BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
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Frontbericht: "Der Schiffenberg rockt!"
Da ich während der Sommerpause entgültig ins "mittlere Alter" gekommen bin, dachte ich mir, ich fahr mal auf ein Mittelalter-Festival. Genauer gesagt auf "Der Schiffenberg rockt! vol. 4", welches am 6. & 7. September im ehemaligen Kloster Schiffenberg bei Gießen statt fand.
Hier eine kleine Zusammenfassung der Ereignisse.
Donnerstag, 5. September:
Ich hatte mir Donnerstag und Freitag Urlaub genommen, um auf dieses Festival zu fahren, da der Campingplatz bereits ab Donnerstag geöffnet war. Also konnte ich es ruhig angehen lassen.
Schön ausschlafen (eine Wohltat, wenn man eigentlich Frühschicht hätte), duschen und die Tasche mit allem packen, was man vielleicht brauchen könnte. Einiges, wie den CD-Player oder meinen eigenen Campingkocher, brauchte ich zwar nicht, aber ich bin gern auf alle Eventualitäten vorbereitet. Zum Glück, wie sich herausstellen sollte.
Gegen 14:00 Uhr hatte ich dann endlich mein Auto voll beladen und wollte mich gerade auf den Weg machen, als meine Mutter vorbeikam.
Glücklicherweise, denn im Gespräch mit ihr fiel mir ein, dass ich das Wichtigste vergessen hatte: die Tickets für Eintritt und Camping.
So startete ich also erst gegen 14:30 Uhr meine Reise, deren erster Zwischenhalt der Supermarkt im Nachbarort war.
Mit Dosennudeln und einigen weiteren Utensilien ausgestattet ging es dann schließlich auf die A7. Nächster Halt: das Restaurant "Zur Goldenen Möwe" in Kirchheim, wo ich ein letztes Ma(h)l die Vorzüge der modernen Zeit genießen wollte.
Nach einer weiteren Odyssee über die Autobahnen A7, A5, A480 und A485, sowie einer Serpentinenstrecke, die mehr Kurven hat als Miss September, kam ich schließlich gegen 17:00 Uhr auf dem Schiffenberg an. Ohne Navi und ohne mich verfahren zu haben.
Die Wiese, die anhand der drei aufgestellten Dixis wohl der Camingplatz sein würde, lag schräg gegenüber des Klosters, so dass kurze Wege garantiert waren.
Da noch niemand da war, beschloss ich, erst einmal ins Innere des Klosters zu gehen, um mir die Location mal etwas genauer anzuschauen. Kaum eingetreten, erblickte ich zwei Gestalten, die sich später als "Wulfi" und Hubi" vorstellen sollten, die mit ihrem Gepäck im schattigen Innenhof standen. Wir kamen ins Gespräch und beschlossen, gemeinsam rüber zum Campingplatz zu gehen um unsere Zelte aufzubauen.
Während ich mich für einen Platz nahe dem Zugang zur Wiese (noch kürzerer Weg zum Festivalgelände und nahe genug an den Dixis, um nicht vom Geruch oder zuknallenden Türen belästigt zu werden) entschied, schlugen meine beiden neuen Bekannten ihr Zelt etwas weiter unten auf. Vorläufig zumindest.
Als ich mit dem Aufbau meines Zeltes und meines Pavillons (der klassische 3 x 3 Meter Billig-Pavillon in weiß) fertig war und mir gerade ein Bier aufgemacht hatte, kamen "Wulfi" und "Hubi" (deren Zelt inzwischen auch stand) zu mir und fragten, ob ich sie in den Innenhof auf ein Bierchen begleiten würde. Da alleine trinken langweilig ist, sagte ich kurzerhand zu und wir lernten uns im Schatten der Bäume des Klosters näher kennen.
Die Sympathie war von beiden Seiten her schnell aufgebaut und so fragten sie mich, ob ich sie zum nächsten Supermarkt fahren könnte. Sie waren nämlich mit dem Zug aus Augsburg angereist und hatten nur das Nötigste dabei. Aber kein Bier. Da auch meine Vorräte etwas knapp bemessen waren und mein Kumpel "Gaby" sich nebst Freundin "Lessi" verspäten würde (sie hatten auf halber Strecke gemerkt, dass sie ihr Zelt vergessen hatten), sagte ich zu und wir machten uns auf den Weg.
An der Ampelkreuzung am Fuße des Schiffenberges hatten wir die Qual der Wahl: links, rechts oder geradeaus?
