BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
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Frontbericht: "Ein leiser Abschied auf Zeit"
Sonntag im Hochsommer.
Brütende Hitze.
Eigentlich geht man davon aus, dass alle Welt im Schwimmbad oder am See ist. Pustekuchen. Wo sind sie alle? Da, wo man sie am wenigsten vermuten würde: auf der Autobahn.
So brauchte ich also geschlagene zweieinhalb Stunden (inklusive Tankpause) um von meinem dörflichen Domizil nach Bad Vilbel zu kommen. (Eine Strecke, für die ich normalerweise etwas über anderthalb Stunden brauchen würde. Mit Baustellen.)
Genauer gesagt nach Bad Vilbel-Massenheim, wo INES THOMÉ anlässlich ihres bevorstehenden einjährigen Studienaufenthalts in den USA ein Solo-Abschieds-Konzert gab, bei dem sie ihre persönlichen Favoriten einiger bekannter Komponisten zum Besten gab.
Aufgrund der Verkehrssituation, der Suche nach einem Parkplatz und meiner eigenen Unfähigkeit, das Gemeindezentrum zu finden, betrat ich die Kirche (in die das Konzert verlegt worden war) erst, als INES bereits spielte.
Ich wurde von einem älteren Herrn empfangen, der mir das Programm gab und mich leise bat, mir auf der Empore einen Platz zu suchen, da das Kirchenschiff bereits voll besetzt war.
Das letzte Mal, dass ich eine Kirche betreten hatte war bei der Hochzeit meines besten Kumpels, und ich fühlte mich anfangs auch nicht sonderlich wohl.
Das legte sich allerdings, als ich saß und INES beim spielen zuschauen und -hören konnte.
Sie spielte gerade "A Fancy XI" von JOHN DOWLAND. Laut dem Programm hatte ich also die beiden DOWLAND-Stücke "Sir John Smith his Almaine" und "A Fancy VII" verpasst.
Es folgten die Stücke "Lob der Thränen" und "Aufenthalt" von FRANZ SCHUBERT, die von JOHANN KASPAR MERTZ für die Gitarre bearbeitet wurden.
Weiter ging es mit "Asturias, op. 47" vom spanischen Komponisten ISAAC ALBÈNIZ. Auch dieses Stück wurde ursprünglich für das Klavier geschrieben und später für die Gitarre bearbeitet.
Die folgenden Stücke "Grave" und "Allegro" wurden von JOHANN SEBASTIAN BACH ursprünglich für die Violine geschrieben und stammen aus "BVW 1003" (ich kenne mich leider mit den diversen Abkürzungen in der klassischen Musik gar nicht aus, aber ich erwähne sie trotzdem der Vollstädigkeit halber).
Das Konzert endete nach etwas über einer Stunde mit der "Sonate D-Dur, op. 61", bestehend aus den Teilstücken "I - Allegro", "II - Andante" und "III - Allegro Vivo" des spanischen Komponisten JOAQUIN TURINA, sowie einer Zugabe, bei der ich allerdings nicht mitbekam um welches Stück, bzw. welchen Komponisten es sich handelte.
An dieser Stelle sei gesagt, dass das Faszinierendste bei diesem Konzert nicht die Musik selbst war, sondern ihre Spieltechnik.
Als Metaler bin ich es ja nur gewöhnt, dass Gitarristen mit Pleks spielen. Aber hier dann zu sehen, wie sie nur mit ihren Fingern(ägeln) diese Stücke spielt, war schon ein Erlebnis.
Nach dem Konzert entdeckte ich unten im Schiff zwei Bekannte, die ich auch schon auf diversen ARVEN-Konzerten getroffen hatte. Nachdem wir uns (noch in der Kirche) mit der Pommesgabel begrüßt hatten, trafen wir uns vor der Kirche, wo wir uns etwas unterhielten. Kurz darauf gesellte sich auch INES noch in unsere Runde und wir unterhielten uns mit ihr bevorstehendes Jahr in den USA, das neue ARVEN-Album "Black is the Colour" (VÖ: 23.08.2013) und wünschten ihr schließlich alles Gute.
Nach einem kurzen aber herzlichen Abschied trat ich dann die Heimreise an. Auf der Autobahn kam ich deutlich schneller voran und erreichte ich nach gerade mal etwas über einer Stunde Fahrzeit das Kirchheimer Dreieck.
Hier machte ich noch einen Abstecher ins Restaurant "Zur goldenen Möwe" und entschloss mich dann in Anbetracht der Zeit (21:50 Uhr) den Rest des Weges nicht über die Autobahn zu fahren, sondern über Landstraßen.
Es dauerte zwar weitaus länger, aber der Anblick der Landschaft in der Abenddämmerung und die aufgehenden Sterne samt bereits am Himmel stehenden Vollmond waren es absolut wert.
Passend dazu klang in meinem Kopf noch die zuvor gehörte Musik nach und vervollkommnete so das Szenario.
Wenn mich also jemand fragt, warum ich für ein Konzert von etwas über einer Stunde an Länge eine Fahrtzeit auf mich nehme, die vier mal so lang ist, dann lautet meine Antwort stets gleich:
Für meine einzig wahre, echte, große Liebe: die Musik.
Wer diese Kolumne gelesen hat, wird mich verstehen.
In diesem Sinne:
Haltet die Ohren offen!
Zum Beispiel für meine persönlichen TOP 5 der klassischen Musikstücke:
Platz 5: "Für Elise" von WOLFGANG AMADEUS MOZART
Platz 4: "9. Sinfonie" von LUDWIG VON BEETHOVEN
Platz 3: "Walkürenritt" von RICHARD WAGNER
Platz 2: "Государственный гимн Союза Советских Социалистических Республик" (russ. Staatshymne der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) von ALEXANDER ALEXANDROW
und
Platz 1: "In der Halle des Bergkönigs" von EDVARD GRIEG
Danke fürs Reinhören.
euer BLACKHEART
Song der Woche: "Burning Sun" von HELLOWEEN