für claus wiegand

Kurzprosa

von  jds

für claus wiegand


                              So halt ich hoch
                              meinen Topf mit blau
                              und freigiebig biete ich
                              meine Farbe jedem an
                              doch niemand will haben
                              von mir auch nur den kleinsten Klecks.
                              Denn jeder trägt für sich sein rot.
                              Und will auch niemands erröten.
                              Die meisten genügen sich selbst,
                              mit ihrer Farbenwahl,
                              und halten für sich allein
                              was uns alle bunt machen würde.
                                                          (Claus Wiegand)




Längst schon wurden die möbel abgeholt, das gepäck zum hafen gebracht, in dem der dampfer zur abfahrt bereitliegt. Lediglich ein kleiner koffer steht noch in der ecke neben der eingangstüre.
Bei einem letzten gang durch die vertrauten räume erscheinen diese größer, ja dehnen sich ins unendliche. Fast will man meinen, nie das andere ende des zimmers zu erreichen. Trotz der anstrengung und der schnellen schritte dauert es unermesslich lange um zur nächsten türe zu gelangen. Es ist, als ob man jahrhunderte durchschreitet.
Leer und kahl die einst so prachtvollen zimmer. Sogar den alten schweren eichenschrank haben sie fortgeschafft. Diesen schrank, der seit jahrhunderten nicht von der stelle bewegt werden konnte. Diesen schrank, unter dem mann, ins holz gepresst, den kleinen schlüssel fand. Als erinnerung ist auf den dielenbrettern der abdruck deutlich zu erkennen.
Auch der ganze unrat unter dem teppich wurde aufgeräumt, weggefegt - bis auf den letzten krümel.
Durch die großen fenster fällt das licht der mittagssonne und lässt den staub in der luft in lustigen wirbeln tanzen. Die sonnenstrahlen formen daraus figuren, lassen noch einmal das leben der vergangenen jahre in diesen räumen vorbeiziehen. Das heitere geplauder, das lachen und lustvolle stöhnen, das donnergetöse, die schrillen schreie vor schmerzen und angst und vor allem die stille, die stille der langen jahre. An den wänden, helle flecken wo einst bilder hingen. Ab und zu erhascht der blick noch einmal das bunte farbenspiel der gemälde. Im flur, die ahnengalerie, reduziert auf die umrisse der einstigen bilderrahmen. Doch im vorbeigehen packen einen immer noch die strengen blicke der vorfahren im genick. Wie jedes Mal ist das durchschreiten mit einem kalten schaudern verbunden.
Durch den kamin raunt klagend der wind und will mit seinem lied die alten zeiten heraufbeschwören. Längst vergangene stunden vor dem prasselnden feuer, die jetzt als asche vom wind auf dem kaminboden durcheinandergeweht werden.
Aus der ferne ertönt die sirene des dampfers - bereit zur abfahrt, leinen los.
Der kleine koffer in der ecke neben der türe steht da, als ob er schon immer an diesem platz gestanden hätte.

jens schreblowsky - alletagekunst

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Kommentare zu diesem Text

vain (34)
(22.09.05)
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 jds meinte dazu am 22.09.05:
hallo vain,

vielen dank fuer deine muehe.
rechtschreib und komma fehler habe ich jetzt hoffentlich behoben.
fuer anmerkungen bin ich offen . mich interessiert wie der text wirkt wenn amn den hintergrund dazu nicht kennt.
kleinschreibung bin permanenter kleinschreiber, revoluzzer oder einfach nur faul .-)
sieh es als stilmittel an.

eben noch nicht ganz praeteritum deswegen imperfekt, mag sein dass veraltet aber alles andere ist eben nicht zutreffend (fuer das was ich sagen moechte) auch der wechsel zu praesens ist gewollt doppelt gemoppelt auch.

>IN der Ecke BEI der Türe?
*g* ich bin schwabe, "in der ecke neben der (eingangs)türe" - ok?

>WER geht durch die vertrauten Räume?
hm, eben WER?
>Auch hier gilt: Das Wörtchen „man“ ist kein gern gesehenes in den Augen eines Lektors. “Man“ bezeichnet eine unbekannte Komponente. Es ist diffus. Bezeichnet alles und nichts.
so solls sein, diffus, alles und nichts

>„Leer und kahl die einst so prachtvollen zimmer.“
>Füge noch ein Wörtchen der Beschreibung ein:
>Leer und kahl WIRKTEN/STANDEN/etc.pp. die einst so prachtvollen Zimmer

dann wird es zu deutlich zu direkt

die stelle mit dem schrank hat mir auch nicht gefallen, habe sie mal geaendert, gefaellt mir aber immer noch nicht so ganz, das problem ist, hier sind die details wichtig.

> weggefegt bis auf den letzten krümel.
-> weggefegt - bis auf den letzten krümel. ?

>„An den wänden die helle flecken wo einst bilder hingen“
An den wänden, helle flecken wo einst bilder hingen

>„Ab und zu erhascht der blick noch eimal das bunte farbenspiel der gemälde.“
>Nanu? Ich denke, da hängen keine Bilder mehr?
noe haengen auch keien mehr deswegen: "ab und zu" un "erhascht" -> wenn wieder die gemaelde in der erinnerung auftauchen.

>huijuijui - ein ganz schlimmer Satz...
ich hoffe er ist jetzt etwas entschaerft

>wer wird durcheinander geweht? Die Asche oder die Stunden?
die stunden als asche

>Okay, Jens, wir sind durch. Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll... Nun ja... Schätze, Claus kann mit dem Inhalt der Geschichte mehr anfangen als ich

leider nicht mehr

> - denn ich habe (ehrlich gesagt) keine Ahnung, worum es nun eigentlich geht... Gegangen ist... Sorry... Bitte nimm mir das nicht übel.
noe
um das ganze abzurunden fehlen noch ein paar texte drumherum, mal sehen wann ich dazukomme

> Hoffe, meine Anmerkungen konnten dir ein wenig helfen. Bis dann - Gruß vain!
jo vielen dank, haben mir geholfen
grueszle jens
vain (34) antwortete darauf am 22.09.05:
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 jds schrieb daraufhin am 22.09.05:
hallo vain,

jo mach mal, vielleicht als privater kommentar? nicht dass ich was zu verbergen haette *g* aber dann wirds fuer die anderen nicht so anstrengend.

wie funktioniert das denn mit den kommentar erstellen? habs noch niocht geblickt.

grueszle
jds
vain (34) äußerte darauf am 22.09.05:
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vain (34) ergänzte dazu am 25.09.05:
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