BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 16. Juni 2014, 18:59
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Frontbericht: "Der Grenzgänger" Teil 1

Werte Leser. Ich weiß, ihr seid schon einiges von meinen Frontberichten gewöhnt. Aber was ihr diese und nächste Woche lesen werdet, könnte euch an eurem gesunden Menschenverstand zweifeln lassen.
Manch einer wird sich fragen, warum ich das mache.
Und ob ich wahnsinnig wäre.
Die Antwort auf beide Fragen ist die gleiche: Weil ich die Musik liebe.
Und wahre Liebe kennt keine Grenzen. Nicht mal zwischen 2 europäischen Ländern.

Donnerstag, 29.05.2014 "Out & Loud"

Gegen 2 Uhr nachts begann ich, meine gesam(mel)ten Festivalutensilien im Auto zu verstauen. Die Abfahrt war für halb drei angepeilt, was ich natürlich nicht schaffte. Immerhin wurde das akademische Viertel eingehalten.
Mein Ziel: der Autohof Strohofer an der A3-Ausfahrt Geiselwind, wo das "Out & Loud Festival" (vormals "Beastival") über die Bühne(n) gehen sollte.
Nach einer recht ereignislosen Fahrt erreichte ich den Rasthof gegen 05:00 Uhr in der Früh, freute mich, dass kein Security auf mich wartete, um die 10 € Parkgebühr zu kassieren und stellte mich neben einige andere offensichtliche Festivalbesucher an den Rand des eigentlichen LKW-Parkplatzes.
Da die erste für mich interessante Band erst um 14:00 Uhr die Hauptbühne entern sollte, war erst einmal schlafen angesagt, weshalb ich es mir im Schlafsack auf dem Beifahrersitz bequem machte.
Gegen 10:00 Uhr erwachte ich und kümmerte mich zunächst um die Festivaltoilette (bei Männern: an den nächstgelegen Baum/Busch/Strauch pinkeln, bei Frauen: Toilettenpapier mitnehmen und sich am nächstgelegenen Dixi anstellen), bevor ich mich meinem klassischen 2-Dosen-Frühstück widmete (1 Dose Würstchen, 1 Dose Bier + Toastbrot). Als untypischer Festivalgänger nehme ich grundsätzlich nur das Frühstück mit. Alles andere hole ich mir auf dem Festivalgelände.
Danach warf ich mich wetterbedingt in Schale (leichter Regen, also Longsleeve, Bandshirt, Kapuzenpulli, Lederjacke, Kopftuch und Hut) und begab mich zur Bändchenausgabe, vor der bereits eine gehörige Schlange wartete. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich mir noch ein Bier mitnehmen sollen.

Die Wartezeit ging aber auch ohne rum und ich betrat gegen 13:15 Uhr das eigentliche Festivalgelände. Vor neun Jahren war ich schon mal auf diesem Gelände auf einem Festival gewesen (dem "Earthshaker Festival 2005"), aber damals war die Aufteilung ganz anders gewesen, so dass das Gelände geräumiger gewirkt hatte. Wie ich feststellen sollte, waren heuer aber auch weniger Menschen da, als 2005.

Da ich noch etwas Zeit hatte, schlenderte ich erst mal gemütlich über das Gelände (das ich mir, wie gesagt, größer vorgestellt hatte), beäugte den einen oder anderen Stand, genehmigte mir noch ein Bierchen und schaute mal kurz auf der Newcomer-Stage (einer der beiden Indoor-Bühnen) rein.

Als ARSIRIUS, die erste Band des Festivals auf der Hauptbühne (natürlich Open Air), mit ihrem Auftritt fertig waren, suchte ich mir einen guten Platz vorm Wellenbrecher, von dem aus ich gemütlich den Auftritt von STORMWARRIOR verfolgen konnte. Die Hamburger zeigten auch hier wieder einmal, dass Teutonen-Stahl noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Egal ob Songs vom aktuellen Album "Thunder & Steele" oder Mitsinghymnen wie "Heading Northe", die Haare der (leider etwas spärlichen) Fans flogen und die Fäuste reckten sich wiederholt gen Valhalla.
Regen? Ja, da war was. Aber was ein echter Nordmann (oder in meinem Fall Nordhesse) ist, der kann das locker ab.

