Daily Challenge

Bei der "Daily Challenge" werden aus allen am Vortag veröffentlichten deutschsprachigen Texten aktiver Autoren 15 zufällig ausgewählte Worte extrahiert. Dabei zählt als "Wort" alles, was zusammenhängend aus den Buchstaben A-Z sowie ä,ö,ü und ß besteht und mindestens 4 Zeichen lang ist, alles andere wird ausgefiltert (was so ein dummer Algorithmus eben unter einem deutschen "Wort" versteht - und die Mindestlänge ist dazu da, Artikel und anderes Kleinvieh außen vor zu lassen). Aus diesem Material soll ein kurzer Text erzeugt werden, in dem mindestens die Hälfte dieser Worte enthalten sind; Abweichungen aufgrund der grammatischen Form sind - wenn es denn sein muss - zulässig (wobei es allerdings passieren kann, dass die Markierungsfunktion sie dann nicht mehr findet, aber das ist normal), auch stillschweigende Rechtschreibkorrekturen sind selbstverständlich willkommen, da die Auswahlfunktion rein mechanisch arbeitet und keine Qualitätskontrolle durchführt :-)).

1 Einreichung von Isensee gefunden:


Die bruzelnde Zukunft
von  Isensee

Es war spät am Abend, fast Nacht, als ich mich auf den Stuhl setzte, der nach altem Holz riecht, und begann, nach einem Gedanken zu greifen, der sich wie ein schwerer Nebel durch mein Gehirn zog. „Warum tun wir das?“ fragte ich laut, ohne zu wissen, ob die Frage wirklich an jemanden gerichtet war. Niemand antwortete, natürlich nicht.
Die Leute, dachte ich, die Leute. Sie summen durch die Tage, reiten auf alten Erinnerungen, rappen von vergangenen Kämpfen und vergaßen längst, wie es ist, eine Zukunft zu gestalten, die nicht nur nach Kaffee und Angst riecht. Da sitzen sie nun, Jahr um Jahr, ihre eigenen Entscheidungen wie Wolle auf einem Spinnrad drehend, bis das Garn reißt.
Ich gehe durch die Räume meiner Gedanken, setze alles neu zusammen, wie ein Kind, das seine Bauklötze anders stapeln will. Was wäre, wenn wir einfach sagen: „Komm, lass uns die Verantwortung aufteilen. Du hattest deinen Moment. Es war gut, wirklich. Aber jetzt wird gebrutzelt – und das Feuer ist nicht mehr deins.“
Stell dir vor, wir nehmen allen über 65 das Wahlrecht weg. Nicht aus Bosheit, sondern aus Schutz. Schutz vor der bröckelnden Weisheit, die nicht merkt, wie schwer sie geworden ist. Keine Positionen mehr, keine Entscheidungen über junge Körper und alte Rechnungen. Ein Verzicht aus Liebe.
„Das wird niemand verstehen,“ sagte ich zu meinem Stuhl, der immer noch nach Holz riecht. Aber vielleicht wird es eines Tages jemand rappen.

 
/Seite /S.
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