BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
(bisher 443x aufgerufen)
R.I.P.Hop
Meine Damen und Herren.
Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um dem HipHop die letzte Ehre zu erweisen.
Und bevor mich jetzt jemand falsch versteht: Ich meine damit nicht den deutschen HipHop, weil er inzwischen zu einem Großteil aus türkisch- oder arabischstämmigen Rappern besteht (Bin ja kein AfD-Nazi.), sondern den HipHop im Allgemeinen.
Ja, ganz recht. HipHop ist tot, er weiß es nur noch nicht. Woran er gestorben ist? An sich selbst. Er hat sich vergessen, verraten, verkauft und machte sich so lächerlich, dass er sich am Ende über sich selbst totgelacht hat. Entweder das, oder Black Metaler.
Dabei begann alles so verheißungsvoll.
Ende der 70er/Anfang der 80er entwickelte sich in den Straßen der Bronx das Fundament dessen, was später eine der erfolg- und einflussreichsten Musikrichtungen überhaupt werden sollte.
DJs legten Platten nicht mehr einfach nur auf, sondern machten etwas ganz Eigenes daraus.
Junge unzufriedene schwarze Teenager aus den ärmeren Gesellschaftschichten machten ihrem Unmut über ihre Verhältnisse in Form von Sprechgesang Luft.
Über allem lag eine Ära des Aufbruchs und der Revolution gegen das weiße Establishment.
Ja, es war eine andere Zeit. Eine Zeit "als man noch Zeit zum feiern fand und der DJ vor dem MC auf dem Flyer stand", wie EINS ZWO in ihrem Song "Discjockeys" einst feststellten.
Aber irgendwann in den 90ern wurde das Ganze Mainstream. Plattenfirmen nahmen sich des Genres an und machten ein Geschäft daraus. Die Skrupellosesten aber kamen aus den eigenen Reihen. Leute wie PUFF DADDY (heute P. DIDDY) wurden gierig. Inspiriert von der amerikanischen Politik und der simplen Erkenntnis, dass man mit Krieg am meisten Geld verdienen kann, wurde ein schwelender Konflikt bewusst eskalieren lassen (von bei den Seiten). Es hieß "East Coast" vs "West Coast", ein Konflikt, auf dessen Höhepunkt die beiden wichtigsten Protagonisten
geopfert wurden, um mit ihrem Tod noch mehr Geld zu verdienen. Danach ging es eigentlich nur noch bergab.
Dass ausgerechnet ein weißer Typ aus Detroit dem Genre noch mal kurzzeitig Leben einhauchen konnte, ist eine schöne Ironie des Schicksals.
Aber auch er konnte nichts an der Tatsache ändern, dass der HipHop nun gestorben ist. Wie gesagt: Er weiß es nur noch nicht.
Dabei gab es durchaus Ausnahmeerscheinungen, die aus der Masse der Möchtegern-Gangster und Pseudo-Pimps herausstachen. OUTKAST z.B., oder auch THE BLACK EYED PEAS. Beide wurden aber im Laufe der Zeit zu reinen Pop Acts. OUTKAST wurden es, als die beiden Brüder BIG BOI und ANDRE 3000 jeweils ein Soloalbum unter dem OUTKAST-Banner als Doppelalbum herausbrachten. Wobei BIG BOIs Songs noch am ehesten an die OUTKAST-Sachen herankamen. (Anspieltipp -> "Rosa Parks")
Das Ende der "klassischen" THE BLACK EYED PEAS (Anspieltipp -> "Karma") kam dagegen mit dem Einstieg von Sängerin FERGIE. Durch die dadurch entstandene Machtverschiebung innerhalb der Band, konnte WILL.I.AM seinen musikalischen Egotrips mehr und mehr freien Lauf lassen, während APL und TABOO zu Nebenfiguren wurden.
Einerseits schade. Andererseits aber auch ganz gut so. Vielleicht erhebt sich aus der Asche des HipHop ja etwas Neues, Großartiges. Betonung auf "Art", also "Kunst".
In diesem Sinne:
Haltet die Ohren offen!
Aber nicht für meine FLOP 5 der schlimmsten HipHop-Album-Cover.
Platz 5: LIL' FLIP - "The Leprechaun"
Platz 4: UNCLE MURDA - "Murda's Muzic II - The Return of the Bad Guy"
Platz 3: TOP DOG - "Slam Dunk'n Hoes"
Platz 2: BISHOP LAMONT - "Pope Mobile"
und
Platz 1: BIG BEAR - "Doin Thangs"
Danke fürs Reinhören.
euer DJ B-HEART
Song der Woche: "Silver" von PIXIES
Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag
Sorry. Ich kann nicht anders.