BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 11. Dezember 2012, 15:34
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Vom Trash zum Thrash. oder Die musikalische Entwicklung des BLACKHEART.

Die Adventszeit ist ja die Zeit der Besinnung. Heute auch der Rückbesinnung. Nämlich auf die vergangenen Jahre und die musikalische Entwicklung, die ich durchgemacht habe.

Als Kind war Musik in meiner Wahrnehmung zwar immer schon irgendwie da, aber so richtig in den Fokus rückte sie erst in den frühen 90ern.
Die ersten Songs, bei denen ich wusste wie sie heißen und wer sie singt waren "Looking for Freedom" von DAVID HASSELHOFF, "Black or White" von MICHAEL JACKSON und "Verdammt ich lieb dich" von MATTHIAS REIM.

Meine erste Musik-Kassette bekam ich kurz darauf. Sie hieß "Hits only for Kids" und enthielt u.a. Songs wie "Jump" von KRIS KROSS, "Crazy for you" von bereits genanntem DAVID HASSELHOFF und "Step by Step" von den NEW KIDS ON THE BLOCK.

Ein oder zwei Jahre später bekam ich dann zu Weihnachten auch meine erste CD: "Hugo's Mega Dance 1", auf der u.a. "Cotton Eye Joe" von REDNEX, "Hyper Hyper" von SCOOTER und (einer meiner Lieblingssongs von damals) "Life in the Streets" von PRINCE ITAL JOE feat. MARKY MARK zu hören waren. Dieser MARKY MARK ist niemand Geringerer, als der heutige Hollywood-Star MARK WAHLBERG, der zuvor mit seinem Bruder DONNIE auch Mitglied bei o.g. NEW KIDS ON THE BLOCK war.
Aber ich schweife ab.

Man sieht schon, dass ich damals ziemlich auf der Euro Dance-Schiene gefahren bin. Auslöser dafür war D.J. BOBO mit seinem Song "Everybody". Noch heute gehört er zu meinen Lieblingskünstlern und vor 2 Jahren war ich sogar mal auf einem Konzert von ihm. Absolut empfehlenswert!

Zurück zum Euro Dance. Was mir damals wie heute so an dieser Musik gefallen hat, war die Mischung aus stampfenden Beats, schrillem Frauengesang und sinnlosen Raps (wahrscheinlich wird diese Musik deshalb heute auch gern als Euro Trash bezeichnet). Heutzutage hat man bestenfalls noch 2 dieser 3 Zutaten und das Ergebnis ist einfach nicht das Gleiche.

Als der Euro Dance langsam am Untergehen war, ging ich den nächsten logischen Schritt. Den zum Hip Hop.
Zwar hatten mir auch einige Techno- und Rave-Songs aus jener Zeit ganz gut gefallen, aber die Raps waren schon immer mein Lieblingspart bei den Euro Dance-Songs gewesen. So kam ich erst zu BOOYA (u.a. NANA, PAPPA BEAR, TONI COTTURA), dann zum US-Hip Hop (WARREN G, LL COOL J, DR. DRE) und dann zu den deutschen Sachen.
Allerdings war deutscher Hip Hop damals anders als er heute ist. Es ging weder um Pseudo-Gangstertum, noch darum, sich gegenseitig verbal fertig zu machen. Nein, es ging um Spaß und 'ne gute Zeit.
Berlin war damals noch tiefster Underground. Die Hip Hop-Hauptstädte waren damals noch Stuttgart und Hamburg. Während Stuttgart mit den FANTASTISCHEN 4 und den Leuten von der KOLCHOSE (u.a. FREUNDESKREIS, MASSIVE TÖNE, AFROB) am Start war (die ich auch gern hörte), zog es mich aber doch mehr Richtung Hamburg, wo mich neben der MONGO CLIKKE (u.a. 5 STERNE DELUXE, ABSOLUTE BEGINNER, EINS ZWO, DYNAMITE DELUXE, FERRIS MC) auch FETTES BROT und DEICHKIND begeistern konnten.
Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich zwar diese Musik gehört habe, aber nie ein Hopper war, sprich weder die typischen Klamotten trug, noch die genretypische Art zu reden anwendete.
Ich mochte zwar die Musik, fühlte mich darin aber irgendwie nicht zu Hause.