Wir entschieden uns für geradeaus und einen vorgeschobenen Stadtteil von Gießen (Das Dorf, in dem ich wohne ist etwas doppelt so groß, wie dieser Ort.), welcher nahtlos in einen anderen Ort (teil einer eigenständigen Gemeinde) überging. Da sich keiner von uns hier auskannte, fragten wir eine ältere Dame am Straßenrand nach dem Weg zu einem Supermarkt. Ihre Antwort: "Ich nix gut deutsch sprechen." (Originalzitat).
Also fuhren wir weiter und fragten nach ca. 100 Metern ein Pärchen Anfang 20. Die Antwort des Mannes: "Ich nix gut deutsch sprechen." (sinngemäß)
Der Spaßfaktor in meinem Wagen war also schon mal extrem hoch, als wir schließlich ein Rentnerehepaar nach dem Weg fragten.
Überraschenderweise sprachen sie nicht nur deutsch, sie konnten uns auch den Weg beschreiben. Keine fünf Minuten später waren wir beim Supermarkt und konnten uns jeder mit einer 18er-Palette (zum Vergleich: normalerweise haben Paletten 24 Dosen) der Hausmarke, sowie einigen Kleinigkeiten ausrüsten.
Zurück auf dem Campingplatz stellten wir fest, dass bereits die nächsten Camper angekommen waren, die ihre Zelte direkt neben mir aufschlugen. Sie stellten sich als "Schlumpf", Ramona" und "Nachbar" vor und ich erfuhr, dass "Schlumpf" und "Ramona" zum Orga-Team gehörten, während "Nachbar" im realen Leben der Nachbar von "Schlumpf" war. Alle drei kamen aus Gießen und/oder Umgebung.
Kurz darauf kamen auch "Gaby" und "Lessi" an und nachdem auch deren Zelt stand saßen wir alle gemeinsam in der Runde.
"Wulfi" und "Hubi" verlegten ihr Zelt kurzerhand auch zu uns, so dass aus drei einzelnen Gruppen ein gemeinsames Camp wurde, das noch weiter anwachsen und die nächsten Tage mehr oder weniger gemeinsam verbringen sollte.
Zunächst einmal wurde aber dieser Abend mit Grillgut und Bier am Feuer verbracht.
Freitag, 6. September:
Da die erste Band erst um 17:00 Uhr spielen sollte, war erst einmal ausschlafen angesagt. Gegen 10:30 Uhr bequemte ich mich dann doch dazu, mein Zelt zu verlassen. Allerdings nur, weil die Sonne so erbarmungslos niederbrannte, dass sich nur ein Suizidgefährdeter noch länger im (zu diesem Zeitpunkt schon relativ sauerstoffarmen) Zelt aufhalten würde.
Nach Dosenfrühstück (Würstchen und Bier) war erst einmal entspannen angesagt. Zumindest für alle außer "Ramona" und "Schlumpf", die zum Dienst antreten mussten. Ich sollte sie erst abends beim Headliner wieder sehen.
Wir anderen begnügten uns mit den typischen Campingplatzaktivitäten: grillen, trinken oder (wie in meinem Fall) im Stuhl dösen.
Zwischenzeitlich bekamen wir zwar die Soundchecks der Bands mit, aber als um 17:00 Uhr die erste Band (auf die ich eigentlich ganz gespannt war) (Wann kriegt man schon mal eine Band aus Estland zu sehen?) spielen sollte, herrschte Stille. Es hieß nur, dass die Band nicht aufgetaucht sei und man auch keinen Kontakt zu ihnen herstellen könnte.
Später erfuhren wir, dass der Sänger dieser Band in der Schweiz im Krankenhaus liegen würde und sie deshalb nicht auftreten könnten. Trotz alledem hätte man wenigstens Bescheid geben können. So viel Anstand sollte man mMn. schon besitzen.
Egal. So spielten halt nur zwei Bands an diesem Abend. Die erste davon hieß SKALDEN und spielte Mittelalter-Rock mit deutschen Texten. Wechselnde Instrumentierungen (u.a. 1-3 Dudelsäcke, Drehleier, etc.) und ein sichtlich gut aufgelegter Frontmann sorgten für gute Stimmung beim Publikum, das die Spielfreude der Spielleute mit Tänzen und lautstarkem Beifall belohnte.
