BlackHört
Un-Erhörtes aus der Musikwelt
Eine Kolumne von BLACKHEART
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BlackHört feat. ...
... Dieter_Rotmund
Der Kopfhörer
Frühjahr 2014, irgendwo in Nordbaden. Ich bin auf einer Preisverleihung, bei der Jugendlichen für ihre Leistungen Kopfhörer überreicht wurden. Die jungen Menschen sehen etwas unglücklich aus. Dabei finde ich, der die Jugendzeit lange hinter sich gelassen hat, die Kopfhörer recht schick. Darin liegt vermutlich das kleine Problem der Teens: Die Kopfhörer entsprechen vermutlich nicht genau dem, was im Moment "angesagt" ist.
Eines war mir in diesem Moment endgültig klar geworden: Die Bedeutung des Kopfhörers hat sich in den letzten Jahren fundamental geändert. Erste Beobachtung: Man trägt diese Kopfhörer meistens nicht auf den Ohren, sondern um den Hals. Denn der Kopfhörer hat aufgehört, ein Mittel dazu sein, Musik zu hören. Das ist – vor allem in der alltäglichen Öffentlichkeit - völlig zweitrangig. Er ist zum Ausdruck eines "stylischen" Lebensgefühls geworden. Seht her, soll der Kopfhörer ausdrücken, ich kenne mich mit der aktuellen, modernen Musik sehr gut aus – und Letzteres entspricht quasi einer Heiligsprechung im Jugendlichenmilieu. Warum ist das so?
Zunächst war er Erkennungszeichen derjenigen, die in Musiklokalen ("Clubs") für Geld die Tonträger wechselten und damit für die gewünschte Stimmung sorgen sollten. Das hieß (und es heißt vielleicht immer noch so) "Auflegen" und hat nichts mit der Beendigung eines Telefongesprächs zu tun. Die "Aufleger" (?) trugen während ihrer Tätigkeit diese recht klobigen Kopfhörer, offenbar ein wichtiges Werkzeug.
Früher nannte man solche Kopfhörer "Micky Mäuse", weil man – besonders wenn die Hörmuscheln schwarz waren – wie die bekannte Figur aus dem Disney-Ensemble aussah.
Das ficht den heutigen Kopfhörerträger nicht an, warum auch, niemand ist sich - ganz natürlich - ihrer albernen äußeren Erscheinung weniger bewusst als die Jugendlichen, das ist heute nicht anders als vor 20, 30, 40 usw. Jahren.
Die Kopfhörerträger wollen sich mit dem Tragen eines Kopfhörers in der Öffentlichkeit also nahe an ihre Helden und Vorbilder, den "Auflegern" stellen. Vermutlich hat die Hälfte der Träger nicht einmal ein Abspielgerät dabei. Wozu auch? Es ist überflüssig.
Aber nun ist es Januar und damit der kälteste Monat des Jahres - möge der Kopfhörer die Ohren unserer Jugendlichen ordentlich wärmen, dann hätte er sogar einen richtig praktischen Nutzen.
Meine TOP 5 der Sachen, von denen man warme Ohren kriegt:
Platz 5: Ein selbstgemachtes Kirschkernkissen aus Resten eines METALLICA-T-Shirts.
Platz 4: Ein Nacktfoto von Miley Cyrus.
Platz 3: ...wahlweise ein Nacktfoto von Robbie (nicht Robin) Williams.
Platz 2: Eine Spongebob-Wärmflasche
und
Platz 1: Das Spätprogramm des TV-Senders "sport1"