Irgendwann Anfang dieses Jahrtausends sah ich dann auf VH-1 eine Doku über METALLICA, inklusive einiger Songs und Videos. Harte Gitarrenmusik war mir zu diesem Zeitpunkt schon nicht fremd, da ich mich neben dem o.g. Hip Hop auch schon für Bands wie H-BLOCKX oder GUANO APES erwärmen konnte. Auch die Videos zu "Black Hole Sun" von SOUNDGARDEN oder "Smells like Teen Spirit" von NIRVANA schaute ich mir gern auf VIVA an.
Als dann Ende des alten, Anfang des neuen Jahrtausends der deutsche Hip Hop immer mehr in die heutige Richtung abdriftete und zeitgleich der Nu Metal aufkam, wechselte ich ein weiteres Mal meinen Hauptmusikgeschmack. Wenn auch nicht für lange.
Denn obwohl ich die Alben von LINKIN PARK ("Hybrid Theory" und "Meteora") und LIMP BIZKIT ("Significant Other" und "Chocolate Starfish and the Hot Dog flavored Water") aus jener Zeit immer noch richtig geil finde, fühlte ich mich auch hier nie wirklich heimisch.

Meine wahre musikalische Heimat fand ich erst im Jahre 2002.
Ich war auf meinem erst zweiten Gewerkschaftsseminar und abends in der Jugendkneipe legte einer der Teilnehmer das damals neue Album "Crimson Thunder" von HAMMERFALL ein.
Für mich war es wie eine Offenbarung. Nicht nur fand ich mich und die Werte die ich vertrat in diesen Texten wieder, auch die Musik selbst berührte mich auf eine Art und Weise, wie Musik es noch nie zuvor bei mir vermocht hatte.

Kaum wieder daheim, kaufte ich mir das Album. Es enthielt auch eine Postkarte des Donzdorfer Labels NUCLEAR BLAST (bei dem HAMMERFALL übrigens bis heute unter Vertrag stehen und dort eins der "Zugpferde" sind). Diese konnte man mit Angabe seiner Adresse einschicken und bekam daraufhin den aktuellen Mailorder-Katalog gratis zugeschickt.
Dieser Katalog war es, der mir auf den ersten Schritten in dieser für mich vollkommen neuen Welt, als Gehhilfe diente. Ich blätterte ihn also durch und stieß auf Interviews mit anderen Bands wie MANOWAR, GRAVE DIGGER oder SINNER, die über ihre neuen Alben plauderten. Da sich diese Interviews ganz interessant lasen, bestellte ich sie mir einfach mal blindlings diese Alben und sollte nicht enttäuscht werden.
Jetzt wusste ich, dass das die Musik war, in der ich mich wirklich zu 100% heimisch fühle. Ich wusste: Das ist meins!

Ich kaufte weitere CDs und kam so immer tiefer in die Materie. Einmal kaufte ich im örtlichen Laden auch einfach mal so eine CD, die nach Metal aussah. Es war das Album "Eternity" von FREEDOM CALL und sollte ein weiterer wichtiger Meilenstein meiner Entwicklung werden.
Kurz darauf (es war Anfang 2004) kam nämlich die WACKEN ROADSHOW Tour nach Kassel und FREEDOM CALL waren Co-Headliner vor PRIMAL FEAR. Ausserdem waren noch METALIUM und DARK AGE dabei, die ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht kannte.
Was mir aber auch egal war, denn ich kaufte mir die Karte für dieses Konzert hauptsächlich wegen FREEDOM CALL.
Beim Konzert selbst hatte ich ursprünglich vorgehabt, mir das ganze von weiter hinten anzuschauen, aber schon beim 3. Song von DARK AGE stand ich in der 1. Reihe, die ich bis zum Schluss auch nicht mehr verließ. Hier hatte ich Blut geleckt und es sollten noch viele weitere Konzerte folgen. Auch von FREEDOM CALL, auf deren Live-DVD "Live in Hellvetia" ich sogar mehrfach zu sehen bin. 1. Reihe versteht sich.

