch,
mit seiner Freundin Bianca.
Sein Bruder legte dann eine Matratze
hin an die Stelle, wo das Sterbebett der
Mutter gestanden hatte.

Dieses Mal sah Jan am Morgen einen
schwarzen Käfer hervorkrabbeln, so
groß wie die Maus, mit der die Katze tags
zuvor ihr böses Spiel getrieben hatte.

Bianca hatte in der Nacht ein kratzendes
Geräusch vernommen. Der Käfer kam ihr
unheimlich vor, als Jan ihr sagte,
es sei ein Totengräber.
Und als hätte jener sie ausgegraben,
so gegenwärtig waren sie plötzlich
wieder da, der Vater mit seinem
vorwurfsvollen Ton und die Mutter
mit ihrem ambivalenten Blick, traurig
lächelnd, enttäuscht, Jan ein
schlechtes Gewissen machend.


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