Wanda und das Weltgeschehen

Männerkram

Heute habe ich mir überlegt, ob ich die Schrift ganz groß einstellen soll, damit der geneigte Leser mit seinen verkaterten Äugelein überhaupt was lesen kann. Wenn der Kopf dröhnt, ist ja alles noch weniger einfach als sonst. Die Aufnahmekapazität für geistige Ergüsse beschränkt sich auf ein Minimum und alle Welt schlurft jammernd durch die Bude. „Hätte ich doch nicht …“ dringt es mit letzter Kraft durch die Gehirnzellen. Ich schicke mal ein „Wird schon wieder!“ rüber.

Nun ist es also da, das neue Jahr. Glaubt man den Weltuntergangsfanatikern, wird 2012 erstens kürzer und zweitens das letzte der irdischen Zeitrechnung sein. Ihrer Theorie zufolge macht es nämlich am 21.12. „Bumm“ und die Menschheit ist nur noch ein Gestern im Pulsschlag der Zeit. Da stellt sich ja die Frage, was wir denn bis dahin machen sollen. Der erste Gedanke mag sein, die Altersversorgung zu verjubeln und endlich die Dinge anzugehen, die man schon immer mal tun wollte. Bungee-Jumping oder auf Weltreise gehen. Oder einen superteuren Ferrari kaufen, die Raten muss man ja nur bis Dezember bezahlen. Ach nee, die haben so lange Lieferzeiten, das kriegen die vielleicht bis zum großen Knall nicht mehr hin. Martin Luther würde ein Apfelbäumchen pflanzen, aber ehrlich: Das trägt dieses Jahr nicht mehr. Da ist es schon besser, seinem Chef endlich die Meinung zu geigen und sich während des finalen Countdowns diebisch über dessen Gesicht zu freuen. Auf jeden Fall können wir alle unsere guten Vorsätze schon heute in den Wind schreiben, denn wenn Weltuntergang ist, findet das nächste Silvester nicht statt und wir müssen kein schlechtes Gewissen wegen der nicht eingehaltenen Vorsätze haben.

Gleichwohl hab ich mir vorgenommen, mich in diesem Jahr mehr um die Männer zu kümmern. Jawohl! Nun sehe ich bei den geneigten Lesern die Augenbrauen in die Höhe schnellen, bei den Damen erstaunt, bei den Herren in freudiger Erwartung. Schuld ist der Dieter, der mir unter den letzten Beitrag schrieb: „Nette Frauenkolumne!“ Das hat mich ganz schön ins Grübeln gebracht. Was ist denn bitteschön der Unterschied zwischen einer Frauen- und einer Männerkolumne? Wer sie schreibt? Dass ich eine Frau bin, möchte ich bitteschön nicht ändern lassen! Die Themen? Was interessiert denn die Männer? Über Pippas Poppo habe ich doch schon geschrieben! Gibt es sonst noch was? Echt? Mein Haus, mein Auto, mein Boot? Mein Job, meine Börsenkurse, meine Lebensversicherung? Glaubt frau der Werbung, war es früher Marlboro und heute Maggi Tütensuppe. Dagegen muss dringend etwas unternommen werden! Selbst die Hunde verweichlichen ja schon: Früher blickte „Ein ganzer Kerl, dank Chappi“ freudestrahlend aus dem Röhrengerät, heute hoppeln niedlich weiße Fußhupen Richtung Cesar-Delikatesschen durch den Flatscreen.

Ich will wieder echte Männer sehen! Typen à la Clint Eastwood, die ihren weichen Kern hinter einer rauen Schale verstecken und nicht permanent den Softie raushängen lassen. Wir brauchen ein neues Selbstbewusstsein beim Mann. Wir brauchen Helden, die nicht reden, sondern anpacken. John Wayne statt Leonardo DiCaprio. Schmidt statt Rösler, Gabriel und Kauder. Bei den deutschen Politikern ist derzeit keiner dabei, von dem ich sagen würde: „Boah, ist das ein Kerl, der packt das!“ Wenn ihr mich fragt, ist der Hauptgrund für die Politikverdrossenheit, dass wir keine Kerle mehr haben, die von den Männern respektiert und von den Frauen angeschmachtet werden. Aber mich fragt ja keiner.

Und während mich keiner fragt, habe ich beschlossen: mein Jahr 2012 wird voll mit Äktschn. Äh, action, meine ich. Ich verjubel zwar nicht meine ganze Altersvorsorge, kann ja sein, dass der nächste Jahreswechsel wie so mancher Mann dann am Ende doch noch kommt, aber ich möchte von einem Event zum nächsten hecheln. Damit fange ich jetzt gleich mal an. Neujahrskonzert gucken. Vor dem Fernseher. Den guten Vorsatz, mich mehr zu bewegen, setze ich dann vielleicht ab morgen um

Ein Frohes Neues Jahr und bis bald mal,

Wanda