Aufgrund des Ausfalls der ersten Band und einer Verspätung des Aushilfsgitarristen bei ARVEN (er hatte vorher noch Gitarrenunterricht gegeben) mussten die Organisatoren improvisieren. So wurde kurzfristig RICHARD MINNESANG, ein "Barde" aus Gießen, der mit einigen aus dem Orga-Team befreundet ist, auf die Bühne geschickt, der Stücke von bekannten Mittelalterbands wie SALTATIO MORTIS sowie eigene Stücke zum besten gab.
Mit einer halben Stunde Verspätung starteten dann endlich ARVEN in ihr zweistündiges Headliner-Set. Es war der erste Auftritt nach der Sommerpause und auch der erste ohne Leadgitarristin INES ( siehe hier). Ich war also gespannt, wie sich BENJAMIN REITER (ein Freund der Band, der auch an den Songs des neuen Albums mitgearbeitet hat) schlagen würde.
Er schlug sich gut, soundtechnisch sogar zu gut. Seine Gitarre war nämlich vom Soundmischer zu laut eingestellt, so dass die zweite Gitarre von ANASTASIA SCHMIDT kaum zu hören war.
Aber ansonsten war der Auftritt durchaus gelungen. Die neuen Songs fügten sich gut ins Set ein, so dass eine homogene Mischung entstand. Auch Songs, die mir auf dem Album nicht so gefallen hatten, klangen live richtig super.
Nach dem Auftritt unterhielt ich mich noch ein wenig mit der Band und machte sie u.a. auf das Soundproblem aufmerksam, das sie auf der Bühne natürlich nicht mitbekommen hatten.
Als ARVEN dann aufbrachen machte ich mich auch zurück ins Camp, in der Hoffnung, die Anderen noch zu treffen. Ich hatte sie aus den Augen verloren als ich in die erste Reihe ging und nicht mitbekommen, das "Gaby" und "Lessi" nach zwei oder drei Songs bereits gegangen waren. Der Alkoholkonsum und die hohe Stimme von Sängerin CARINA HANSELMANN hatten "Gaby" (laut eigener Aussage) Kopfschmerzen bereitet, weswegen sie vorzeitig zum Camp zurück gegangen waren. Dies erfuhr ich aber erst am kommenden Morgen.
Im Camp war nämlich niemand mehr anzutreffen, doch aus einigen Zelten drangen bereits die bekannten Nebengeräusche, die der Schlaf so mit sich bringen kann.
Nach Schlaf war mir aber noch nicht zumute, also nahm ich mir ein Bier und ging zu einem Camp am unteren Ende des Platzes, wo noch reges Leben herrschte.
An dieser Stelle ein kleiner Einwurf zur Festivalkultur: Wenn man zu später Stunde allein oder als kleinere Gruppe an ein Camp kommt, wo bereits eine größere Gruppe am feiern ist, wird man in der Regel nicht abgewiesen. Im Gegenteil. Man wird meistens sogar eingeladen sich dazu zu setzen und die Runde zu bereichern.
Ich hoffte in diesem Camp evtl. den einen oder anderen aus meinem Camp zu finden oder mich einfach nur dazugesellen zu können. Und tatsächlich wurde ich fündig. "Schlumpf" fiel mir direkt ins Auge und auch "Wulfi" saß in der Runde, in ein Gespräch mit einem Punk (wir nannten ihn auch "Punk") vertieft.
Nach einigen Minuten kam "Schlumpf" auf die Idee seine Lampe zu holen und zu schauen, was sonst noch auf dem Campinglatz los war. "Wulfi", "Punk" und ich schlossen uns ihm an.
Nachdem wir kurz bei unseren Nachbarn, die noch grillten, vorbeigeschaut hatten, kamen wir zu eienm gelben Zelt, aus dem noch Stimmen drangen. Und nicht gerade wenige.
Noch während wir darüber diskutierten, ob wir "anklopfen" sollten oder nicht, wurde das Zelt geöffnet und wir wurden eingeladen, uns zu der Runde von sechs oder acht Leuten zu gesellen.
Da das Zelt nun aus allen Nähten zu drohte, verlagerte sich kurzerhand ein Großteil der Leute vors Zelt, wo noch eine schier endlos scheinende Zeit über Politik, Drogen, Walkampf und andere aktuelle Themen diskutiert wurde.
Wie lange die Runde noch beisammen saß, kann ich nicht sagen, da ich gegen halb fünf in der Früh so weit mit der Bereifung runter war, dass ich gerade noch in die Box (sprich ins Zelt) rollen konnte.
Als ich sie verlies war bei ihnen allerdings noch kein Ende abzusehen.
