BlackHört

Rocker und die Rente revisited.

Vor über zwei Jahren hatte ich  an dieser Stelle schon einmal über anstehende Abschiede großer Rockbands kolumniert.
Inzwischen ist vieles von dem, was ich damals sagte, eingetroffen, sprich etliche große Namen haben Abschiedstourneen angekündigt.

Oder sie, wie im Falle von MÖTLEY CRÜE bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Das letzte Konzert, das die legendären Sleaze Rocker jemals in der bekannten Urformation (Sänger VINCE NEIL, Bassist NIKKI SIXX, Schlagzeuger TOMMY LEE, Gitarrist MICK MARS) unter dem Namen MÖTLEY CRÜE gespielt haben, fand am vergangenen Silvester auf dem Sunset Strip in Los Angeles statt. Ein vor der Tour von allen Mitgliedern unterzeichneter Vertrag verbietet es ihnen, jemals wieder gemeinsam als MÖTLEY CRÜE aufzutreten. Damit ist eine spätere Reunion (und sollte es auch nur für ein Konzert sein, wie letztens bei THE HELLACOPTERS auf dem Sweden Rock Festival der Fall) komplett ausgeschlossen.
Die Band begründete diesen Schritt damit, dass sie irgendwann nicht als eine Karikatur ihrer selbst auftreten wollen, weil sie die Shows körperlich und mental nicht mehr durchhalten können.
Gerade MICK MARS wird die nun CRÜE-freie Zeit genießen. Schließlich leidet er schon seit etlichen Jahren an einer seltenen Nervenkrankheit, die besonders seine Arme und Hände angreift und das Gitarre spielen fast unmöglich macht.
Die anderen Mitglieder werden aber auch weiterhin musikalisch aktiv sein.
TOMMY LEE ist schon seit einigen Jahren als Musiker und Produzent in diverse Projekte involviert, für NIKKI SIXX hat seine Zweitband SIXX:A:M nun absolute Priorität und Sänger VINCE NEIL tritt nun solo mit einem Best-of Programm von MÖTLEY CRÜE auf, u.a. im kommenden Jahr beim Bang Your Head!!!-Festival.

Auf genanntem Festival hatte ich im Juli die Möglichkeit zum letzten Mal TWISTED SISTER live zu erleben. Ich hatte sie zwar schon zwei Mal an gleicher Stelle live gesehen, aber eine Abschiedstour ist vom Emotionalen her noch mal etwas ganz anderes. Etliche Leute um mich herum, die in den Achtzigern mit TWISTED F*cking SISTER aufgewachsen sind, konnten sich die eine oder andere Träne nicht verkneifen.
"40 and f*ck it!" war zwar das Motto der Tour, die auch auf Wacken Halt machte, aber den Fans dürfte dieser Abschied definitiv nicht egal sein. Das aus vollen Kehlen mitgegrölte "We’re not gonna take it" brachte die Meinung der Fans zum Abschied mehr als deutlich zum Ausdruck und zeigte, welche Lücken von solchen Bands hinterlassen werden.

Zumal parallel mit der "The End"-Tour eine weitere legendäre Band auf Abschiedsreise ist. Die Rede ist natürlich von BLACK SABBATH, die im Frühjahr 2017 in ihrer Heimatstadt Birmingham zum letzten Mal Klassiker wie "Iron Man", "War Pigs" und natürlich das legendäre "Paranoid" zum Besten geben werden.
Den einen oder anderen SABBATH-Klassiker wird man zwar auch in Zukunft noch im Live-Repertoire von OZZY OSBOURNE auffinden können, aber ohne Bassist GEEZER BUTLER und Gitarren-Gott TONY IOMMI kommt diese spezielle Magie einfach nicht rüber. Mal schauen, ob ich es zum Abschiedsgig nach Birmingham schaffe. Falls ja, ist ein Frontbericht natürlich Pflicht.

Definitiv keinen Frontbericht wird es von der Abschiedstour von MANOWAR geben. Die selbsternannten "Kings of Metal" werden in naher Zukunft ebenfalls ihre Kronen an den Nagel hängen. Und wie es sich für MANOWAR gehört, erfolgte die Ankündigung der Abschiedstour nicht ohne das dazugehörige rhetorische Brimborium.
Auf der vergangenen Tour hätte man die größte Produktion aufgefahren, die es in der Bandgeschichte jemals gegeben hätte (obwohl sie gerade in den glorreichen Achtzigern in weit größeren Hallen gespielt haben) und man könne sich nicht ständing immer wieder selbst überbieten. Was man natürlich nur für die Fans, nicht aber fürs eigene Ego machen würde. Deshalb soll es nun auf der Abschiedstour die ultimative MANOWAR-Vollbedienung geben.
Ich persönlich befürchte ja, dass es in Konzerte von über 5 Stunden länge ausarten wird, von denen Bassist JOEY DeMAYO gefühlt dreieinhalb Stunden mit pathetischen Reden vergeuden wird.
Die Realität hinter diesem Rückzug sieht aber anders aus. Die letzten MANOWAR-Alben waren alles andere als erfolgreich, die Konzertlocations wurden kleiner (wie oben schon angedeutet) und Gerüchte über angebliche Stimmprobleme von Über-Sänger ERIC ADAMS machten immer wieder die Runde. Angeblich soll er die letzten beiden Alben schon gar nicht mehr selbst eingesungen haben, sondern von einem italienischen Sänger ersetzt worden sein.
Für mich klingt es jedenfalls nach dem Versuch, mit der Marke MANOWAR noch einmal richtig Reibach zu machen, bevor es zu spät ist. Von mir jedenfalls wird diese Band keinen Cent mehr bekommen. Die sind seit 2008 bei mir unten durch.

Inwieweit die Karrieren von AEROSMITH und AC/DC durch sind, liegt im Bereich der Vermutungen. Nach einem schier endlosen Hin und Her über den Verbleib/Austritt/Rauswurf/doch nicht von AEROSMITH-Sänger STEVEN TYLER wurde kürzlich eine Abschiedstournee für 2017 angekündigt. Ob und wann diese realisiert warden kann, liegt aber zu einem Großteil auch an Gitarrist JOE PERRY, der letztens bei einem Konzert der HOLLYWOOD VAMPIRES (zu denen neben PERRY noch ALICE COOPER und JOHNNY DEPP gehören) wegen einem Herzstillstand zusammengebrochen ist. Der Zahn der Zeit nagt an uns allen.
Das mussten auch AC/DC in den vergangenen Jahren schmerzlich feststellen.
ANGUS YOUNG hat auf jeden Fall angekündigt, weiterhin Musik machen zu wollen. Ob unter dem Banner AC/DC ist allerdings fraglich. Gerüchteweise soll er mit AXL ROSE bereits an Songs für ein gemeinsames Projekt gearbeitet haben.
An die Rente denken die Beiden offenbar noch lange nicht.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der "alten" Bands, die noch lange nicht ans Aufhören denken.

Platz 5: METALLICA
Platz 4: SAXON
Platz 3: W.A.S.P.
Platz 2: IRON MAIDEN

und

Platz 1: JUDAS PRIEST

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Traitor" von TAROT