Film & Fußball
Eine cineastische Mannschafts-Kolumne
Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"
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Fight Club
von Dieter_Rotmund
Gastkolumnistin Nimbus über David Finchers gleichnamigen Film von 1999
Eigentlich wollte ich mir den Film noch mal ansehen, bevor ich eine Kolumne darüber schreibe. Doch ich verzichte darauf. Vermutlich ein fataler Fehler, weil er [der Film, Anm. des Kolumnenleiters]]über eine Genialität verfügt, die eh kaum einer versteht. Mir ist aber vermittelt worden, dass die Details gar nicht so wichtig sind, denn die meisten kapieren das Ende nicht.
Sollte ich mich also mit Details beschäftigen, oder einfach mal aufklären, dass es ein Film ist, der sich um Schizophrenie dreht?
Ich habe mich entschlossen, die Details mal herauszunehmen und das Ding etwas oberflächlicher anzugehen. Manchmal, so, ganz im Vertrauen, frage ich mich, ob ich einfach zu blöd bin, den Film zu kapieren, oder ich habe ihn verkannt und es gar nicht mitbekommen, oder einfach viel zu viel hineininterpretiert.
So sitze ich im Restaurant und spreche davon, eine Kolumne zu schreiben. Ich werde angesehen, als hätte ich sie nicht mehr alle. Mit großem Bedauern stelle ich fest, dass der Film sich nicht gerade großer Beliebtheit erfreut hat. Einer hat ihn gar nicht zu Ende gesehen, ein anderer sieht mich an, wie eine Ölgötze, als ich ihm mit der Genialität des Filmes und einer Form von Schizophrenie komme. Ich bestelle einen Wein, und denke, ein Wodka wäre jetzt auch nicht schlecht, bei soviel Dummheit. Vielleicht liegt sie ja auch bei mir, die Dummheit. Also einen doppelten, den ich nie bestellt habe.
Geschmäcker sind verschieden. Was ich für genial erkläre, ist für andere „Seife herstellen“. Dabei ist Ihnen wohl kaum klar, wie die Abartigkeit der Genialität besteht, das Hauptprodukt Fett aus den Abfällen eines Fettabsaugekrankenhaus – schöner ausgedrückt, einer Schönheitsklinik - zu entwenden. Natürlich illegal.
Ich mag die Vorstellung des Illegalen. Erstens ist es nicht so langweilig wie der Rest der konventionellen Welt und zweitens, damit Geld zu machen, hat so was Derbes, so was Verruchtes.
Da steht ein Mann, der alles perfekt in seinem Leben hat. Vom Job hin bis zur kleinsten Ikea perfekten Möbeleinrichtung. Das wird vermutlich das Problem gewesen sein, denn Ikea ist Schrott. Nicht einmal der blöde Melonenformer hat bei mir mehr als eine Tag überlebt, weil die schlechte Verarbeitung es nicht zugelassen hat. Ikea war ja vielleicht irgendwann mal gut. Aber wir, also so mein Ex und ich, hatten uns Kissenhüllen gekauft, die rissen grundlos irgendwann, und die Möbel, eine reine Katastrophe, wir hatten nicht viel von Ikea, da löste sich einfach die nachgemachte Holzschicht. Schrott.
Doch darum alleine geht es nicht. Es geht um einen Menschen, der alles hat und feststellt, doch nichts zu haben. Vielleicht wäre er besser mal in den Puff gegangen, stattdessen suchte er sich einen anderen Kick.
Ob es ein Kick war, ist in Frage zu stellen, doch Fight Club zeigt einfaltsreich, was mit sogenannten „perfekten“ Lebensideen passieret, wenn eines plötzlich im Vordergrund steht, die Einsamkeit der heutigen Ich Gesellschaft.
Jemand der „alles“ hat, ist auf der Suche nach mehr. Das liegt in der Struktur des Menschen. Wenn Schlaflosigkeit einen prägt, weil man unglücklich ist, vor lauter unverstandenem Dasein, muss sich was überlegen.
