Zu spät

Lyrischer Prosatext

von  MurkyRaven

Du hast mir von deinen Sorgen erzählt.
Das, was dich früher nächtelang gequält hat.
Von deinem Schmerz.
Und der Taubheit.
Dem Moment, in dem alle Gefühle verschwanden.
Als sich alles angefühlt hat, als könnte es nicht mehr schlimmer kommen.
Und ich hab dir gerne zugehört,
Immer aufmerksam, mit Interesse.
Konnte dich verstehen,
Teile davon in mir wiedersehen.
Aber dir konnte ich davon nicht erzählen.
Und im Nachhinein finde ich es schade,
vielleicht hatte ich den richtigen Zeitpunkt verpasst.
Denn mir zuzuhören, hätte dir bestimmt nichts ausgemacht.
Aber ich fühlte mich einfach noch zu unsicher.
Und danach war es zu spät. Die Gelegenheit ergab sich nicht mehr.
Deshalb hoffe ich, dass es irgendwann jemanden gibt.
Jemanden, der mir zuhört, wenn ich mir über meine schlimmsten Nächte den Kopf zerbreche und stundenlang darüber spreche.


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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (08.10.25, 17:37)
Es scheint ein schmaler Grat zwischen "Wegwerfbeziehungskistensorgenbehälter" und der "großen Liebe" oder zumindest etwas, dass auf dieser Spur mitfährt. 

Ein erhlicher Text, der sehr schön mit einem Thema startet und in einen Bann zieht. Mir am Ende aber etwas schwach, etwas, dass vielleicht die Erfahrung des lyr.ichs jener Begebenheit widerspiegelt und gerade deswegen wieder umso mehr passt (?). Naja, ok, überzeugt. Danke.

 MurkyRaven meinte dazu am 08.10.25 um 20:07:
Freut mich, dass du dem Text etwas positives abgewinnen konntest :)

Ich habe das Ganze aus dem Moment heraus geschrieben und vielleicht hätte ein Abschlusssatz das Ende im Nachhinein stärker gemacht.

 Wastl antwortete darauf am 09.10.25 um 02:02:
Der letzte Nebensatz hat aber, finde ich, genug Gewicht um eine Art kontrastreichen Kontrapunkt herzustellen. Das war ja auch das, was ich innerlich wie einen plötzlich aufregenden Stoß empfand und es dann gern empfahl.

 S4SCH4 schrieb daraufhin am 09.10.25 um 06:48:
Da hast du recht. Ich finde es auch gelungen, es endet halt nicht alles mit einem "ZackBoom" oder auch einem "HEureka", sondern die ruhigen und ehrlichen Dinge sind oft treffender. Ja, ich ertappe mich also selbst, als ein wenig sensationsgeilen und dabei selbstverliebten Verbesserer. Naja, irgendwie und fast zumindest, aber nun ist es "zu spät"... gesagt ist gesagt. Auch diese Seite von "zu spät", mir ganz im Sinne des Textes, gibt es... :)

 Wastl (09.10.25, 01:59)
Das hats in sich!

LG

Wastl
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