Schon während des STORMWARRIOR-Gigs hatte ich HORST (dieser und weitere Namen siehe  diesen Frontbericht) entdeckt, den ich nun, ebenso wie seinen Kumpel (Sorry, der Name ist mir entfallen.) herzlich begrüßte. Aufgrund des Wetters beschlossen wir, in die Halle mit der zweiten Hauptbühne zu gehen, wo die Bands immer im Wechsel mit der Open Air-Bühne spielten.
Diese Halle wirkte fast größer, als die Fläche vor der Open Air-Bühne und man konnte im Laufe des Festivals als Band mit einem Hallen-Slot immer mit einem vollen Haus rechnen.
Die Band, die hier spielte interessierte uns eher weniger, da wir uns über verschiedene Konzerte der vergangenen und zukünftigen Wochen und natürlich unsere gemeinsame Lieblingsband ARVEN unterhielten. Mehr von ihnen nächste Woche.
Im Laufe des Gesprächs gesellte sich auch JENS zu uns. Ich wusste, dass auch KARL-HEINZ irgendwo auf dem Gelände war, so dass die "Fanatic Five" zu 80% anwesend waren. Lediglich HOLGER fehlte.

Als die nächste Band in der Halle ihren Soundcheck beendet hatte, verabschiedete ich mich von den Beiden, die sich diese Band anschauen wollten, und machte mich auf den Weg zurück zum Auto. Natürlich nicht, ohne mir vorher noch das offizielle Festival-Shirt zu kaufen.
Am Auto war umziehen angesagt, sprich eine dickere Kapuzenjacke (zweckbedingter Wechsel von SEPULTURA, die noch spielen sollten, zu HAMMERFALL, die gar nicht auf diesem Festival spielten), da es abends kühl werden würde und ich nicht mehr zum Auto zurückkehren sollte.
Für dieses verlängerte Festivalwochenende hatte ich mir ein Pensum von fünf Bands pro Tag vorgenommen. An diesem ersten Tag hatte ich aber erst eine gesehen, weshalb nun vier Bands in Folge auf der Open Air-Bühne folgen sollten.
Zunächst machte ich aber einen Abstecher ins Restaurant des Rasthofes, wo ich mir einen herzhaften Leberkäs mit Spiegelei und Kartoffelsalat schmecken ließ. Auf diesem Festival eine angenehme Alternative zum typischen Festival-Fraß, die auch sehr gut von den Fans angenommen wurde. Ebenso wie andere Annehmlichkeiten. Mehr dazu am dritten Tag.

Frisch gestärkt kehrte ich also aufs Gelände zurück und bekam noch die letzten Takte der schwedischen Death Metaler GRAVE mit. Ebenso die Massenwanderung von der Open Air- zur Indoor-Bühne, was einen unbehelligten Gang in die erste Reihe zuließ, den ich natürlich dankend annahm.
Schließlich spielten als nächstes FREEDOM CALL, die Band, die mich vor etwas über zehn Jahren dazu veranlasst hat, mein erstes Metal-Konzert zu besuchen.
Ich war zwar schon auf einigen Shows von ihnen, aber keine, nicht mal die DVD-Aufzeichnung in Pratteln, war so stimmungsvoll wie diese. Dass eine fränkische Band auf einem Festival in Franken Heimspiel hat, war ja vorrauszusehen. Aber dieser Auftritt übertraf, wenn man der Mimik der Bandmitglieder glauben darf, selbst deren Erwartungen.
Ihr als "Happy Metal" verschriener Power Metal, inklusive diverser Hüpfeinlagen (u.a. bei "Land of Light" und "Union of the Strong") und "Gute-Laune-Garantie", war auf jeden Fall das beste Mittel gegen die klamme feuchte Luft und den Nieselregen, der den ganzen Tag lang in verschiedenen Stärken auf uns runter kam.
Für mich eine der besten Shows dieses Festivalwochenendes.

