BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 19. April 2016, 00:02
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Skandal im Zerrbezirk

Ich hätte nie gedacht, dass ich der Anlaufstelle faschistischer Demagogen (AfD) einmal danken würde. Aber ohne sie würde es die heutige Kolumne nicht geben.

Hintergrund ist  diese Eingabe in die Hamburger Bürgerschaft, die den Auftritt der Punkband SLIME bei den jährlichen Feierlichkeiten zum Hafengeburtstag der Stadt verhindern soll.
SLIME sind eine der bekanntesten Bands, die Hamburg genreübergreifend hervorgebracht hat. Deshalb treten sie auch bereits seit Jahren bei dieser Veranstaltung auf und bislang hat sich niemand darüber beschwert. Bis jetzt.
Natürlich kommt eine solche Eingabe von der Neo-NSDAP, etwas Anderes erwartet man von einer rechten Partei auch nicht.

SLIME-Sänger DIRK "DICKEN" JORA sieht die Sache allerdings relativ gelassen. Laut  seiner Aussage spielen SLIME den Song "Bullenschweine" schon seit Jahren nicht mehr. Der andere Song, auf den in der Eingabe Bezug genommen wird ("Deutschland muss sterben") ist im Jahr 2000 vom  Bundesverfassungsgericht als Kunst anerkannt worden. Da er außerdem nicht auf dem Index steht, ist er vollkommen legal und absolut legitim, dass die Band ihn auch spielt.
"DICKEN" freut sich sogar über die unerwartete Werbung für SLIME und auch deren neuen Song "Sie wollen wieder schießen (dürfen)", der sich auf die Aussagen von AfD-Vize-Chefin BEATRIX VON STORCH bezieht.
Somit schießt sich die AfD selbst ins Bein und beweist wieder einmal, dass sie zu nichts zu gebrauchen ist. Vor allem nicht zum regieren. Allenfalls um sich über sie lustig zu machen. Oder als Vorlage für Kolumnen wie diese.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP/FLOP 5 der Bands, die ebenfalls aufgrund von politischen Vorgängen nicht auftreten durften/wollten.

Platz 5: Die NWoBHM-Legende SAXON wurden aufgrund ihres Songs "Crusader" vom "Dubai Desert Rock" Festival wieder ausgeladen.

Platz 4: Aus Protest gegen den "Public Facilities Privacy and Security Act", ein homophobes Gesetz, das Anfang April diesen Jahres in einigen US-Bundesstaaten verabschiedet wurde, sagte BRYAN ADAMS ein Konzert in Biloxi, Mississippi ab.

Platz 3: Der Musiker KLAUS RENFT wurde während seine Karriere insgesamt fünf mal in der DDR verboten.

Platz 2: Einige Tage vor ADAMS sagte BRUCE SPRINGSTEEN aus den gleichen Gründen wie dieser ein Konzert in Greensboro, North Carolina ab.

und

Platz 1: Die iranische Band CONFESS kann nicht nur nicht in ihrem Heimatland auftreten, zwei ihrer Mitglieder sitzen sogar wegen Gotteslästerung, systemkritischer Agitation, der Bildung eines illegalen Untergrund-Labels im "satanischen Metal- und Rock-Stil", sowie dem Schreiben antireligiöser, atheistischer, politischer und anarchischer Texte in der Todeszelle. Zudem hätten sie Interviews mit verbotenen, ausländischen Radiostationen geführt, was dort ebenfalls nicht gerade gern gesehen wird.

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Slam Jam" von THE WWF SUPERSTARS feat. BRET "THE HITMAN" HART, THE BRITISH BULLDOG, "MACHO MAN" RANDY SAVAGE & THE UNDERTAKER

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (19.04.16)
Rein handwerklich gesehen, würde ich anfangs des Textes nicht so sehr auf die AfD schimpfen, sondern einfach (wie im weiteren Verlauf des Textes) mehr die Fakten sprechen lassen - da wird einem die AfD auf dem ganz natürlichem Weg des gesunden Menschenverstandes unsympathisch.
Graeculus (69)
(19.04.16)
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