Samstag, 7. September:
Der Samstag begann für mich erst mittags. Ob sich meine Mitcamper um mich sorgten oder nicht, war mir egal. Ich blieb liegen, bis ich fit war. Obwohl ich angesichts des Wetters auch ruhig noch hätte liegen bleiben können.
War es am Freitag noch ein herrlicher Spätsommertag, so kam der Herbst quasi über Nacht und brachte Wolken, Regen und kühlere Temperaturen mit.
Nach einem (für mich) eher mageren Frühstück gingen wir kurz aufs Gelände. Die erste Band NARRATOR hatten wir bereits verpasst, aber einige von uns wollten RAGNARÖEK sehen. Da ich am heutigen Tag lediglich den Headliner kannte, dachte ich mir, ich guck mir die anderen Bands mal an und wenn sie mir nicht gefallen, gehe ich wieder.
So wie in diesem Fall. Der Mittelalter-Rock von RAGNARÖEK war zwar handwerklich gur gemacht, aber nicht wirklich innovativ. Zumindest mich hat es nicht vom Hocker gehauen.
Unsere Gruppe war inzwischen noch um zwei Brüder aus Kassel angewachsen und auch aus dem Umfeld von "Schlumpf" waren noch einige Leute zu unserem Camp dazugestoßen. Unter ihnen "Igel" nebst Freundin.
An dieser Stelle ein weiterer kleiner Einwurf zur Gruppendynamik: Obwohl sich unser Camp aus mittlerweile vier oder fünf verschiedenen Gruppen zusammensetzte, kam es uns allen so vor, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Etwas vergleichbares habe ich bislang noch nicht erlebt.
Da, wie gesagt, die musikalische Darbietung nicht den Nerv von jedem von uns traf, gingen einige von uns zurück zum Camp, wo wir es uns gemütlich machten. "Wulfi", "Hubi" und die Kasselaner Brüder machten sich Dosennudeln auf ihren Campingkochern und da mich auch der Hunger überkam (Stichwort "eher mageres Frühstück") folgte ich ihrem Beispiel. Und feierte eine ziemlich ungewöhnliche Premiere: Zum ersten Mal in den über neun Jahren, die ich jetzt schon auf Festivals fahre, habe ich mir auf dem Campingkocher eine Dose mit Essen erhitzt.
Aber wie heisst es so schön? Einmal ist immer das erste Mal.
Und wie heisst es noch? Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Ich hatte schon die ganze Zeit das Gefühl, dass es zu gut läuft. Ich wusste, es würde irgendetwas passieren, das die Stimmung drücken würde. Und genau das passierte jetzt.
Einer von "Ramonas" Campingstühlen brach unter dem Gewicht des jüngeren (aber fülligeren) Kasselaner Bruders zusammen.
Wir dachten uns nicht groß etwas dabei und gingen kurz darauf zurück aufs Gelände, um uns VOGELFREY anzuschauen. Die Bands NACHTGESCHREI und HARPHYE hatten wir verpasst, was uns aber egal war.
VOGELFREY entschädigten uns dafür mehr als ausreichend. Da sie eher zur Trink- und Feierlieder-Fraktion innerhalb der Mittelalter-Szene zählen, war Spaß auf und vor der Bühne natürlich vorprogrammiert. Was bei Songtiteln wie "Schuld ist nur der Met" auch verständlich ist.
Wäre das Leben ein Film, hätte ma diesen Song auch als Hintergrundmusik für die folgende Szene nehmen können:
Die ganze Gruppe ("Schlumpf" und "Ramona" hatten inzwischen Feierabend) saß an einer der Holztafeln, die im vorderen Bereich der Klosteranlage standen (die Bühne war im hinteren Bereich angesiedelt), als es zwischen "Gaby" und "Lessi" zu einem Streit kam. Auslöser dafür war "Gabys" Weinkonsum (Äppler und Met) und verschiedene Ansichten darüber, wie viel oder wenig Alkohol "Gaby" auf einem Festival trinken sollte.
Dritter und letzter Einwand: Jeder sollte wissen, wo seine Grenzen liegen und seinen Alkoholkonsum innerhalb dieser Grenzen belassen. Sowohl auf Festivals, als auch im normalen Leben.
"Wulfi" und ich nahmen "Gaby" dann beiseite, redeten unter sechs Augen mit ihm und gaben ihm ein paar Tipps, wie er sich zukünftig verhalten sollte.