Eine solche erhoffte ich mir auch von SEPULTURA, allerdings fragte ich mich zunächst, was  NANA da auf der Bühne macht. Als er dann aber begann ins Mikro zu brüllen, wurde mir klar, dass Sänger  DERRICK GREEN sich seine über einen Meter langen Dreadlocks abrasiert hatte. Darauf musste ich erst einmal klarkommen.
Klarkommen musste auch Gitarrist ANDREAS KISSER, dem der Technikteufel ebenso diverse Streiche spielte, wie DERRICK GREENs Mikro an der zusätzlichen Trommel. "Rattamahatta" mit halbem Text ist halt einfach nicht das Wahre.
Der Rest des Gigs war solide, was den Fan hinter mir allerdings nicht davon abhielt, meine Schulterblätter permanent als Percusion-Instrument zu missbrauchen.
Die Klassiker aus der Prä-GREEN-Ära ("Refuse/Resist", "Roots") wurden wie immer amtlich abgefeiert, die neueren und aktuellen Sachen sind zwar gut, zünden aber nicht wirklich.
Aber da es ja der Auftakt der Festivalsaison für SEPULTURA war, kann man ihnen nur wünschen, dass die restlichen Shows besser ablaufen werden.

Danach hieß es "Es wird schlimmer". Diesen Titel der nun aufgaloppierenden APOKALYPTISCHEN REITER sollte ich am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Immer noch in der ersten Reihe stehend hatte ich vergessen, dass die REITER ja hier ein eigenes Fan-Camp hatten, was gleichbedeutend mit vielen Fans war, die natürlich alle ihren Lieblinge möglichst nah sein wollten. Das, in Verbindung mit dem bereits angerückten Fan-Club der im Anschluss zum Abschluss des ersten Festivaltages spielenden POWERWOLF, sogte für eine gewaltige Menschenmasse, die sich nun auf meinem Rücken ent- oder vielmehr ablud.
Ich gab mir zwar alle Mühe, die geilen Songs (z.B. "Du kleiner Wicht") mitzusingen, wurde aber immer wieder selbst zu einem solchen. Entweder aus Beinahe-Atemnot (welche ich allerdings immer mal wieder kurzzeitig durch ein Abstoßen von der Absperrung lindern konnte) oder weil ich mich kleinmachen musste, damit die Securitys einen Crowdsurfer über mich hinweg in den Graben heben konnten. Die Jungs hatten alle Hände voll zu tun und ich möchte mich an dieser Stelle einfach mal bei allen Securities auf Konzerten und Festivals bedanken für die Arbeit die ihr leistet. Große Klasse.
Aber was ist eine erste Reihe mit Crowdsurfern, wenn man keinen Stiefel an den Kopf bekommt? Nichts. Kurz vor Ende der Show war es dann auch soweit und ich konnte guten Gewissens die erste Reihe verlassen. Natürlich nicht, ohne dafür zu sorgen, dass ein weibliches Mitglied des oben erwähnten POWERWOLF-Fan-Clubs meinen Platz bekam. Gentleman durch und durch.

Durch war ich allerdings auch. Ebenso mein Hut, der während des Konzerts vor die Absperrung gefallen war. So waren wir beide etwas zerknittert und ich hatte ihn wieder auf, als ich mir die POWERWOLF-Show vom Wellenbrecher aus ansah.
Angekündigt war eine "10th Anniversary Show", aber bis auf wenige Ausnahmen war es ein 08/15-POWERWOLF-Konzert.
Während des Gigs fiel mir nämlich auf, dass ich diese Band in den letzten Jahren wohl zu oft gesehen hatte. Weder die Songs (abgesehen von wenigen selten gespielten Ausnahmen wie "We take it from the Living"), noch die kultigen Ansagen von Sänger ATTILA DORN konnten mich wirklich überzeugen. Zudem hinterließ dieser sog. "Fan-Club" bei mir eine faden Beigeschmack. Es waren ausnahmslos "Kiddies" von denen die wenigsten das 20. Lebensjahr überschritten hatten und alle trugen sie ausnahmslos Shirts des aktuellen oder des vorigen Albums, mit denen der Aufstieg von POWERWOLF erst wirklich begann. Schönwetterfans in meinen Augen, die sich mir als langjährigem Fan gegenüber aber als "Elite" aufführen.
Wo wart ihr 2007 als POWERWOLF Opener für BRAINSTORM waren?
Wo wart ihr 2009 als sie im strömenden Regen das BANG YOUR HEAD!!!-Festival eröffnet haben?
Ich sags euch: Da seid ihr noch im Wolfskostüm um den Weihnachtsbraten geschlichen.
Und sowas fragt mich (vor dem REITER-Auftritt), ob ich bei POWERWOLF auch in der ersten Reihe stehen bleiben wollte. Also bitte!
Naja, das Thema hatte sich ja von selbst erledigt und ich fasste im Laufe des Konzertes den Entschluss, diese Band für die nächsten Jahre zu meiden. Nicht weil ich sie nicht mehr mochte, sondern weil ich satt war. Mit SAXON ging es mir vor einigen Jahren ähnlich.
Ein Highlight der Show waren allerdings die drei Songs, für die Drummer ROEL VAN HELDEN seinen Platz auf dem Schemel für seinen Vorgänger und Gründungsmitglied STEPHANE FUNEBRE räumte.
Alles in allem ein Auftritt, der mir deutlich weiniger Spaß bereitete, als ich mir erhofft hatte.