Im Laufe der Zeit öffnete ich mich auch für weitere Metal-Genres wie Fantasy, Folk, Viking oder Thrash Metal.

Aber trotzdem stehe ich immernoch zu den Sachen, die ich zu verschiedenen Phasen meines Prä-Metal-Lebens gehört habe. Und höre es auch immernoch gern.
Sei es mein erstes Album ("Lieder, die die Welt nicht braucht" von DIE DOOFEN), mein wohl "peinlichstes" Album ("Greatest Hits vol. 1" von den BACKSTREET BOYS) oder mein neuestes Album ("Arminius - Furor Teutonicus" von REBELLION): Ich höre sie alle gern.
Denn es ist alles Musik, die mich in meinem Leben begleitet hat.
Und da das Leben auch nur ein Film ist, darf der Soundtrack doch nicht fehlen, oder?

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 meiner Lieblings-Euro Dance-Songs:

Platz 5:  CAPTAIN JACK - "Captain Jack"
Platz 4:  MR. PRESIDENT - "Coco Jambo"
Platz 3:  MAGIC AFFAIR - "Omen III"
Platz 2:  MASTERBOY - "Land of Dreaming"

und

Platz 1:  D.J.BOBO - "Freedom"

Danke fürs Reinhören.


Euer BLACK(Metal)HEART

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (11.12.12)
Handwerklich:
"Ein oder 2 Jahre später...": Lieber Blackheart, das geht eigentlich nicht. Entweder "1 oder 2 Jahre später" ODER "Ein oder zwei Jahre später, wo letzteres die bessere, elegantere, schöne Lösung ist. Nicht, dass "Ein oder 2 Jahre später" falsch wäre, es nur einfach höchst unschön (alte Journalisten(faust)Regel: Zahlen bis zwölf ausschreiben).
"tiefster Underground": Schöner Pleonasmus! Erinnert mich an "aufoktroyieren"!
Inhaltlich:
Gerne gelesen, von einer "Entwicklung" zu sprechen finde ich allerdings etwas übertrieben, schließlich bist Du erster Linie Rezipient, was zwar nicht zweitklassig ist, aber doch eine gewisse Passivität beinhaltet.
Schon wieder kommt die Gewerkschaft ins Spiel! Das finde ich spannend, diese Welt ist mir fremd und man kann doch wenig über sie lesen... Vielleicht möchtest Du Diesem Thema mal eine Kolumne widmen? Ob es da Berührungspunkte zur Metalmusik gibt, weiß ich allerdings nicht... Ist nur so ein Gedanke.

 BLACKHEART (11.12.12)
Hallo Dieter.

Danke für den handwerklichen Hinweis. Ich hatte das mit den Zahlen bis zwölf irgendwo im Hinterkopf, aber in dem Moment war es gerade nicht greibar.

Wenn ich den Menschen sehe, der ich damals war, als ich anfing bewusst Musik zu hören, entdecke ich nicht mehr viel von dem menschen, der ich heute bin. Ich bin deutlich reifer, erfahrener und ausgeglichener, als ih es damals war und daran hat die Musik auch einen nicht unerheblichen Anteil. Von daher kan ich für mich schon von einer Entwicklung sprechen. Aber ich war ja auch all die Jahre "Live" dabei.

Hm, Musik und Gewerkschaft? In der  1. Mai-Kolumne hab ich ja schon die gängigsten Arbeiter- und Gewerkschaftslieder aufgelistet. Allerdings könnte ich das Thema Gewerkschaft mit einbauen, wenn ich mich mit dem gegenseitigen Bezug von Politik und Musik befasse. Wird sofort in den Themenspeicher fürs kommende Jahr mit aufgenommen. Danke für die Anregung.

Achja: Ich bin zwar Gewerkschaftsfunktionär und Metal-Fan, aber nicht Mitglied der IG METALL.
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