Herb´st : Die dritte Jahreszeit

Text

von  Walter

HERB´ST : DIE DRITTE JAHRESZEIT

Leben kommt von der Bio-Vitalität

 

 

 

Dunkler wird es und nasser,

kühler, kahler und windiger.

Früchte ersetzten die Blüten.

Leben geht ans Ableben.

Es wuchern die Klischees.

Nun quetschen sie

den letzten Saft aus den Trauben.

 

Im Herr'bst des Lebens

fallen beschriebene Blätter

und lose Feigenblätter

vom Baum der Selbsterkenntnis.

Das Jahr wird ein bunter Hund.

Lest die Bucheckern

auf und zu Ende!

 

Erotische Gewinne:

Poesie der Sinne?

Herb´st ist herb

und nicht superb.

Der Lack ist ab,

Piephahn schlapp,

Luft wird knapp.

Alles verliert den Duft,

und knapp wird die Luft:

Es ruft schon die Gruft.

 

Herb'st ist Winterpretation

des Sommers : Winterfrühling,

wenn die Eisblumen blühen.

Denkst du schon, 

oder lebst du nur?

Ende Wut, alles Blut,

fort die Glut?

 

Hurra, hurra,

der Herb'st ist da!

Jugend adé,

Altern tut weh.

Die Greisin grau,

der Greis wird lau,

der Greis wird weiß,

der Greis, der weiß:

Ist alles Sch(w)eiß?

 

Oma und Opa im Bett,

Oma nett, Opa fett,

dazwischen ein Brett:

Zwischen euch ist nichts,

nichts als pures Nichts.

 

Die Alten sind aus Falten.

Gesicht ward zu Runzeln,

das Feuer zu Funzeln.

Da geht kein Sturm,

da steht kein Turm,

da wächst kein Wurm.

(Kille, kille, kille:)

 

Leerer Wille, Meeresstille

mit und ohne Pille.


Es gibt ja noch Gefühle,

doch niemals mehr Gewühle.

Die Liebe hat gewendet,

die Triebe sind beendet,

Leichen sind geschändet.

Alte Triebe sind gestoppt,

nur Freund Hein wird gepoppt.

(Ist zotisch noch erotisch?)

Endlich Schluss mit Genuss

und mit Stuss und Verdruss.

Da stöhnt kein heißes Herz,

da höhnt nur Rheumaschmerz

oder schaler Galgenscherz.

Trieb, sei lieb, schlaf ein,

verlasse Herz, Kopf und Gebein:

Quäle mich nun nimmer,

doch foltre andre immer!



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Kommentare zu diesem Text


 Saira (15.11.25, 09:54)
Moin Walter,

dein Herbsttext poltert nicht nur durch die Blätter – er wirbelt sie gleich mitsamt Baum und Wurzelwerk durch die Gegend.  :O  Ein witzig-schwarzer Mix aus Wortspiel, Satire und Altersphilosophie, der sich weder vor Tabus noch vor Grotesken scheut.

 
Spannend finde ich, wie du zwischen Ernst und Groteske pendelst: mal lachen, mal Luft holen, mal nachdenken.
 
Ein sehr eigener, unerschrockener Ton. Und eines ist sicher: Zartbesaitete werden hier ordentlich durchgepustet.  :)
 
LG
Saira

 Walter meinte dazu am 15.11.25 um 09:57:
Herzlichen Dank für den wohlwollenden Comment!

LG
Walter
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