Etwas enttäuscht machte ich mich auf den Weg zurück zum Auto. Aber nicht um zu schlafen. Zumindest noch nicht.
Es war inzwischen halb zwei in der Nacht und ich startete meine Reise gen Tschechien.

Freitag, 30.05.2014 "Metalfest Pilsen"

Ja ganz recht: Tschechien. Genauer gesagt Pilsen, die Bierhauptstadt Europas. Immerhin wurde hier das Pilsner erfunden (wenn auch von einem Bayer), das uns heute noch so wunderbar mundet. Also mir zumindest.

Mein Weg führte mich von der A3, an der auch der "Out & Loud"-Rasthof liegt, auf die A6, wo ich mir an einer Raststätte für 12 € die nötige Autobahnvignette (Gültigkeit 10 Tage) holte.
Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich finde den Vorschlag von der CSU, in Deutschland eine Vignetten-Pflicht für ausländische Besucher einzuführen, wirklich gut. In unseren Nachbarländern wird die Praxis bereits seit Jahren durchgeführt und die Autobahnen sind in erstklassigem Zustand.
So auch die Autobahn 5, als direkte Weiterführung der A6 in Tschechien. Dass ich mich in einem anderen Land befand merkte ich nicht nur an den abweichenden Farben der Hinweisschilder und Wegweiser (grün-weiß für Autobahn, blau-weiß für reguläre Straßen), sondern auch an den Nummern der Abfahrten, die nicht wie in Deutschland durchnummeriert sind. Da kommt nach Abfahrt 134 schon Abfahrt 127, dann 117, 100, usw.
Zum Glück hatte ich mir die Nummer meiner Abfahrt (86) gemerkt, ebenso den Weg nach Pilsen (immer geradeaus und im Kreisel die dritte Ausfahrt, welche ich dank eines schnellen Spurwechsels auch noch im ersten Versuch erwischte).
An der Grenze stand auch ein Hinweisschild mit den erlaubten Höchstgeschwindigkeiten und ich tat mein Möglichstes, mich daran zu halten. Zumal ich in Pilsen auch an zwei Blitzern vorbeifuhr.
Meinen Weg in Pilsen selbst hatte ich mir im Vorfeld bei Google Maps anzeigen lassen und entsprechend verändert (die Straße am Festivalgelände entlang war für die Dauer des Selbigen eine Einbahnstraße, weshalb man einen Umweg durch die Stadt nehmen musste), ausgedruckt und zusammen mit meinem persönlichen Spielplan der Bands auf beiden Festivals einlaminiert, so dass ich jetzt einfach nach Karte fahren konnte.
Bevor jemand fragt: Ja, ich kann Karten lesen und nein, ich besitze kein Navi.

Zu meiner eigenen Überraschung kam ich ohne mich zu verfahren am Festivalgelände an und parkte meinen "Yellow Bastard" am Rand der Parkwiese, die weiter hinten schon ziemlich sumpfig wirkte.
Es war wieder ca. 05:00 Uhr in der Früh und ich begab mich wieder einmal auf meinen bekannten Schlafplatz auf dem Beifahrersitz.

