KLICKS UND CLIQUEN
Synthesen + Analysen in der Matrix
Eine Kolumne von Bergmann
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Seelenlos
791. Kolumne
Lieber Peter,
stell dir vor: Ich laufe vom Radschert in Todtnauberg auf den Weg oberhalb von Rütten, in der Ferne der Gipfel des Feldbergs, und sehe unter mir Heideggers Hütte – da kommt er mir leibhaftig entgegen ... nein, nicht der Teufel, auch nicht Heidegger, sondern der Bernhard, der Schriftsteller! Ich stutze, bleibe stehen und spreche ihn an: „Wie haben Sie das gemacht?“ – „Was meinen Sie?“, so er. – „Na, Ihre Auferstehung von den Toten?“ – „Wissen Sie“, sagt er, „da oben war es einfach zu kompliziert für mich, diese blaue Ödnis, die Langeweile in der ontischen Leere, das Abhandensein von Angst und Sorge, das war entsetzlich! Auf einmal gab es keine Sinnfrage mehr. So wollte ich nicht tot sein.“ – „Ich verstehe“, sage ich. – „Ich jammerte so schrecklich“, sagt Bernhard, „ich klagte noch schlimmer, noch widerwärtiger als in allen meinen Büchern und rief: ‚Dieses ganze Nichts hier schreit zum Himmel!‘ Der Herr der höchsten Dimension erbarmte sich: ‚Gut, hau ab, geh zurück in deine Hölle ... Aber deine Seele bleibt hier.‘“ – „Und wie fühlen Sie sich nun, so ohne Seele?“, frage ich. – „Wie geheilt!“, sagt Bernhard, „ich muss nur noch umschreiben, was ich lese.“ – „Ach“, sage ich, „was denn?“ – „Sein und Zeit – als Komödie.“
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