BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 23. Februar 2016, 00:05
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BlackHört feat. ...

... HJALMAR HESSE, Autor aus Kassel, der sich in seiner heutigen Gastkolumne mit den äußersten Extremen der Musik befasst.

Terror aus der Flüsterkiste

Heute kein Metal, tut mir leid... Aber keine Sorge: für jeden, der eine "auf die Fresse"-Attitüde mag, ist heute was dabei. Genauso wie man im Instrumentalen, (halb-)analogen nach diversen Subgenres auf die Untiefen von Death Metal stößt (oder Guttural Brutal Slamming Death Metal - das ist eigentlich eher 'n Bandname, wegen der wenigen Bands), so stößt man in der vollelektronischen Musik irgendwann auf Hardcore. Oder man guckt Lord of the Weed.

Wer nicht weiß wovon ich spreche, hört jetzt bitte auf zu lesen und füllt  eine unverzeihliche Bildungslücke (die wesentliche Szene ist gleich am Anfang, also keine Sorge).

Alle anderen kennen Gabber-Gandalf. Auch ich wurde von Gabber-Gandalf auf diesen Pfad geführt. Ich fand das gespielte Lied irgendwie ansprechend, extrem, roh, aber ansprechend. Die meisten Stücke in diesem Genre werden diesem Anspruch nicht gerecht – das muss man einfach sagen. Gabber-Gandalf jedoch hört etwas besonderes: "Extreme Terror" von DJ SKINHEAD. Für mich ein echter Geheimtipp. Der Typ rastet halt gerne aus, das passt zu der Musik: Geballer ab irgendwas bei 100bpm.

Im Wesentlichen fängt man also beim guten alten Techno an - der lebt nämlich in derselben Gegend und war natürlich auch der Wegbereiter, aus dessen Hörer- und Produzentenschaft dann die Hardcoreszene hervorging.
Mein Weg beginnt wie gesagt bei "Extreme Terror". Das Lied ist schneller! Das Subgenre heißt dann auch wirklich Gabber. Auf den Oberbegriff Hardcore kam ich erst mit “Thunderdome“. So heißt ein Musikfestival in den Niederlanden. War noch nie da, weiß nicht ob ich hin will, bin halt nicht so der Festivalgänger. Aber allem Vernehmen nach war das mal ein richtig großer Rave mit dick Gabber und Hardcore. Inzwischen gibt’s ja mehr als genug spacige Konkurrenz, die CDs sind also schön billig.

Nachdem ich herausgefunden hatte, dass eben jenes “Extreme Terror“ auf einer CD von "Thunderdome" zu finden war, hab ich im Internet geguckt: 2 Euro, 2 Euro Versand. Drauf geschissen, her damit.

Alter, ist da kranker Scheiss drauf. Nicht unbedingt als Kompliment. Das Geballer kann sterbenslangweilig sein. Aber wenn ihr mal so richtig scheisse drauf seid und die ganze Welt zusammenschreien könntet – dann könnt ihr Gabber anmachen, euch irgendwo entspannt hinsetzen und die Musik das Schreien übernehmen lassen. Natürlich gibt es auch freundlichere Noten, Partysongs gehören genauso dazu, aber das Wesentliche ist immer noch Adrenalin und Geschwindigkeit. Bei aller lyrischen Komplexität – es gibt auch Dinge wie Speed Metal, Death Metal und ähnliche Späße.

Death Metal - dafür hat der Raver alles mögliche mit Terror. Terrorcore z.B., irgendwo bei Speedcore, s.u. Unter diesem Genre kann man "Extreme Terror" auch gut einordnen. Steht auch im Namen. Was sich unter Terrorcore einordnen will, muss halt vor allem Terror machen. Ich find die musikalische Verarbeitung solcher Bedürfnisse viel besser als Sprenggürtel, geb ich zu. Außerdem mag ich die Art, auf die das Aggressive ins Extrem gezogen wird.

Vom Hardcore aus findet man noch eine andere neue Dimension: Geschwindigkeit - Speedcore, Splittercore, Extratone.

Speedcore und Splittercore mag ich irgendwie. Je schneller es wird, desto mehr versucht der Komponist, Tonfarben und Samples noch wahnsinniger, die Thematik noch perverser zu machen. "Schwanzgefecht – Zwangsbeglückung" - Splittercore, die Musik passt viel zu gut zum Titel. Spätestens wenn Elemente aus dem Noise dazukommen, ist die wesentliche Aussage mindestens ein bisschen psychotisch. Manchmal steht auch irgendwas mit Psychose im Titel, warum warten?

Extratone hat mir gezeigt, dass man interessante Spielchen mit der menschlichen Wahrnehmung spielen kann, dass die Technik eben über Menschliche Sinneswahrnehmungen hinausgreifen kann. Trotzdem kapier ichs bis heute nicht, auch wenn der  Wikipedia-Artikel darüber durchaus Sinn macht. Ich mags einfach nicht.

Eine Sache ist mir dabei ins Ohr gestochen - ich hör ja schließlich auch gern mal 'ne Runde Metal. RAMMSTEIN ist ultimativ, DIO war ein echter Gott des Gesangs, JUDAS PRIEST sind geil, TENACIOUS D sollte eigentlich auch jeder Mensch auf diesem Planeten in seinem Leben mal kennenlernen.

Anderen Hörern dieser Musikstile elektronische Musik nahezubringen fällt aber oft schwer, bei Hardcore und co. sowieso. Wenn irgendjemand mal so richtig ordentlich hakken will und sein Bedürfnis dazu lautstark zum Ausdruck bringt, würde der Metalfan sich wohl eher angewidert abwenden. Aus den falschen Gründen vielleicht. 'N nervtötender aufgedrehter Typ, vielleicht noch mit irgendwelchen Aggressionen, geht eigentlich jedem auf den Sack.

Wer aber von da aus rumhatet und Aversionen gegen Raver welcher Art auch immer entwickelt, der vergisst eventuell dass die Wenigsten im Metal so richtig trve sein wollen. "True" schreibt man oft lieber mit "U". Vom Rock aus dringt man in schnellere, manchmal komplexere, oft auch finstere und aggressionsgeladene Tiefen vor.
Nichts Anderes kann man vom Techno aus machen. Ich hab in beiden Richtungen geilen Scheiss gefunden. Ich hab keinen Bock mich da zu entscheiden, auch wenn manche glauben sich da irgendwie entscheiden zu müssen.

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

Graeculus (69)
(23.02.16)
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