Nach dem Aufwachen gegen 11:00 Uhr und den oben bereits beschriebenen Frühaktivitäten ging ich die paar Meter zum Festivalvorgelände, wo ich bereits einen ersten Eindruck der vielfältigen Speisen auf diesem Festival bekam. Mehr davon später.
Da weder an der Bändchenausgabe, noch an der Wechselkasse (Die gute Frau war erstaunt, dass ich gleich 300 € zum Kurs von 1:27 gewechselt haben wollte. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich über das Festival hinaus noch in Pilsen bleiben würde.) nennenswerte Schlangen waren, hatte ich noch genügend Zeit zum Auto zurückzukehren, ein weiteres Bier (Export in der Pils-Stadt! Ein Frevel, ich weiß.) zu trinken und etwas zu lesen.
Gegen halb eins ging ich dann zurück und betrat zum ersten Mal das eigentliche Festivalgelände, ein Amphitheater.
Da der sandige Boden noch relativ matschig war und ich wenig Lust hatte, diesen Matsch im Auto zu haben (trotz stetigem Wechsel von normalen zu Festivalschuhen und zurück), zog ich meine blauen Einmalüberzieher an, die mir schon auf diversen Festivals die Füße trocken und Zelt bzw. Auto sauber gehalten hatten.
So gerüstet ging es in die erste Reihe, denn den Auftakt sollten ein paar alte Bekannte machen: WINTERSTORM.
Tatsächlich erkannten mich der Bassist und, wie ich am darauf folgenden Tag erfuhr, auch der Sänger wieder.

Wie erobert man ein Publikum in einem Land, in dem man zum ersten Mal auftritt?
- Mit guter Musik?
Natürlich, und die hatten WINTERSTORM auch im Gepäck.
- Die Nähe zum Publikum suchen?
Auch das gelang, auch wenn zwischen der eigentlichen Festivalbühne und dem Fotograben noch ca. fünf Meter Steinbühne lagen, die zur eigentlichen Bühne dieses Amphitheaters gehört. Heisst ja nicht, dass man als Gitarrist nicht auch auf dieser spielen kann/darf.
- Eine Ansage in der Landessprache machen?
Kein Problem, wenn man einen Bassisten mit tschechischen Wurzeln hat. Ich weiß zwar nicht, was er sagte, aber den tschechischen Fans schien es gefallen zu haben. Der Applaus war auf jeden Fall danach lauter als vorher.

Die folgende Umbaupause nutzte ich für enen kleinen Rundgang durch de Location.
Die erhöhten Sichtgelegenheiten (so will ich mal alles, was nicht Stehplatzbereich direkt vor der Bühne war, zusammenfassen) war in drei Bereiche aufgeteilt.
Im unteren Bereich waren sämtliche Sitzplätze vorhanden und auch sehr gut gefüllt.
Darüber befand sich ein Zwischengang, mit etwas nach unten versetzten Bierständen.
Das zweite Drittel sollte laut Festivalplan auch mit Sitzplätzen versehen sein. Die paar Bretter, die allerdings noch vorhanden waren, wirkten fast schon fehl am Platz in dieser Wüste aus Steinstümpfen.
Der zweite Zwischengang beherbergte die Händlermeile, sowie den Stand, an dem man leere Becher gegen Pfand wieder zurückgeben konnte.
Das obere Drittel war reine Rasenfläche, an die sich auf dem oberen Rand das Geländes die "Fressmeile" erstreckte, die um einiges vielseitiger war, als ich es von deutschen Festivals kannte.

Gewappnet mit einem doppelten Chickenburger, der besser schmeckte als er aussah, und einem frischen Bier (Preis 30 - 40 Kronen + 50 Kronen Pfand) setzte ich mich dann auf eine der weinigen freien "Bänke" im zweiten Drittel und schaute mir DELAIN an.
Ich kannte und mochte im Vorfeld einen Song von ihnen und dabei sollte es nach diesem Auftritt auch bleiben. WITHIN TEMPTATION-Klon bleibt nunmal WITHIN TEMPTATION-Klon. Dass der Keyboarder früher mal selbst bei jener Formation in die Tasten griff, machte es nicht gerade erträglicher.

Da es jetzt wieder stärker anfing zu regnen und ich auf GRAVE genauso viel Lust hatte wie am Vortag, ging ich zurück zum Auto um die Zeit sinnvoll, sprich lesend zu nutzen. Auch hier hielt ich noch kurz am Merchandise-Stand an, um mir das Festival-Shirt zu holen.