Die Hauptfigur, genial gespielt von Edward Norton, findet sich wieder in Selbsthilfegruppen, die alle nicht zu ihm passen. Doch es zeigt ganz klar das Gesellschaftsmanko auf, dass der der Einsamkeit. Da wird er verstanden, da ist er bedeutend, während er sonst einfach nur Alltag pflegt, der ihn zum Wrack seiner selber macht. Andere bekommen Burn out, er erlebt es anders.
Dann trifft er auf Brad Pitt, fragt mich bloß nicht, wie die im Film heißen, ich könnte es nachlesen, aber das ist unwesentlich. Fakt ist, er ist die Person, die ihm zu einem anderen Menschen machen, einem, der der Spießbürgerlichkeit und der Oberflächlichkeit des Daseins entfliehen.
Er schlägt sich mit ihm, einfach so, ohne Böse auf den Anderen zu sein. Das gibt ihnen einen Kick. Sie werden eins, und fühlen sich wohl, so wie sie leben. Die Fight Club-Idee, wo jeder kommen kann, wenn er nur darüber schweigt hat was Geniales an sich, so, wie wenn Edward Norton sich selber verprügelt und den Chef dafür anschwärzen könnte und dabei ist, doch aus Kulanz und Angst vor einem Rechtstreit ihn kündigt, mit voller Lohnfortzahlung. Ich sitze daneben, grinse mir einen, und denke, gewusst wie. Doch der Film geht weiter.
Brad Pitt ist seine Wunschvorstellung. Sein „Ich möchte gern“ ich. Vom aussehen und allem weiteren. Es gibt ihn gar nicht. Er hatte sich selbst geschlagen in seinem Wahn einer Schizophrenie die sehr ausgeprägt war.
Letztendlich ist es ein Schlag gegen die Gesellschaft, er lässt seine eigene Wohnung abbrennen, weil er dieser Ikea getreuen Welt; mit allen Konventionen einfach entliehen will und so sieht dann auch seine Liebhaberin aus. Er verachtet einerseits, was er tut und andererseits liebt er es.
Der Mensch braucht eben Abendteuer und keine Konventionen…. Ich frage mich immer wieder, warum noch keine Guillotine aufgebaut worden sind, um dem Wahnsinn ein Ende zu nehmen.
Denn was sind wir denn heute noch? Sklave von Recht und Unrecht, der kein eigenes Leben mehr hat, sondern getrimmt wird auf „Normal sein“. Immer mehr wird der Mensch eingepfercht. Man darf dies nicht, man darf das nicht und wird zu Marionetten eines Alltags, der im Anschluss krank macht. Der Eine wird Schizophren, der Nächste bekommt das Burnout-Syndrom. Ich verkenne das persönlich. Da bin ich Arsch. Aber es ist ungelogen eine Folge dessen, was die sogenannte Zivilisation mit einem anrichtet. Unkonventionell ist wohl der bessere Weg. Aber da ich deshalb ein Gebäude in die Luft sprenge, wie am Ende Norton, erfordert wohl eine andere Denke. Es ist immer noch, auch wenn der Film älter ist, Zeitgeist, der unsere, der auf den Punkt gebracht wird, inklusive aller Folgen, die den Geist in Krankheit verführen.
Die meisten Menschen sehen ihn nur mit dem Hintergrund des Prügelstoffs an. Vermutlich der einzige Weg ihn in Amerika verfilmen zu können und ihn in die Kinos zu bringen. Schaut doch mal genauer hin!
Ein hervorragender Film, der ein „Ich“ sein zeigt, was bei vielen verloren zu sein scheint – sich daher Schlussendlich der Schizophrenie bedient um dem allem zu entfliehen.
Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag
(24.07.12)
Einen gemeinsamen Nenner könnten wir drei vielleicht trotzdem finden: Dass Fight Club gute Unterhaltung ist. Nicht mehr und nicht weniger.
(24.07.12)