Kaum war diese Sache geklärt, kam die nächste auf. Erinnert ihr euch noch an "Ramonas" Stuhl? Sie war nach ihrem Feierabend erst mal im Camp gewesen und hatte ihren Stuhl dort liegen sehen. Genauer gesagt, den Stuhl ihres Stiefvaters, dem sie versprochen hatte, sie würde darauf aufpassen. Entsprechend sauer war sie also, als sie zu uns kam und eine Erklärung verlangte.
Mit vereinten Kräften gelang es uns schließlich, sie zu beruhigen und sie bekam den Stuhl zumindest bezahlt. Auch wenn ich persönlich glaube, dass 20 € zu viel waren. Aber egal.
Kaum war diese Szene durch, als noch einmal "Schuld ist nur der Met" hätte eingespielt werden können. "Gaby" stand nämlich plötzlich auf und ging zielstrebig Richtung Klostermauer, wo er sich die letzten Stunden noch einmal durch den Kopf gehen ließ.
"Lessi" brachte ihn zum Zelt und wir anderen schauten uns INGRIMM an.
Was soll ich zu denen sagen? Nehmt ihnen den Dudelsack weg und es ist eine normale Deutschrock-Band. Diese Band hat bei keinem von uns einen bleibenden Eindruck (ausser der eben aufgestellten These) hinterlassen.
Aber es sollte musikalisch aufwärts gehen. FEUERSCHWANZ waren als Co-Headliner gelistet, nach den Publikumsreaktionen waren sie aber die heimlichen Headliner. Ironische Texte, schwungvolle Melodien und mit "Hodi" und dem "Hauptmann" zwei Frontmänner, die einfach geborene Entertainer sind. Quasi die J.B.O. der Mittelalter-Szene.
Eigentlicher und auch verdienter Headliner waren aber FIDDLER'S GREEN, die eine ordentliche Prise irischen Lebensgefühls in die alten Klostermauern brachten. Die sechs Speed Folker spielten sowohl eigene Songs als auch klassisches irisches Liedgut im modernen (punk)rockigen Gewand. Highlights waren die obligatorische "Wall of Folk" (die trotz leichter Stufe in der Mitte des Zuschauerbereiches reibungslos ablief) sowie die gesamte Band die kurz vor Ende geschlossen von der Bühne kam und im Publikum weiterspielte. So fand der offizielle Teil des Festivals ein denkwürdiges Ende.
Aber natürlich war das Festival selbst noch nicht zu Ende.
Da "Schlumpf", "Ramona" und einige andere vor Orga-Team gern schlafen wollten, verzogen wir uns unter meinen Pavillion, wo zwischenzeitig bis zu 15 Leute saßen. Heute waren wir irgendwie die, zu denen andere dazu kamen. Unter anderem auch nach einiger Zeit "Lessi", die noch auf dem Gelände geblieben war um sich mit FEUERSCHWANZ zu unterhalten. Und sie brachte deren Sänger "Hodi" nebst einigen anderen Leuten mit.
Im Laufe der Gesprächsrunde stellte sich heraus, dass "Hauptmann" bereits weggefahren war und "Hodi" nun nicht wusste, wie er nach Frankfurt kommen soll. Da ein Mädel, die mit bei uns saß eh noch in der Nacht mit ihren beiden Kumpels in die Richtung aufbrechen wollte, boten sie sich an, ihn mitzunehmen.
So gingen sie zum Auto, während der Rest sich langsam auch zerteilte. Nur die "Kerngruppe" blieb noch zurück um die angebrochenen Biere auszutrinken.
Etwa 15 Minuten später kamen zwei der Leute, die eigentlich mit "Hodi" fahren sollten und fragten, ob wir ihn gesehen hätten. Hatten wir natürlich nicht, schließlich dachten wir, dass sie schon längst unterwegs wären.
Kurz darauf kam auch "Lessi" und fragte und das Selbe. Wir verneinten abermals. "Gaby" ging daraufhin ins Bett und ich sollte ihm versprechen, auf "Lessi" aufzupassen, die sich wieder auf die Suche gemacht hatte.
Dies nahmen die anderen zum Anlass, ebenfalls schlafen zu gehen. So saß ich also allein in der kalten feuchten Nacht.
Allerdings nicht lange.
Nennt mich altmodisch, aber ich pflege Versprechen, die ich gegeben habe, auch zu halten. So ging ich also rüber auf den Parkplatz, wo ich "Lessi" mit der gerade abfahrbereiten Gruppe entdeckte. Auch "Hodi" hatten sie inzwischen wieder gefunden. Er hatte sich noch ausgiebig auf dem Rücksitz eines Autos von einem weiblichen Fan verabschiedet.