Da der Regen nicht rechtzeitig nachlassen wollte, die Passage in meinem Buch gerade so spannend war und ich die REITER bereits am Vortag erlebt hatte, ging ich erst wieder aufs Gelände, als sie bereits halb fertig waren. Sänger FUCHS machte die selben Ansagen wie am Vortag, nur auf englisch, was wenig Sinn machte, da die Texte größtenteils auf deutsch waren. Egal, die Leute gingen trotzdem ab.

Die Wolken auch und vorrübergehend kam sogar die Sonne heraus. Natürlich zum absolut unpassenden Zeitpunkt, schließlich spielten als nächstes MAYHEM, die Urväter des Black Metal.
Eigentlich nicht meine Musik, aber ich war gespannt darauf, diese Legende zu sehen und vor allem die Show ihres extrovertierten Frontmannes ATTILA CSIHAR.
Dieser kam in einer Art Priestergewand auf die Bühne (in der Vergangenheit auch schon mal als Baum oder Elefantenmensch) und hatte an Utensilien einen blutigen Galgenstrick, ein grundsätzlich verkehrt herum gehaltenes Doppelkreuz und einen Totenschädel dabei, mit denen er ausgiebig poste, während er seine Hassbotschaften predigte. Zum Ende des Sets steckte er sogar das Mikro in den Schädel und sang die letzten drei Songs in diesen hinein. Hamlet lässt grüßen.
Der Rest der Band stand übrigens fast reglos an ihren Plätzen. Black Metal darf halt keinen Spaß machen.

Umso mehr Bewegung war im Anschluss bei BRAINSTORM auf der Bühne. Oder auch nicht, da Sänger ANDY B. FRANCK gefühlt den halben Auftritt lang auf der Absperrung stand und den Fans quasi direkt ins Gesicht sang. Genug Hit-Material hatten die sympathischen Schwaben auf jeden Fall dabei, nicht zuletzt durch ihr neues Album "Firesoul".
Trotzdem stellte ich mir im Vorfeld die Frage, ob BRAINSTORM der Position als Co-Headliner auch gewachsen wären.
Antwort: Waren sie.
Geile Performance aller Beteiligten mit ordentlich Spaß in den Backen, die bereits erwähnten Hits ("Fire walk with me" und "Shiva's Tears" gehörten zu den größten Abräumern) und nicht zuletzt die Ansagen ANDY B. FRANCKs sorgten für einen rundum gelungenen Auftritt. Demnächst diese Band bitte auch in Deutschland auf solche Positionen im Billing. Danke.

Über die Position von ALICE COOPER braucht man sich keine Gedanken zu machen. Weder in der Musikszene, noch auf irgendwelchen Festival-Billings. Der Mann ist an der Spitze zuhause und das bewies er mal wieder eindrucksvoll.
Während die ersten beiden Drittel seines anderthalbstündigen Auftritts eine erstklassige Rock'n'Roll-Darbietung waren, in der auch Klassiker wie "Hey Stoopid" und "Billion Dollar Babies" nicht fehlen durften, war das letzte Drittel eine COOPER-typische Theaterinszenierung, inklusive Zwangsjacke, Guillotine samt Enthauptung und Wiedererwachen in der Hölle, die mit "Feed my Frankenstein" startete.
Als er schließlich in der Hölle erwachte, erschienen im Hintergrund die Grabsteine von JIM MORRISON, JOHN LENNON, JIMI HENDRIX und KEITH MOON und ALICE spielte ein Medley aus Songs dieser vier Legenden, bevor es als Zugabe "School's out" hieß.

Für mich war dieser Festivaltag auch out und ich ging zurück zum Auto um die Rrückfahrt nach Geiselwind anzutreten.

Warum?

Das erfahrt ihr nächste Woche im zweiten Teil dieses Frontberichtes.

Bis dahin:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine FLOP 5 der Stände, die ich auf diesen Festivals vermisst habe.

Platz 5: Bullshirt
Platz 4: Metalbörse
Platz 3: Art Worx
Platz 2: Nuclear Blast

und

Platz 1: Black Heart

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Cloud connected" von IN FLAMES

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (14.06.14)
Du trägst einen "Hut" und trinkt kurz nach dem Aufstehen ein Bier?
Was kommt als Nächstes? Dein Auto ist ein 1999er Opel Kadett und Deine Hemden sind von Walbusch?

Frontbericht: wieder sehr gerne gelesen!
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