Nachdem die Reisegruppe mit über einstündiger Verspätung endlich aufgebrochen war, ging ich mit "Lessi" zurück zum Camp, wo wir unter meinem Pavillion noch eine längere Unterhaltung (u.a. über "Gaby", die Beziehung der Beiden und Probleme, die sie sowohl miteinander, als auch jeweils mit sich selbst haben). Also quasi die Psycho-Szene auf dem Dach. Nur halt unter einem Dach. (Insider, müsst ihr nicht verstehen.)
So kam es also, dass ich wieder erst verdammt spät (oder je nach Sichtweise auch früh) in den Schlafsack kam.
Sonntag, 8. September:
Und um 8:45 Uhr kam ich schon wieder raus. Aufgrund der Kälte und der Feuchtigkeit im Zelt (Regen sei Dank) konnte ich eh nicht wirklich schlafen und als es dann aufhörte, dachte ich mir auch, ich sollte die Gelegenheit nutzen.
Leider machte mein Auto mir aber einen Strich durch die Rechnung. (Er trägt seinen Namen "Yellow Bastard" schließlich nicht zu Unrecht.) Oder besser gesagt, die Batterie. Ich hatte nämlich vergessen, das Radio raus zu machen.
Zum Glück fand sich auf dem Campingplatz eine Gruppe, die ein Starthilfekabel dabei hatten. Nur leider brachte das nichts, weil die Batterie in "Gabys" Auto so blöd eingebaut ist, dass man nicht richtig an die Pole ran kommt.
Da die Gruppe auch los wollte und dementsprechend das Kabel brauchte, machten sie den Vorschlag, ich sollte doch den Berg runter rollen und das Auto so starten. Gesagt, getan.
Ich rollte also den ganzen verdammten Berg runter, über die Ampelkreuzung, an der Bushaltestelle vorbei, wo "Wulfi" und "Hubi" noch knappe zwei Stunden auf einen Bus zum Gießener Hauptbahnhof warten mussten und schließlich in den nächsten Ort hinein. Sprang die Karre an? Natürlich nicht!
Also ließ ich sie stehen und "Gaby" fuhr mich wieder den Berg hinauf ins Camp, wo wir jemand anderen mit einem Kabel suchten. Und wir wurden fündig. Der "Schwarze Engel" hatte bereits Erfahrung mit dem Anlassen von Puntos auf Festivals und er meinte, er würde mir helfen, sobald er und seine Frau fertig eingepackt und gefrühstückt hätten.
So packte auch ich erst mal meinen Kram zusammen und "Gaby" fuhr mich anschließend wieder runter, wo der "Schwarze Engel" bereits wartete. Mein "Yellow Bastard" sprang sofort an und ich konnte, nach einer kleinen Runde durch den Ort um die Batterie etwas aufzuladen, wieder hoch fahren, um meine Klamotten einzuladen. Der Motor lief dabei die ganze Zeit weiter.
Nachdem ich fertig war verabschiedete ich mich von "Gaby" und "Lessi" (Sie waren die letzten beiden von unserem Camp. Die anderen waren inzwischen auch gefahren, nachdem wir noch Handynummern ausgetauscht hatten.), die noch eine Großtante von ihr, die in der Nähe wohnte, besuchen wollten, und machte mich auf den Heimweg.
Auf der Autobahn verspürte ich mehrfach die Auswirkungen des Schlafmangels, aber nach einem Schläfchen im McKlo und literweise Cola schaffte ich es ohne Probleme nach Hause.
Allerdings war ich dann so fertig, dass ich nicht mehr in der Lage war, diese Kolumne zu schreiben. Da mir auch kurzfristig kein anderes Thema einfiel, blieb mir nichts anderes übrig, als die Sommerpause zu verlängern.
Ich hoffe, diese "kleine" Kolumne entschädigt etwas dafür.
In diesem Sinne:
Haltet die Ohren offen!
Zum Beispiel für meine TOP 5 der Biersorten, die ich auf diesem Festival getrunken habe.
Platz 5,0: Pils
Platz 4: Licher Pils
Platz 3: Krombacher Pils
Platz 2: Schloss Export
und
Platz 1: 29er Export
Danke fürs Reinhören.
euer "Bruder" BLACKHEART
Song der Woche: "Rock'n'Roll Train" von AC/DC